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Deutsche Eishockey LigaKölner Haie wollen die Sorgen der Düsseldorfer EG vergrößern

Lesezeit 4 Minuten
Mit viel Erfahrung ins rheinische Derby: Haie-Torwart Julius Hudacek (r.) und Kapitän Moritz Müller (2.v.l.).

Mit viel Erfahrung ins rheinische Derby: Haie-Torwart Julius Hudacek (r.) und Kapitän Moritz Müller (2.v.l.).

Die Kölner Haie reisen am Wochenende als Favorit zu den Westderbys nach Düsseldorf und Iserlohn.

Ein Blick auf die aktuelle Tabelle der Deutschen Eishockey Liga (DEL) lässt im Westen der Republik Wehmut aufkommen. Mit der ruhmreichen Düsseldorfer EG und den Iserlohn Roosters zieren zwei der insgesamt drei DEL-Westclubs nach neun Spieltagen das Tabellenende. Nur vier Plätze davor rangieren die Kölner Haie, die damit ihren eigenen Ansprüchen für die Saison 2023/24 noch hinterherhinken, punktemäßig aber immerhin noch Anschluss an die Gruppe halten, die sich am Ende der Hauptrunde direkt für das Playoff-Viertelfinale qualifiziert.

Der Spielplaner hat nun für die Spieltage elf und zwölf vorgesehen, dass die Kölner ihre ersten beiden von insgesamt acht West-Derbys der Hauptrunde an einem Wochenende bestreiten. Das Team von Kari Jalonen tritt zunächst am Freitag (19.30 Uhr) im mit 13 102 Zuschauern ausverkauften Düsseldorfer PSD Bank Dome an und reist am Sonntag (16.30 Uhr/beide Magenta Sport) an den Seilersee zu den Roosters ins Sauerland. In beide Partien geht der KEC als Favorit.

243. rheinisches Derby

Im Mittelpunkt steht aber natürlich die „Mutter aller Derbys“. Zum mittlerweile 243. Mal kreuzen DEG und Haie die Eishockey-Schläger und die Bilanz ist nahezu ausgeglichen. 115 Düsseldorfer Siegen stehen 116 der Kölner gegenüber, elf Mal trennten sich die Erzrivalen unentschieden. Das war vor Einführung der DEL im Jahr 1994. Jene Zeiten, in denen Düsseldorf, Köln und Adler Mannheim die deutschen Meistertitel unter sich aufteilten.

Für Kari Jalonen und seinen DEG-Kollegen Steven Reinprecht ist es in ihrem jeweils erst zehnten DEL-Spiel das erste rheinische Derby. Die beiden Coaches bringen aus ihrer langen Karriere aber reichlich Erfahrung aus diversen Nachbarschaftsduellen mit.

Man spürt auf dem Eis, dass dies besondere Spiele sind.
Juhani Tyrväinen, Stürmer Kölner Haie

Genau wie Juhani Tyrväinen, finnischer Neuzugang der Haie: „Ich durfte in meiner Karriere schon einige Derbys spielen. Zu meiner Zeit bei Jokerit Helsinki waren die Stadtduelle mit IFK Helsinki immer etwas Besonderes. In Schweden war es dann das Nord-Derby mit Lulea gegen Skelleftea. Diese Spiele waren hart geführt und sehr emotional von den Fans begleitet. Man spürt auf dem Eis, dass dies besondere Spiele sind. Diese intensiv geführten Spiele mag ich sehr. Ich habe schon ein bisschen etwas über das Derby mit Düsseldorf gehört und freue mich auf das Duell“, sagte der KEC-Stürmer.

Der 34-Jährige könnte wie bei der 2:3-Niederlage nach Penaltyschießen gegen Tabellenführer ERC Ingolstadt mit Josh Currie und Parker Tuomie in einer Reihe auflaufen. Denkbar ist aber auch, dass einer der drei Neuzugänge und damit Derbyneulinge in die zweite Sturmreihe neben Louis-Marc Aubry und Maxi Kammerer rutscht. Eine Formation, die mit dem jungen Marco Münzenberger als drittem Element bislang unter ihren Möglichkeiten geblieben ist. Vor allem Kammerer scort noch nicht so wie in den beiden vorangegangenen Spielzeiten.

Wen Jalonen letztlich wo aufstellt, hängt davon ab, ob Tim Wohlgemuth und Hakon Hänelt ihre Comebacks feiern können. Die beiden Stürmer haben nach ihren Verletzungen diese Woche wieder mit der Mannschaft trainiert und wären auch Kandidaten für die vierte Reihe, in der die Youngster Kevin Niedenz, Elias Lindner und Robin van Calster zwar fleißig arbeiten, aber erst einen Punkt ins Haie-Scoring einbringen konnten.

Nick Bailen enttäuscht auch in dieser Saison

Fragen wirft auch in dieser Saison Topverteidiger Nick Bailen auf, der meilenweit von der Form entfernt ist, die ihn vor zwei Jahren zum besten DEL-Verteidiger werden ließ. Es ist sogar vorstellbar, dass Coach Jalonen den 34-jährigen US-Amerikaner als überzähligen Ausländer auf die Tribüne setzt. Zuletzt hatte es mit Brady Austin und Adam Almquist ebenfalls Verteidiger erwischt.

Über jeden Zweifel erhaben ist bislang die Topreihe des KEC. Gregor MacLeod (2 Tore/8 Vorlagen), Justin Schütz (6/4) und der aktuelle Topscorer der Haie, Alexandre Grenier (2/9), haben ihre gute Chemie aus der vergangenen Saison direkt wieder aufnehmen können und dafür gesorgt, dass die Haie trotz sechs Niederlagen in neun Spielen schon 13 Punkte gesammelt haben.

Der Tabellenletzte Düsseldorfer EG, bei der mit dem mittlerweile 37-jährigen Philip Gogulla ein langjähriger Haie-Stürmer (2004-2018) in seine womöglich letzte Saison geht, hat auf den schwachen Saisonstart reagiert und mit Tyler Gaudet einen erfahrenen Stürmer nachverpflichtet. Der 31-jährige Kanadier, der auf die Erfahrung von 20 NHL-Partien für Arizona und drei DEL-Spielzeiten bei den Wolfsburg Grizzlys und Adler Mannheim (132 Spiele/37 Tore/53 Assists) zurückblicken kann, wird am Freitag sein Debüt für die DEG feiern. Noch einer, für den es das erste rheinische Derby wird, das unabhängig von der Tabellenkonstellation das speziellste Spiel des deutschen Eishockeys bleibt.