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Telekom bleibt SponsorBaskets peilen nach zweiter Niederlage fünftes Spiel an

Lesezeit 4 Minuten
Yago Mateus dos Santos geht zu Boden, nachdem TJ Shots II auf ihn aufeglaufen ist. Im Hintergrund steht Ulms Trainer Anton Gavel.

Brisantes Privatduell: Ulms Yago dos Santos (l.) konnte Bonns Spielmacher TJ Shorts durchaus erfolgreich provozieren.

Am Freitagabend könnte sich Ulm den Meistertitel schnappen. Doch die Bonner wollen ein fünftes Spiel erzwingen. Denn im Falle einer entscheidenden fünften Begegnung spräche die Historie für die Baskets.

Die Gemeinsamkeiten sind nicht zu übersehen. Sie sind sogar dermaßen offensichtlich, dass es dem neutralen Zuschauer schwer fällt, klar Position beziehen zu können. Das Finale um die Deutsche Basketball-Meisterschaft zwischen den Telekom Baskets Bonn und ratiopharm Ulm ist in erfrischend - und schreitet ihrem absoluten Höhepunkt entgegen.

Nach dem spektakulären 112:84-Kantersieg am Mittwochabend über den Hauptrundenprimus aus Bonn fehlt den Schwaben nur noch ein Sieg, um zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte den wichtigsten nationalen Titel zu gewinnen. Bonn, das in der nach dem Modus „best of five“ ausgetragenen Serie 1:2 zurückliegt, benötigt entsprechend zwei Erfolge, um genau das zu verhindern. Vor dem vierten Aufeinandertreffen am Freitag (20.30 Uhr/Magentasport) liegt der Druck allerdings bei Ulm, das fast dazu verdammt scheint, die Serie zu beenden. Denn im Falle einer entscheidenden fünften Begegnung spräche die Historie für die Baskets.

Seit Einführung der Playoffs in den späten 1980ern ging das Finale zehnmal über die volle Distanz, wobei sich jeweils das nach der Hauptrunde besser platzierte Team durchsetzte. Bonn startete von Platz eins, Ulm von Rang sieben aus in die Playoffs. Die Baskets nach der heftigen Abreibung in Spiel drei bereits abzuschreiben, wäre allerdings ein Fehler. „Wir spielen so lange weiter, bis wir rausfliegen oder die Meisterschaft gewinnen“, machte TJ Shorts gleich nach der höchsten Bonner Niederlage in dieser Saison eine Kampfansage für das zweite Duell im Ulmer Hexenkessel am Kuhberg.

Ich höre nur, wie unsere Fans uns unterstützen
Tj Shorts, Speiler der Telekom Baskets Bonn, über die Pfiffe der Ulmer Fans

Der amtierende Liga-MVP ist mehr denn je gefragt, mussten die Bonner am Mittwoch mit Kapitän Karsten Tadda, Javontae Hawkins (beide angeschlagen) und Michael Kessens (Sperre) gleich auf drei Spieler verzichten - und das in einer intensiven Finalserie. Wohlwissend um die kurze Bank der Baskets machten es sich die Ulmer Spieler zur Aufgabe, den Bonnern früh Fouls anzuhängen, um ihre Rotation und ihren Rhythmus zu brechen. Allen voran Yago dos Santos lieferte sich dabei ein hitziges Privatduell mit dem gleich großen Shorts (1,75 Meter), dessen Ausgang eng verknüpft mit dem der Serie ist.

Mit hautenger Verteidigung bugsierte Ulms Brasilianer den Baskets-Aufbau aus dessen Komfortzone, was Shorts einige unnötige Fouls einbrachte und dos Santos mit einem diebischen Grinsen quittierte. Shorts beschwerte sich mehrfach bei den Unparteiischen, wofür er bei jeder anschließenden Ballberührung mit gellenden Pfiffen des Ulmer Publikums bedacht wurde und am Ende der Partie ein Technisches Foul kassierte. Darauf angesprochen konstatierte der Linkshänder stoisch: „Das höre ich gar nicht. Ich höre nur, wie unsere Fans uns unterstützen, und ich höre, wie meine Familie in Kalifornien uns anfeuert.“

Statistisch geben sich Shorts (15,7 Punkte, 7,0 Assists) und dos Santos (14,0 Punkte, 6,7 Assists) wenig, weswegen die Baskets auf der Suche nach dem vielzitierten Zünglein an der Waage dringend fündig werden müssen. Hier ist die vielleicht größte Stärke des Kaders gefragt, aber auch das Fingerspitzengefühl von Coach Tuomas Iisalo. Mit Jeremy Morgan (15 Punkte, Spiel 1), Finn Delany (23, Spiel 2) und Tyson Ward (24, Spiel 3) lieferte neben Shorts bislang jeweils nur ein anderer Spieler offensiv ab. Die Bonner Hoffnungen ruhen auf einer schnellen Rückkehr von Hawkins und Coach Iisalo. Der Finne muss bessere Lösungen finden, um vor allem die durch Kessens umstrittene Sperre entstandenen Nachteile unter dem Korb kompensieren zu können.

Der früh in Foulprobleme geratene Center Leon Kratzer war am Mittwoch jedenfalls nicht genug, um den Ulmern im Rebounding entscheidend etwas entgegensetzen zu können.


Telekom bleibt

Die jüngsten Erfolge der Bonner Baskets haben zu einem Umdenken beim Hauptsponsor geführt. Nach einem Bericht des Bonner Generalanzeigers stockt die Deutsche Telekom ihr finanzielles Engagement beim Basketball-Bundesligisten zur Saison 2023/24 wieder um eine Million Euro auf, nachdem zunächst eine Kürzung bis hin zum Komplett-Rückzug geplant war. „Wir wollen den Basketball-Standort Bonn langfristig sicher und dem Verein im Profisport eine Perspektive geben“, erklärte Konzernchef Timotheus Höttges.