Wie haben die Bonner es zu ihrem ersten Champions-League-Titel gebracht? Unser Redakteur Bert Mark sieht zwei wichtige Voraussetzungen.
Kommentar zum ersten TitelTelekom Baskets sind noch nicht satt
Wer nach dem Erfolgsgeheimnis der Telekom Baskets sucht, muss nur ein Spiel oder ein Training besuchen. Dann sieht er die beiden Pfeiler, auf denen die Siegesserien und der Champions-League-Titel basieren: Trainer Tuomas Iisalo, der mit allen Facetten des modernen Basketballs arbeitet und sie stetig weiterentwickelt; und Spieler, die von der natürlichen Autorität des 40-jährigen Finnen gefangen sind.
Sie gehen für ihn durchs Feuer und ordnen ihre individuellen Ambitionen zu 100 Prozent den Zielsetzungen der Mannschaft unter. Das schließt ein, dass einem überragenden Solisten wie TJ Shorts im Team ohne Futterneid eine Sonderrolle zuerkannt wird. Jeder akzeptiert, dass der mit MVP-Auszeichnungen überhäufte Aufbauspieler auf dem Feld alle Freiheiten genießt und jeden noch so „verrückten“ Wurf nehmen darf – das macht ja seine Stärke und Unberechenbarkeit erst aus.
Sogar Verlängerung mit der Telekom ist nun möglich
Diese Mischung aus straffer Disziplin und genialer Individualität hat ein Team von einer solchen kämpferischen Schlagkraft geformt, das die Platzhirsche Alba Berlin und Bayern München in den beginnenden Playoffs mit höchstem Respekt auf diesen verschworenen Haufen blicken lässt. Sie ahnen: Diese Bonner haben ihren Erfolgshunger noch lange nicht gestillt und wollen auch im Kampf um die Meisterschaft auf Beutezug gehen.
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Der erste Titel in der Vereinsgeschichte ist aber nicht nur sportlich von besonderer Bedeutung. Nach zuvor acht Vizetiteln seit 1997 ist das bei den Fans so verhasste Etikett vom „ewigen Zweiten“ endlich abgestreift, das Trauma des so brutal verlorenen fünften Finales 2009 gegen Oldenburg hat seine einzig wirksame Therapie gefunden – einen Siegerpokal. Dazu spülen die Siegprämien der FIBA in Halbfinale und Finale 900.000 Euro in die Vereinskasse. Ein warmer Regen, der angesichts des angekündigten Rückzugs von Hauptsponsor Telekom die finanzielle Situation enorm stabilisiert.
Die Erfolgsserien und der Zuschauerboom mit seit Monaten fast nur ausverkauften Spielen könnten aber sogar in dieser Frage zu einer spektakulären Wende führen: Baskets-Boss Wolfgang Wiedlich deutete an, dass in der Chefetage des Magenta-Riesen ein Umdenken eingesetzt haben könnte. Möglich ist sogar, dass die Telekom kurz vor der angekündigten Scheidung die Partnerschaft verlängert und auf eine neue Basis stellt. Das wäre die Krönung einer einzigartigen Saison und könnte die Ambitionen für die nächsten Jahre weiter beflügeln