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Nach heftiger Fan-KritikFritz Esser wird doch nicht Medienchef beim 1. FC Köln

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Maskottchen Hennes vom 1. FC Köln mit einem Corona-Mundschutz

Köln – Fritz Esser wird in die Geschichte des 1. FC Köln eingehen. Nur nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Der 39-Jährige war noch nicht einmal 48 Stunden lang Mediendirektor des 1. FC Köln und das auch nur auf dem Papier. Die Geißböcke hatten am Montagmittag den exklusiven Bericht dieser Zeitung bestätigt, dass Esser zum 1. Mai 2021 die Nachfolge des im Spätsommer 2020 entlassenen Tobias Kaufmann antreten soll. Kurz vor dem DFB-Pokal-Achtelfinale des FC am Mittwoch bei Jahn Regensburg nahm der Fußball-Bundesligist seine Entscheidung zurück.

„Um weiteren Schaden vom 1. FC Köln abzuwenden, haben Vorstand und Geschäftsführung des 1. FC Köln sowie Fritz Esser entschieden, auf eine Zusammenarbeit zu verzichten. Obwohl wir Herrn Esser als integren Menschen mit demokratischem Wertegerüst kennengelernt haben“, erklärte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle zerknirscht. Da es sich um einen Arbeitsvertrag mit Probezeit handelt, entstehen für den 1. FC Köln nach Informationen dieser Zeitung keine Kosten.

Heftige Kritik der Fans

Am Montag hatte Wehrle sich noch auf seine neue rechte Hand gefreut: „Fritz Esser passt hervorragend zu uns. Er ist ein Profi als Journalist und als vielseitig erfahrener Kommunikationsexperte.“ Was der FC-Geschäftsführer da noch nicht wusste, brach kurz nach der Veröffentlichung der Personalie wie ein Orkan über das Geißbockheim herein. In den sozialen Netzwerken ergoss sich ein Shitstorm über Esser. Der gebürtige Kölner hatte sich in Tweets kritisch über die aktive Fan-Szene des FC („Schwachmaten“, „Chaoten“) geäußert. Als stellvertretender Leiter Politik und Wirtschaft der Bild-Zeitung hatte er sich zudem in Kommentaren für erzkonservative Werte stark gemacht. „Toleranz, Fairness, Offenheit und Respekt sind als zentrale Werte in der Charta des FC festgeschrieben. Sie sind das Leitbild für den gesamten Verein“, beschrieben Alexander Wehrle und FC-Präsident Dr. Werner Wolf die Diskrepanz.

Fehler bei der Auswahl

Die Club-Bosse mussten Fehler beim Auswahlprozess einräumen und entschuldigten sich bei ihren Mitgliedern und Fans: „Seit der Veröffentlichung haben uns Vorwürfe erreicht, die wir vorher hätten prüfen müssen. Daraus werden wir Konsequenzen ziehen.“ Es ist in Zeiten öffentlicher Transparenz längst Usus, dass in einem Bewerbungsverfahren die Aktivitäten der Kandidaten in den sozialen Netzwerken gecheckt werden. Jürgen Homeyer und Peter Hannen hatten dies als zuständige externe Berater versäumt. Vorstand und Geschäftsführung , die sich einstimmig für Esser entschieden hatten, hatten die Infos vor und in den vier Vorstellungsgesprächen aber auch nicht eingefordert. Sie waren offensichtlich davon ausgegangen, dass dieser Bereich durchleuchtet war.

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Fritz Esser fügte sich in die Entscheidung, wehrte sich aber gegen die Vorwürfe: „In sozialen Netzwerken wurde ich fälschlich als Nazi und AfD-Sympathisant beschimpft. Die Diskussionen um meine Einstellung lenken davon ab, worum es gehen sollte: den 1. FC Köln nach vorne zu bringen. Deshalb halte ich es für richtig, die Position nicht anzutreten.“ Der Schwiegersohn der 2016 verstorbenen FC-Legende Hannes Löhr stellte zudem klar: „Ich stehe hinter jedem Buchstaben der FC-Charta wie auch hinter der liberalen Grundordnung unserer Demokratie.“