Die Telekom Baskets Bonn haben den ersten Titel ihrer Clubgeschichte gewonnen. Der Basketball-Bundesligist hat in Malaga das Finale der Champions League gegen Hapoel Jerusalem mit 77:70 gewonnen.
Champions LeagueTelekom Baskets Bonn feiern historischen Sieg
Von Jörg Bähren
In Bonn stoppten am Sonntagabend um 22:02 Uhr alle Uhren. Ein Beben ging vom spanischen Malaga aus quer durch ganz Basketball-Europa, ausgelöst von den Telekom Baskets. Die Bundesstädter sicherten sich nach einer umkämpften Partie gegen Hapoel Jerusalem mit 77:70 (14:7, 23:21, 20:27, 20:15) den Sieg in der Basketball Champions League (BCL) – und damit den ersten internationalen Titel der über ein Vierteljahrhundert währenden Vereinsgeschichte.
„Das ist alles völlig surreal. Genau dafür haben wir das ganze Jahr über gearbeitet. Mit diesem Titel schließt sich für uns der Kreis“, konstatierte TJ Shorts, der 29 Punkte auflegte, nach dem Schlusspfiff. „Über 500 Fans sind mit uns, für uns nach Spanien gereist, um uns das ganze Wochenende zu unterstützen. Dieser Sieg ist auch für sie, ist für die ganze Stadt.“
Auf nationaler Ebene konnte der Club bereits auf acht Finalteilnahmen um die Deutsche Meisterschaft (1997, 1999, 2001, 2008, 2009) sowie den Pokal (2005, 2009, 2012) zurückblicken. Im FIBA Europe Cup drangen die Magentafarbenen anno 2017 bis ins Halbfinale vor, mussten sich dort allerdings dem späteren Sieger Nanterre (Frankreich) um Heiko Schaffartzik geschlagen geben.
Erster Sieg für die Basketball-Bundesliga
Umso beeindruckender und verdienter ist es, dass Bonn am Ende der BCL-Saison 2022/2023 als erster deutscher Vertreter den auf Vereinsebene ranghöchsten FIBA-Wettbewerb gewinnen konnte – zuvor hatten Bamberg (2019) und Ludwigsburg (2018, 2022) am Final Four teilgenommen.
Der Weg ins Finale war sowohl für Bonn als auch Jerusalem steinig. In den Halbfinals mussten beide Mannschaften in Defensivschlachten viel investieren, um als Sieger vom Parkett zu gehen. Bonn schaltete mit 69:68 den Turnierausrichter aus Malaga aus, Jerusalem entthronte den amtierenden BCL-Champion aus Teneriffa (69:68). Im daraus resultierenden spanischen Duell um Platz drei behielt Teneriffa die Oberhand.
Den spielfreien Samstag verbrachten die Bonner Akteure mit einem komplett choreografierten Programm. Neben der taktischen Vorbereitung auf Jerusalem standen diverse weitere Termine wie eine Pressekonferenz und die offizielle Award-Zeremonie an. Bei dieser sahnen die Baskets – analog zur heimischen Bundesliga – gleich doppelt ab. Mit überwältigender Mehrheit der Stimmen wurde TJ Shorts zum „Most Valuable Player“, dem wertvollsten Spieler der Saison, gewählt.
Ehrungen für Shorts und Iisalo
„Dieser Award ist der Beleg dafür, dass wir ein starkes Team aus Coaches und Spielern haben, die an mich und meine Fähigkeiten auf dem Feld haben“, zeigte sich der 25-Jährige bescheiden und sorgte damit gleichzeitig für die Überleitung zu seinem Headcoach Tuomas Iisalo, der als „Trainer des Jahres“ ausgezeichnet wurde.
Die individuellen Qualitäten dieses Duos brauchte es für Bonn auch im Finale, in dem Jerusalem den Baskets alles abverlangte. Es dauerte bis zur Schlussphase, ehe die Magentafarbenen sich endgültig absetzen konnten. Dabei setzten neben dem überragenden Shorts Sebastian Herrera (11 Punkte) und Javontae Harris (13) die entscheidenden Akzente. Als der verletzte Kapitän Karsten Tadda mit TJ Shorts in Malaga den Pokal in den Konfetti-Regen hochreckte, feierten die Baskets-Fans in der Halle und 1400 im Bonner Telekom-Forum den größten Triumph der Clubgeschichte mit einem Meer aus Freudentränen.
Nach einer kurzen Nacht in Spanien geht es für die Rheinländer an diesem Montag zurück in die Heimat, wo alsbald die nächste Herausforderung wartet. Am Mittwoch steigen die Baskets in die Bundesliga-Playoffs gegen Chemnitz ein – der Spielbeginn ist für 19 Uhr angesetzt.