München/Bonn – Nein, Spieler und Trainer hatten noch überhaupt keinen Bock auf Sommerpause. Statt dessen wehrten die Telekom Baskets am Samstagabend im Play-off-Halbfinale beim Stand vom 0:2 in einem bravourösen Fight den ersten Matchball von Bayern München ab und verkürzten mit einem 86:84 (24:20, 21:20. 19:23, 22:21)-Auswärtserfolg in der Serie über maximal fünf Spiele auf 1:2.
Damit erzwangen sie eine vierte Partie, die schon am Pfingstmontag (18 Uhr) erneut im Münchner Audi Dome steigt. Sollte ihnen da der 2:2-Ausgleich glücken, hätten sie am Mittwoch (8. Juni) im entscheidenden fünften Spiel wieder Heimvorteil im Telekom Dome.
Baskets-Coach sieht Druck jetzt bei den Bayern
„Wir haben den Gameplan von der ersten bis zur 40. Minute eingehalten“, sagte ein sichtlich stolzer Baskets-Coach Tuomas Iisalo. „Der Druck liegt jetzt bei den Bayern, die nicht noch einmal nach Bonn fahren wollen“, blickte er schon auf Spiel vier. Bonns Center Michael Kessens, der nach null Punkten zur Pause in der zweiten Halbzeit mit 16 Zählern einer der Matchwinner war, meinte: „Wir haben es geschafft, unseren Basketball zu spielen und endlich mal so ein enges Spiel für uns zu entscheiden. Wir werden uns jetzt erholen und am Montag versuchen, Spiel fünf nach Bonn zu holen.“
Münchens Coach Andrea Trinchieri wirkte dagegen angefressen und kritisierte die Einstellung seiner Spieler: „Wir haben schlampig gespielt, Bonn war bei den Rebounds, den zweiten Chancen und den 50:50-Situationen besser – es war kein gutes Spiel von uns.“ Sein Fazit: „Die Bonner wollten den Sieg mehr. Und in den Play-offs gewinnt die Mannschaft, die es mehr will.“ Nick Weiler-Babb, mit 12 Punkten, fünf Rebounds und 6 Assists wieder einer der Münchner Leistungsträger, analysierte nüchtern: „Die Bonner haben mit mehr Energie gespielt. Wir brauchen am Montag mehr Siegeswillen, wenn wir gewinnen wollen.“
Tadda rettet den Sieg mit spektakulärem Block
Dieser unerschütterliche Siegeswillen war am Samstag tatsächlich der entscheidende Faktor, dass die von einer großen Bonner Fangruppe unterstützten Baskets alle Angriffe der Bayern abwehren konnten. Mehrfach schien es, als könnte die bajuwarische Star-Truppe die Gäste noch abfangen, aber die Baskets hatten immer eine bessere Antwort und schlugen zurück. Unter dem Strich eroberte die Iisalo-Truppe nach sieben Minuten beim 15:12 die Führung – und gab sie in den folgenden 33 Minuten bis zum Ende nicht mehr ab.
Im zweiten Viertel setzten sich die Bonner nach einem 10:0-Lauf sogar auf 13 Punkte ab (41:28), die Münchner konterten aber mit einem 10:2-Run zum 43:38. In der zweiten Halbzeit erhöhten die Gastgeber den Druck, konnten nach 29 Minuten zum 58:58 ausgleichen, eine Führung verhinderten die Baskets aber immer wieder mit ihrem unbändigen Einsatzwillen.
Bayern antworten mit wütenden Angriffen
Zu Beginn des Schlussviertels zogen sie sogar ihrerseits wieder zweistellig davon (75:65, 34.), die Bayern antworteten mit wütenden Angriffen. Sie konnten noch zweimal ausgleichen (81:81 und 84:84), aber den möglichen Siegwurf von Weiler-Babb entschärfte Karsten Tadda zwei Sekunden vor Schluss mit einem spektakulären Block.
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Wichtige Faktoren für den Auswärtssieg waren, dass Jawontae Hawkins (5 Dreier) und Jeremy Morgan (4) ihre Treffsicherheit aus der Distanz wiederfanden und Spielmacher Parker Jackson-Cartwright mit 15 Punkten, 6 Assists und 3 Rebounds von der Münchner Defense bei weitem nicht so kontrolliert werden konnte wie in Spiel eins und zwei.
Beide Trainer haben nun 48 Stunden Zeit, für Spiel 4 taktische Anpassungen auszutüfteln und kleine Überraschungen für den Gegner vorzubereiten.
Baskets (Punkte/3er): Kessens (16), Tadda (3/1), Kulvietis (5), Lypovyy (4), Bowlin (5/1), Hawkins (19/5), Morgan (17/4), Kratzer (2), Jackson-Cartwright (15); Rebounds: 40 (Kessens 8); Assists: 9 (Jackson-Cartwright 6); Trefferquote Feld: 45 % (30/67); Dreierquote: 38 % (11/29); Freiwurfquote: 65 % (15/23).
München (Punkte/3er): Weiler-Babb (12/2), Thomas (18/1), Hunter (8), Jaramaz (3/1), Lucic (14), George, Obst (5/1), Djedovic (14/2), Sisko (4), Radosevic; Rebounds: 39 (Hunter 6) Assists: 18 (Weiler-Babb 6); Trefferquote Feld: 46 % (33/71); Dreierquote: 24 % (7/29); Freiwurfquote: 73 % (11/15).