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Bei Rückkehr nach KölnBaumgart überrascht mit Defensivtaktik und spendet Trost

Lesezeit 3 Minuten

Tröstende Geste: HSV-Trainer Steffen Baumgart nimmt nach dem Abpfiff seinen ehemaligen FC-Schützling Linton Maina in den Arm.

HSV-Trainer Steffen Baumgart setzt an seiner ehemaligen Wirkungsstätte auf eine biedere Spielweise. Doch der Erfolg gibt ihm recht.

Im Moment des Triumphes an seiner ehemaligen Wirkungsstätte bewies Steffen Baumgart Haltung. Während die Ersatzspieler des Hamburger SV mit dem Schlusspfiff jubelnd auf den Rasen rannten, verzichtete der ehemalige Trainer des 1. FC Köln auf emotionale Gesten und spendete erst einmal Trost. Baumgart reichte seinen einstigen Schützlingen die Hand, nahm sie in den Arm und nutzte die persönlichen Gespräche für aufbauende Worte. Gleichzeitig fiel eine enorme Last von ihm ab. „Es kann sich jeder vorstellen, dass ich nicht nur angespannt war, sondern auch eine gewisse Aufregung hatte. Ich glaube, das hat man mir auch angesehen“, sagte der 52-Jährige, der „keinen Hehl“ daraus machte, dass die Rückkehr in die Domstadt „etwas Besonderes“ für ihn gewesen sei.

Baumgart ließ durchblicken, sich im Vorfeld des Wiedersehens mit der alten Liebe Gedanken darüber gemacht zu haben, wie ihn das Publikum in Müngersdorf in Empfang nehmen würde. Beim Verlesen der Hamburger Mannschaftsaufstellung brandete bei Baumgarts Namen zwar kein Applaus auf, andererseits setzte es auch keine Pfiffe. Die kassierte stattdessen Ex-FC-Stürmer Davie Selke bei seiner späten Einwechslung. „Ich freue mich, dass es mir gegenüber keine negative Stimmung gab. Das musst du denke ich erstmal hinkriegen. Daher war es ein gelungener Tag, auch mit dem Ergebnis“, zeigte sich Baumgart erleichtert.

Dafür war richtig gut, was Verteidigung angeht, und das musst du machen in der 2. Liga.
Steffen Baumgart, Trainer Hamburger SV

Die stimmungsvolle Ouvertüre vor dem Anpfiff mit FC-Hymne und Choreografie auf der Südtribüne hatte Steffen Baumgart erstmalig aus der gegnerischen Coachingzone heraus verfolgt. „Es war schön, wieder hier sein und die wie immer super Stimmung erleben zu dürfen. Dafür waren beide Fanlager verantwortlich“, lobte Baumgart auch die vielen Tausend Anhänger des HSV, die den 2:1-Sieg im Duell der Aufstiegsanwärter noch lange nach Spielende feierten.

Zustande gekommen war der Erfolg durch einen ungewohnt biederen Spielstil, mit dem Baumgart selbst seinen Ex-Club überraschte. „In den zweieinhalb Jahren unter Steffen haben wir nicht einmal so tief gestanden“, wunderte sich FC-Kapitän Timo Hübers. In Köln war Baumgart zum Fanliebling geworden, weil er selbst gegen favorisierte Kontrahenten offensiv ausgerichteten Fußball spielen ließ. „Auch als Trainer, glaube ich, entwickelt man sich ja irgendwie weiter. Dann war es heute ein etwas anderer Ansatz, eine andere Idee. Und ja, das Ergebnis gibt ihm leider recht. Ich glaube, alle anderen Statistiken nicht“, sagte Hübers über den möglichen Wandel Baumgarts.

Wir haben ein Spiel gewonnen, was ein bisschen anders gelaufen ist, als jeder erwartet hat.
Steffen Baumgart

„Wir haben ein Spiel gewonnen, was ein bisschen anders gelaufen ist, als jeder erwartet hat“, bestätigte Steffen Baumgart, dessen Mannschaft nach dem Ballbesitzfußball der vergangenen Saison deutlich mehr Wert auf Defensivarbeit legte. „Wir haben versucht, die Räume hinten dicht zu halten und dem Gegner nicht die Möglichkeit zu geben, an die zweiten Bälle und in die Tiefe zu kommen“, erläuterte der HSV-Trainer, der einräumte, dass es sein Team nach der 2:0-Pausenführung durch Doppeltorschütze Ransford Königsdörffer offensiv nicht mehr gut gemacht habe. „Dafür war richtig gut, was Verteidigung angeht, und das musst du machen in der 2. Liga.“ Die vergebene Kölner Doppelchance aus der dritten Minute und den postwendenden Hamburger Führungstreffer bezeichnete Baumgart als mitentscheidend für den Ausgang des Spiels. „Sonst wäre der Plan vielleicht nicht aufgegangen.“