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Torhüter des 1. FC KölnWie Timo Horn sich mit der Rolle als Reservist abfindet

Lesezeit 4 Minuten

Timo Horn 

Köln – Timo Horn hat auch in Bochum die Nähe zu seiner Mannschaft gesucht. Obwohl der Torhüter im Spieltagskader des 1. FC Köln fehlte, begleitete er den Fußball-Bundesligisten zu seinem zweiten Auswärtsspiel des Jahres ins Ruhrgebiet. Im Kreise der FC-Verantwortlichen verfolgte der 28-Jährige von der Tribüne aus, wie die Geißböcke am Ende einer schwierigen Englischen Woche ein etwas glückliches 2:2 beim Neuling ergatterten. Mitzufahren, ohne im Aufgebot zu stehen, ist eine Seltenheit im Profisport. Doch Horn hatte bereits in den Wochen zuvor ganz im Sinne des Teamgedankens gehandelt, als er seinen Heimatverein trotz Knieverletzung stets auch in der Ferne vor Ort die Daumen drückte.

Horns Vertrag läuft bis 2023

Dieses Mal aber war die Konstellation eine grundlegend andere. Trainer Steffen Baumgart hatte am Tag zuvor öffentlich verkündet, dass Timo Horn seinen Platz zwischen den Kölner Pfosten mindestens bis zum Ende der laufenden Saison wird räumen müssen. Ursprünglich hatte Baumgart die mit großer Spannung erwartete Torwart-Frage erst in der aktuellen Länderspielpause beantworten wollen. Doch nachdem Horn nach wochenlanger Verletzungspause krankheitsbedingt auch das eigentlich ihm zugedachte Pokalspiel gegen den Hamburger SV verpasste, zog Baumgart seine Entscheidung vor. Auf einen „Eiertanz“ hatte der für Klarheit stehende 50-jährige Fußballlehrer keine Lust. Seine Wahl fiel auf Herausforderer Marvin Schwäbe (26). Horn sei darüber „natürlich enttäuscht“, ließ Baumgart wissen.

Timo Horn: Eine Ikone im Tor des 1. FC Köln

Damit ging im FC-Gehäuse zumindest vorläufig eine Ära zu Ende. Neuneinhalb Jahre hatte der gebürtige Kölner Horn das Tor der FC-Profis gehütet. Begonnen hatte alles mit dem fünften Abstieg der Vereinsgeschichte, als das Eigengewächs im Zuge des Neuaufbaus die Nachfolge von Michael Rensing übertragen bekam. Es war der Beginn einer langen Reise mit Auf- und Abstiegen, aus der die Teilnahmen an den Olympischen Sommerspielen 2016 und der Europa League ein Jahr später als Höhepunkte hervorstechen. 327 Pflichtspiele sind es am Ende geworden seit Horns Debüt am 5. August 2012 zum Start der Zweitliga-Saison bei Eintracht Braunschweig (0:1).

Mehr Fehler, weniger Rückhalt bei den Fans

Der Rückblick fällt wechselhaft aus. Nach verheißungsvollen Jahren, die den ehemaligen U21-Nationalkeeper laut träumen ließen von einer Berufung ins A-Team, geriet seine Entwicklung irgendwann ins Stocken. Womöglich auch, weil stets ein echter Konkurrent gefehlt hatte. Horn wurde anfälliger für Fehler, der einstige Publikumsliebling verlor auch bei den Fans an Rückhalt.

Der FC handelte spät, im vergangenen Sommer dann aber gleich doppelt. Die Installation von Uwe Gospodarek als neuen Torwarttrainer für den umstrittenen Andreas Menger sowie die Verpflichtung des Kopenhagener Meisterkeepers Marvin Schwäbe als Konkurrenten auf Augenhöhe tat dem Rondorfer spürbar gut. Horn musste fortan schwer schuften für die Beibehaltung seines Stammplatzes, den er bis zu seiner Knieverletzung Ende November beim Spiel in Mainz (1:1) durch ordentliche Leistungen behauptete.

Marvin Schwäbe nutzte seine Chance am Geißbockheim

Mit Horns Zwangspause schlug die Stunde Marvin Schwäbes. Der gebürtige Dieburger, der am Geißbockheim als Torhüter für die Pokalspiele begonnen hatte, legte mit dem 4:1 im Derby gegen Borussia Mönchengladbach ein Traum-Debüt hin. Einen schweren Fehlgriff leistete er sich in seinen elf Einsätzen nicht. Obendrein bewies er mit dem Ball am Fuß überdurchschnittliche Qualitäten. Dass Schwäbe von seinen Vorderleuten immer wieder als Anspielstation einbezogen wird, ist ein Zeichen großen Vertrauens.

Zäsur im Kölner Gehäuse

Als Steffen Baumgart ihn nun offiziell zur neuen Nummer Eins ernannte, war die Freude naturgemäß groß bei dem 26-Jährigen: „Für mich persönlich fühlt sich das sehr, sehr gut an, dass die Entscheidung im Tor zu meinen Gunsten ausgefallen ist. Ich habe versucht, meine Leistung zu bringen. Daher bin ich jetzt sehr glücklich und versuche, das zu bestätigen.“ Im Moment des persönlichen Triumphes bewies Schwäbe jedoch auch ein feines Gespür für die brisante Situation, die nichts anderes ist als eine Zäsur im Kölner Gehäuse und ein schwerer Schlag für seinen Rivalen, dem vorerst nur Einsätze in Testspielen bleiben werden. „Timo Horn ist eine Vereinsikone. Er hat hier neuneinhalb Jahre im Tor gestanden. Daher tut es mir natürlich leid für ihn“, würdigte der bisherige Vertreter die Verdienste des kölschen Jungs. Dennoch müsse er auf sich schauen, sagte Schwäbe noch.

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Auch wenn die Fronten im Kölner Tor vorerst geklärt sind, bleibt die Konstellation spannend. Spätestens im Sommer stellen sich neue interessante Fragen. Vor allem diese beiden: Wird Marvin Schwäbe seinen Status als Nummer Eins über die aktuelle Saison hinaus behalten? Und: Wäre Timo Horn überhaupt bereit, eine mögliche zweite Spielzeit in Folge auf der Reservebank zu verbringen? Sein gut dotierter Vertrag endet im Sommer 2023. Nun steht der Torwart am Scheideweg.