Thomas Kraus, Co-Trainer des SC Fortuna Köln, über die Ziele des Südstadt-Klubs und das Spiel am Freitag gegen Gladbach II.
Fortuna Köln„Es werden so wenige Punkte zum Aufstieg reichen, wie seit Jahren nicht mehr“
Am Freitagabend (19.30 Uhr) empfängt der SC Fortuna Köln in der Regionalliga West Borussia Mönchengladbach II. Thomas Kraus (36) – langjähriger Spieler des 1. FC Köln II, von Fortuna und Gladbach II – ist inzwischen Co-Trainer des Südstadt-Klubs. Im Interview spricht Kraus über seine neue Rolle und die Ambitionen der Fortuna.
Herr Kraus, seit dem Ende Ihrer aktiven Karriere im Sommer sind Sie Co-Trainer des SC Fortuna Köln. Haben Sie sich mit Ihrer neuen Rolle zurechtgefunden?
Am Anfang war es schon eine Überflutung mit neuen Eindrücken und Aufgaben. Ich habe mir Spiel-Analyse-Methoden in ein paar Stunden angeeignet, für die andere einen zweiwöchigen Lehrgang besuchen (lacht). Aber genau das war mein Wunsch: Einfach ins Wasser springen und direkt in alles eingebunden werden. Mittlerweile habe ich meinen Rhythmus gefunden.
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Wie ist Ihre Rolle als Bindeglied zwischen Trainerteam und Mannschaft?
Es ist schon ein Unterschied, wenn man nach 18 Jahren Senioren-Fußball nicht mehr mit den Jungs in der Kabine sitzt, sondern mit den Trainern. Ich habe aber einen ganz guten Weg gefunden, dass die Spieler zu mir kommen, wenn sie etwas auf dem Herzen haben. Dass ich mit Menschen gut kann, ist eine Stärke von mir. Und es ist nach wie vor so, dass die Jungs weiterreden, wenn ich reinkomme (lacht). Ich bin ein geselliger Typ. Ich finde, dass man besser arbeitet, wenn man Spaß hat. Darum versuche ich auch, Niederlagen ins richtige Licht zu rücken und positive Dinge abzuleiten. Verlieren ist immer großer Mist. Aber davon geht die Welt nicht unter. Ich werde morgens regelmäßig von Spielern gefragt, wie man immer so gut drauf sein kann. Dann sage ich: Jungs, ihr könnt Fußball spielen. Es gibt Schlimmeres.
Sie haben eine Ihrer Stärken genannt. Jetzt bitte eine Schwäche.
Ich als Schiedsrichter im Training! Note 6, jede Woche, ich bin immer der Sündenbock (lacht). Ich habe die Schiris als Spieler so oft beschimpft – jetzt fliegt mir das um die Ohren. Ich sage den Jungs immer: Egal was passiert, spielt weiter. Ich bin der schlechteste Schiri, den es gibt.
Bekommen Sie den Schalter umgelegt, wenn es in der Kabine mal ernster zur Sache geht?
Wenn es darum geht, Spiele oder das Training zu analysieren oder Dinge auf dem Platz einzufordern, dann muss man diese Ernsthaftigkeit an den Tag legen, keine Frage. Aber das habe ich auch schon als älterer Spieler gut geschafft. Und meine Rolle als Co-Trainer ist dieser Rolle sehr ähnlich.
Für die Fortuna läuft es nach den hervorragenden Leistungen und Ergebnissen zum Saisonstart in den vergangenen Wochen nicht mehr so rund. Wo sehen Sie die Gründe?
Fußball hat immer auch etwas mit Matchglück zu tun. Über eine Saison hinweg gleicht es sich aus. Das Glück hatten wir am Anfang mit Sicherheit. Manchmal ist es dann so, dass du dir so einen Lauf erarbeitest. Dann waren wir im Flow. Zuletzt hatten wir das Glück in einigen Szenen nicht mehr. Aber wenn ich sehe, wo wir in der Sommervorbereitung waren und wo wir jetzt sind, dann bin ich sehr stolz auf den Weg. Die Art und Weise, wie wir arbeiten, trainieren und spielen, mit der kann ich mich absolut identifizieren. Das Gesamtbild gefällt mir einfach.
In der laufenden Regionalliga-Saison gibt es nicht das eine sportlich und finanziell dominante Team wie in den Vorjahren Dortmund II, Preußen Münster und Rot-Weiss Essen. Gibt es im Hinterkopf den Gedanken, dass diese Saison die eine ist, in der es eine Mannschaft wie Fortuna Köln schaffen könnte?
In dieser Saison werden in jedem Fall so wenige Punkte zum Aufstieg reichen, wie seit Jahren nicht mehr. Aber am Ende muss es die Mannschaft genauso verinnerlichen und sagen: In diesem Jahr kann es klappen! Diese Dynamik kann bei uns kommen, am ehesten natürlich durch Ergebnisse. Wir sind an jedem Spieltag geil darauf, das Spiel zu gewinnen. Und es liegt immer im Bereich des Möglichen! Wenn wir unsere Leistung auf den Platz bringen, kommen wir jedes Wochenende für drei Punkte infrage. Die Mannschaft, gegen die wir am ehesten über eine längere Zeit nicht gut ausgesehen haben, war Velbert. Nach der Halbzeit für 30 Minuten, aber richtig. Die sind Tabellenvorletzter. Da hätten wir auch nicht gewinnen dürfen, so ehrlich muss man sein. Haben wir dank zweier später Tore dann doch (mit 3:0, d. Red.).
Am Freitagabend ist Borussia Mönchengladbach II, Ihr Ex-Team, zu Gast im Südstadion (19.30 Uhr). Worauf muss die Fortuna achten?
Gladbach ist fußballerisch natürlich brutal stark, sie sind gespickt mit richtig guten Talenten. Es geht gegen Amateur-Teams immer darum, sie nicht ins Spiel kommen zu lassen. Wenn du die kicken lässt, dann kennen die Jungs keine Schmerzen, das kenne ich aus eigener Erfahrung. Die müssen Widerstände spüren – und natürlich müssen wir auch unsere fußballerischen Qualitäten auf den Platz bringen. Wenn uns das gelingt und wir im Abschluss wieder etwas zielstrebiger sind, dann bin ich optimistisch, was die drei Punkte angeht.