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Mitgliederversammlung1. FC Köln halbiert seine Schulden und stärkt das Eigenkapital

Lesezeit 4 Minuten
Das Podium auf der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln mit dem Vorstand um Präsident Werner Wolf, den drei Geschäftsführern und den Vorsitzenden des Mitgliederrates.

Das Podium auf der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln mit dem Vorstand um Präsident Werner Wolf, den drei Geschäftsführern und den Vorsitzenden des Mitgliederrates.

Geschäftsführer Philipp Türoff hat am Dienstagabend auf der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln erneut positive Geschäftszahlen präsentieren können. Das Eigenkapital der Geißböcke steigt auf 26 Millionen Euro.

Philipp Türoff hatte ein Lächeln auf den Lippen, als er das Rednerpult in der LanxessArena betrat. Der Finanz-Geschäftsführer des 1. FC Köln hatte beste Nachrichten mit im Gepäck und holte sich seinen verdienten Lohn ab. Der 48-Jährige heimste prasselnden Applaus der rund 1500 anwesenden Mitglieder ein, nachdem er auf der Jahreshauptversammlung die Bilanz des Geschäftsjahres 2023/24 offen gelegt hatte, denn der „Sanierungsfall FC“ bewegt sich weiter mit großen Schritten auf dem Weg der wirtschaftlichen Erholung.

Die 1. FC Köln GmbH&Co. KGaA hat trotz eines im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangenen Umsatz von 159 Millionen Euro ein Jahresergebnis von 11,8 Millionen Euro nach Steuern erwirtschaftet. Die Verbindlichkeiten sinken damit auf 37,8 Millionen Euro, das Eigenkapitals steigt auf 26 Millionen Euro.

Als Türoff am 1. Januar 2022 seinen Job als Finanz-Geschäftsführer beim antrat und bis Ende März Alexander Wehrle ablöste, sah es düster aus für den FC. Durch die Folgen der Corona-Pandemie stand der Club letztlich bilanziell mit 66 Millionen Euro in der Kreise. Rechnet man die im Voraus verfrühstückten Sponsoring-Einnahmen hinzu, was unter anderem nötig war, um im Lizenzierungsantrag bei der Deutschen Fußball Liga ein positives Eigenkapital vorweisen zu können, beliefen sich die Schulden sogar auf rund 80 Millionen Euro.

Wir alle dienen dem FC mit dem Ziel, sportlichen Erfolg zu organisieren. Das ist die oberste Priorität.
Philipp Türoff, Finanz-Geschäftsführer 1. FC Köln

„Es ging um die Existenz. Wir waren kurz davor, ein negatives Eigenkapital zu haben. Das hätte weitreichende Folgen gehabt“, erklärte Türoff die Situation in einem Interview mit dem „kicker“. Inzwischen liegt die Eigenkapitalquote wieder bei 28 Prozent und die Schulden sind mehr als halbiert.

„Wir sind heute wirtschaftlich wesentlich gesünder als vor zwei Jahren. Die Schulden wurden reduziert, das Eigenkapital gestärkt“, sagte der Geschäftsführer nicht ohne Stolz. Zumal der GmbH&Co. KGaA in der aktuellen Saison erstmals die vermarkteten Sponsoringerlöse wieder in voller Höhe zur Verfügung stehen und nicht wie in den Vorjahren bereits vorher ausgegeben sind.

Steffen Baumgart hat großen Anteil

Großen Anteil an der rasanten Konsolidierung haben Steffen Baumgart und sein Call Center. Der Ex-Trainer führte die Geißböcke nach dem Fast-Abstieg 2021 gleich in seiner ersten Saison in die Europa Conference League und sorgte so für einen unverhofften Gewinn.

Nicht zu vergessen, dass Baumgart und sein Trainerteam die bereits abgeschriebenen Spieler Salih Özcan und Anthony Modeste wieder zu absoluten Leistungsträgern aufbaute, sodass sie dem FC am Ende der Spielzeit 2021/22 durch ihren Wechsel zu Borussia Dortmund zusammen rund zehn Millionen Euro Ablösesumme einbrachten.

Türoff dankte in seiner Rede auch den Fans und mittlerweile 140.000 Mitgliedern, den Partnern im Sponsoring, den Finanzierungspartnern sowie den Partnern in der Stadt Köln, den Mitarbeitern, Gremien und Vorständen: „Wir alle dienen dem FC mit dem Ziel, sportlichen Erfolg zu organisieren, das ist die oberste Priorität. Wirtschaftliche Stabilität ist dafür eine nicht zu unterschätzende Voraussetzung“, betonte der Geschäftsführer.

Die wirtschaftliche Gesundung in höchstem Tempo bedeutet, dass der FC ganz grundsätzlich wieder kreditwürdig ist, was für den Bau des neuen Leistungszentrums am Geißbockheim von entscheidender Bedeutung ist. Immerhin belaufen sich die Kosten für dieses Vorhaben geschätzt auf mehr als 40 Millionen Euro. Die Kölner haben zudem auf dem sportlichen Sektor wieder größere Handlungsspielräume.

Mehr Handlungsspielräume auf dem Transfermarkt

Nachdem Türoff und sein Geschäftsführer-Kollege Christian Keller der Sanierung höchste Priorität einräumten und damit auch den Bundesliga-Abstieg mitzuverantworten haben, weil sie weniger Geld für neue Spieler ausgegeben und das Gehaltsniveau im Kader auf niedrigerem Niveau angepasst haben, sind sie in der Lage nach Ablauf der Transfersperre am 1. Januar 2025 wieder mehr Geld für Transfers in die Hand zu nehmen. Und darüber hinaus auch in der Sommer-Transferphase vor der Saison 2024/25. Es ist davon auszugehen, dass die Verantwortlichen den direkten Wiederaufstieg zumindest finanziell voll durchplanen.

11,8 Millionen Euro Gewinn

Dass der Gewinn für das abgelaufenen Geschäftsjahr sich wie im Vorjahr auf etwa zwölf Millionen Euro beläuft, ist insofern ein bemerkenswertes Ergebnis, weil der FC in der Abstiegssaison ohne Sondererlöse wie die Conference League oder Spielerverkäufe auskommen musste. Die Kölner können sich also wieder aus ihrem operativen Geschäft speisen und ihren Fokus voll auf den sportlichen Erfolg richten.

Trotz des Abstiegs in die 2. Bundesliga und den damit um etwa 40 Millionen Euro sinkenden TV-Einnahmen erwartet der FC auch für das kommende Geschäftsjahr einen Gewinn, der dann allerdings nur im einstelligen Millionenbereich liegen wird. Gute Aussichten, um alles in die Waagschale zu werfen und den sportlichen Erfolg zu finanzieren. Der Sanierungsfall 1. FC Köln ist jedenfalls erst einmal Geschichte und darauf wird sich Philipp Türoff nach der Vorstellung der erfreulichen Zahlen am Dienstagabend sicher auch ein Kölsch gegönnt haben.