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1. FC Köln im DFB-PokalSchmerzhafter Blick in die jüngere Historie

Lesezeit 4 Minuten
Der bislang letzte Triumph: Stephan Engels hält 1983 den Pokal in die Höhe. Links ist Siegtorschütze Pierre Littbarski zu sehen.

Der bislang letzte Triumph: Stephan Engels hält 1983 den Pokal in die Höhe. Links ist Siegtorschütze Pierre Littbarski zu sehen.

Der 1. FC Köln hat viermal den DFB-Pokal gewonnen und stand insgesamt zehnmal im Finale. Das ist allerdings alles schon ein Weilchen her.

Ein Blick in die Historie des DFB-Pokals beweist, welch ruhmreicher Club der 1. FC Köln ist. Viermal konnten die Geißböcke den seit 1935 ausgetragenen Wettbewerb gewinnen, zehnmal standen sie im Finale — alleine neunmal nach Einführung der Bundesliga im Jahr 1963. Die Geschichte zeigt aber auch gnadenlos auf, dass die ruhmreichen Zeiten des FC weit zurückliegen. 1983 gab es den bislang letzten Pokalsieg im Stadtduell mit Fortuna Köln (1:0) und im Finale standen die Kölner letztmals 1991. Es setzte eine 4:5-Niederlage im Elfmeterschießen gegen Werder Bremen und seitdem warten die Fans darauf, dass sich Geschichte wiederholen kann –selbst wenn man es mit dem FC hält.

Die Zeit nach dem traumatischen Erlebnis gegen Werder mit Andrzej Rudy und Pierre Littbarski als Elfmeter-Fehlschützen ist weitgehend geprägt von Enttäuschungen und Blamagen. Bis zum Jahr 2000 schied der FC mit einer Ausnahme immer vorzeitig aus und leistete sich dabei Niederlagen gegen Zweitligist MSV Duisburg (2. Runde/1992/93), Regionalligist Bayern München II (3. Runde/1993/94), Oberligist Beckumer SV (1. Runde/1995/96) sowie die Zweitligisten FSV Zwickau (2. Runde/1996/97) und SSV Ulm 1846 (1. Runde/1997/98).

Siggi Reich beendet Traum vom Finale gegen Gladbach

Die Ausnahme bildete das Jahr 1995, als der FC bis ins Halbfinale vordrang und dort a als haushoher Favorit den damals noch in der Zweiten Liga beheimateten VfL Wolfsburg in Müngersdorf empfing. Noch heute berichten FC-Fans von ihrem grenzenlosen Frust nach der 0:1-Niederlage, die Siggi Reich vor 36 000 Zuschauern mit seinem Treffer besiegelte (20.).

Viele Kölner Anhänger hatten sich damals schon vor dem Halbfinale mit Tickets für den Show-down im Berliner Olympiastadion eingedeckt, in dem mit Borussia Mönchengladbach der Erzrivale wartete und es Revanche für die unvergessene Endspiel-Niederlage aus dem Jahr 1973 geben sollte. Jenes Endspiel, in dem sich der von Gladbachs Trainer Hennes Weisweiler auf die Bank verbannte Günter Netzer in der Verlängerung selbst einwechselte und mit dem „Tor des Jahres“ den 2:1-Siegtreffer erzielte.

2010 zum bislang letzten Mal im Viertelfinale

Nach einer weiteren unliebsamen Erstrunden-Überraschung gegen Oberligist 1. FC Magdeburg im Wettbewerb 2000/01 (1. Runde/2:5) schafften es die Kölner 2002 noch einmal ins Halbfinale (1:3 n.V. gegen Bayer Leverkusen) und 2003 als Zweitligist ins Viertelfinale (0:8 gegen Bayern München). Es folgten peinliche Erstrunden-Pleiten gegen Kickers Offenbach (2005/06) und die Amateure von Werder Bremen (2007/08), ehe der FC 2010 zum bislang letzten Mal in der Runde der letzten Acht stand und sich mit dem 0:2 beim damaligen Zweitligisten FC Augsburg eine weitere Blamage einhandelte.

14 Jahre ist das nun schon her und mittlerweile müssen die Kölner Fans froh sein, wenn ihre Lieblinge mal die ersten beiden Runden überstehen und ins Achtelfinale kommen. So wie in der Saison 2020/21, als der FC mit dem Zweitligisten Jahn Regensburg ein eigentlich machbares Los erwischte, aber mit 5:6 nach Elfmeterschießen scheiterte.

Auch Steffen Baumgart bekommt es nicht hin

Selbst mit Erfolgscoach Steffen Baumgart wollte es nicht klappen. Der Trainer verzockte sich 2021/22 in seinem „Lieblingswettbewerb“ mit der Aufstellung und musste im Achtelfinale als Erstligist eine 4:5-Heimniederlage nach dem unvergesslichen Fehlversuch von Florian Kainz im Elfmeterschießen gegen den Zweitligisten Hamburger SV einstecken.

Ein Jahr später war für Baumgart und sein Team bereits in der ersten Runde Endstation. Wieder ging es nach Regensburg und wieder hatte der Zweitligist im Elfmeterschießen das bessere Ende für sich. Und in der vergangenen Saison gehörte das 2:3 in der zweiten Runde beim 1. FC Kaiserslautern zu den größten Enttäuschungen in der Ära Baumgart. Die lange in der Saison vom Zweitliga-Abstieg bedrohten Pfälzer schafften danach den Sprung bis ins Endspiel nach Berlin, während der FC einmal mehr damit hadern musste, was möglich gewesen wäre.

Am Sonntag in der ersten Runde in Sandhausen

Die Kölner haben großen Nachholbedarf im DFB-Pokal und nehmen am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) bei Drittligist SV Sandhausen den nächsten Anlauf. „Ich würde doch gerne in die nächste Runde kommen“, sagte FC-Sportchef Christian Keller in dieser Woche. Ein Bedürfnis, das gleich drei Wünsche auf einmal erfüllen könnte. Die Geißböcke würden nach zwei sieglosen Zweitliga-Spielen den kompletten Fehlstart in die neue Saison vermeiden, die Prämie von 209 453 Euro für die erste Runde verdoppeln und den Traum von ruhmreichen Zeiten im DFB-Pokal wieder aufleben lassen.