Der KEC sucht in der Playoff-Halbfinalserie gegen Ingolstadt nicht nach Entschuldigungen und präsentiert Lösungen.
Playoff-HalbfinalsKölner Haie sind schnell lernfähig – Grenier überzeugt

Andauernd in Jubellaune: Haie-Stürmer Alexandre Grenier (r.) hat sich mit neun Toren und fünf Vorlagen aktuell zum Playoff-Topscorer in der Deutschen Eishockey Liga aufgeschwungen. Foto: imago/Alexander Koch
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Die Kölner Haie sind spätestens am Sonntag mit dem 2:0-Erfolg beim ERC Ingolstadt in ihrem Playoff-Halbfinale um die Deutsche Eishockey-Meisterschaft angekommen und halten vor dem vierten Spiel der „best of seven“-Serie am Mittwoch (19.30 Uhr/Magenta Sport) in der mit 18.600 Zuschauern erneut ausverkauften Lanxess Arena das Momentum in ihren Händen. Um dort hinzukommen, musste der KEC allerdings einen allzu menschlichen Reflex erkennen und überwinden. „Die Spieler und sogar wir Coaches fangen nach verlorenen Spielen manchmal an, Entschuldigungen zu suchen“, erklärte Chefcoach Kari Jalonen und verwies auf das erste Spiel und den vielleicht wichtigsten Moment der Serie.
Die Haie hatten nach dem emotionalen Gewinn der Viertelfinal-Serie gegen Vorjahresfinalist Bremerhaven die Spannung verloren und waren vom Hauptrundensieger mit 0:7 abgewatscht worden. Jalonen vermied es nach der historisch hohen Niederlage, seine Profis zu kritisieren und machte niemanden außer sich selbst verantwortlich. „Wir haben richtig reagiert und wollten lernen, wie der Gegner spielt“, berichtete der 65-jährige Trainerfuchs von einer eingehenden Videoanalyse in Deutz und ergänzte: „Und ich kann sagen, dass die Jungs sehr schnell gelernt haben.“
Haie-Torwart Julius Hudacek mit wichtiger Rolle
Mit Jalonens Erfahrung und seiner taktischen Finesse fanden die Haie einen Weg, um die Offensivpower des ERC in kontrollierte Bahnen zu lenken. Lag die Ingolstädter Schusseffizienz zur Halbfinal-Eröffnung noch bei 20,59 Prozent (sieben Treffer bei 34 Torschüssen), rauschte sie in Spiel zwei auf 6,90 Prozent in den Keller (zwei Tore/29 Versuchen). Am Sonntag lag sie bei null Prozent (kein Treffer/39 Schüsse).
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Haie-Torwart Julius Hudacek wird also auch im weiteren Verlauf des Halbfinals eine gewichtige Rolle zukommen. Der Goalie hatte schon das Duell gegen Bremerhavens Kristers Gudlevskis für sich entschieden und steckte die vier Gegentore beim 0:7 im ersten Drittel von Spiel eins sachlich weg. Gute Voraussetzungen, um auch den Direktvergleich mit Ingolstadts Nummer eins Christian Heljanko für sich zu entscheiden.
Heljankos finnischer Landsmann Kari Jalonen war nach dem verpatzten Auftakt froh, dass sein Team nun wieder ernsthaft an das Endspiel um die Deutsche Eishockey-Meisterschaft glauben darf. „Wir haben die Denkweise im Halbfinale geändert und den Schlüssel gefunden“, berichtete Kari Jalonen.
Einer, der neben Hudacek und Verteidiger Brady Austin ein kleines Stück weit aus der starken Teamleistung herausragt, ist Alexandre Grenier, der aktuell Topscorer in den Playoffs ist und mit neun Toren und fünf Vorlagen sogar vor Wunderstürmer Ty Ronning von den Eisbären Berlin (sieben Tore, sechs Vorlagen) liegt. Der 33-jährige Grenier schießt seine Tore aber nicht nur für die Haie, sondern auch für seinen Sohn Tyler. Vor jedem Spiel fordert der älteste Filius des Kanadiers stets fünf Treffer von seinem Vater. Eine schier unlösbare Aufgabe, aber mit dem Dreierpack beim 5:2 im ersten Halbfinal-Heimspiel näherte sich der Rechtsschütze dieser Marke weiter an, nachdem er mit seinem Doppelpack beim entscheidenden 3:1 in Spiel sechs gegen Bremerhaven schon die Halbfinal-Tür für den KEC geöffnet hatte.
„Es ist egal, wer die Tore erzielt, das Team steht im Vordergrund“, betonte der routinierte und wuchtige Stürmer. „Wir haben gezeigt, dass wir widerstandsfähig sind“, hob Grenier die starke Antwort auf das 0:7 hervor und ergänzte: „Wir konnten unser Spiel stark entwickeln. Das ganze Team war beteiligt.“
Ein gutes Beispiel dafür ist Maximilian Kammerer, der seinen im Vergleich zur vergangenen Saison defensiveren Part akzeptiert und verinnerlicht hat. Der Flügelstürmer musste sich mit 13 Toren und 26 Assists nach der Hauptrunde zufrieden geben. „Unsere Reihe hat ein bisschen eine andere Rolle als die letzten Jahre“, merkte der 28-jährige Linksschütze an und ergänzte: „Ich glaube, dass wir den Job, der uns aufgetragen wurde, sehr gut erledigt haben. Wenn wir im Halbfinale sind, haben wir vieles richtiggemacht.“ Es geht eben immer um die richtige Reaktion. „Ob nach einem Sieg oder einer Niederlage“, wie Kari Jalonen wiederholt sagt.