- Am 18. September, und damit nur zweieinhalb Wochen nach Ablauf des Großveranstaltungsverbots, soll die Deutsche Eishockey Liga (DEL) einen Neuanfang wagen.
Köln – Philipp Walter sagt über sich selbst, ein grundsätzlich optimistischer Mensch zu sein. Damit verfügt der gebürtige Breisgauer über eine Eigenschaft, die ihm in Zeiten der Corona-Krise besonders nützlich sein kann. Mit dem Beschluss der Bundesregierung, zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie Großveranstaltungen bis mindestens Ende August zu untersagen, wird der Optimismus des Geschäftsführers der Kölner Haie allerdings auf eine harte Probe gestellt.
Denn die Zeit wird eng: Am 18. September, und damit nur zweieinhalb Wochen nach Ablauf des Großveranstaltungsverbots, soll die Deutsche Eishockey Liga (DEL) einen Neuanfang wagen und in die Spielzeit 2020/21 starten. „Ich hoffe, dass die Zeit für uns spielt und dass es ab September wieder einen Weg geben wird, Sportveranstaltungen mit Zuschauern durchzuführen – auch wenn die Gesundheit natürlich an allererster Stelle steht. Grundsätzlich ist es momentan aber schwierig, ein seriöses Statement zu diesem Thema abzugeben“, sagt Walter.
Andernfalls wäre eine Verlegung des Saisonstarts praktisch unumgänglich. Die DEL gehört nämlich zu denjenigen Profisportligen, deren Geschäftsmodell ohne Zuschauer nicht funktioniert. Die Einnahmen aus dem Eintrittskartenverkauf sind für die Clubs aus dem deutschen Eishockey-Oberhaus existenziell wichtig. Der TV-Vertrag allein reicht zum finanziellen Überleben bei weitem nicht aus. Mit dem Fernsehgeld in Höhe von 200.000 Euro, das jeder DEL-Verein pro Saison überwiesen bekommt, lässt sich zwar immerhin ein Topspieler bezahlen – mehr aber eben auch nicht.
20 Millionen Euro schwerer Schaden
Aus diesem Grund stellen – im Gegensatz zum Fußball – Geisterspiele ohne Zuschauer in der DEL eine maximal überbrückende Option dar. „Darüber herrscht ligaweiter Konsens“, bestätigt KEC-Chef Walter. Folglich wurde die Eishockey-Saison 2019/20 nach Abschluss der Hauptrunde und noch vor dem Start in die Playoffs abgebrochen, als sich das Coronavirus in Deutschland auszubreiten begann. Der DEL ist dadurch eigenen Angaben zufolge ein 20 Millionen Euro schwerer Schaden entstanden.
Und in Köln sind die Anhänger schon gar nicht wegzudenken. Mit durchschnittlich 13.333 Zuschauern pilgerten trotz des sportlichen Desasters so viele Besucher wie noch nie in der Historie des KEC zu den 26 Heimspielen der abgelaufenen Hauptrunde. Damit lagen die Haie im ligainternen Ranking vor den Eisbären Berlin (12.901) und Adler Mannheim (11.891) auf Platz eins. Europaweit erzielten nur der Schweizer Nationalligist SC Bern und der SKA St. Petersburg aus der russischen KHL noch bessere Werte. „Die Zuschauer-Einnahmen stellen für uns einen sehr wichtigen Baustein dar“, betont Philipp Walter.
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Auch deshalb werden die Haie im Falle eines verzögerten Saisonstarts und dann drohender Terminengpässe eine Lösung mit der Lanxess Arena finden müssen. Je nachdem, wie die geplante einheitliche, länderübergreifende Definition von „Großveranstaltungen“ ausfällt, könnten öffentliche Testspiele sowie das traditionelle Sommerfest des KEC zur Einstimmung auf die neue Spielzeit in diesem Jahr gefährdet sein. „Da werden wir unsere Aktivitäten gegebenenfalls anpassen müssen“, meint Walter.