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Kölner HaieJalonens Team spielt seriös und zielführend

Lesezeit 4 Minuten
Tor und Vorlage: Louis-Marc Aubry (hinten) und Maximilian Kammerer waren die Matchwinner gegen Wolfsburg.

Tor und Vorlage: Louis-Marc Aubry (hinten) und Maximilian Kammerer waren die Matchwinner gegen Wolfsburg.

Die Kölner Haie haben ein Sechs-Punkte-Wochenende hinter sich und sind auf Platz vier der Deutschen Eishockey Liga gesprungen.

Auch im Eishockeysport gibt es verschiedene Welten. Die Zahlen- und Ergebniswelt etwa kann offenlegen, wie sich Dinge über Zeiträume verändern. Bei den Kölner Haien gab es vor dem jüngsten Doppelspieltag in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) eine Statistik, die den punktemäßigen Ertrag in den vorherigen beiden Spielzeiten mit dem aktuellen Wert verglich. 17 Zähler, die der KEC im Herbst 2022 an den ersten elf Spieltagen unter Uwe Krupp geholt hatte, und 18 Punkte in der gleichen Zeitspanne 2023 ließen den Verdacht zu, dass in Deutz wenig Neues passiert ist. Schließlich hatte die Mannschaft des Krupp-Nachfolgers Kari Jalonen seit Saisonbeginn bei vier Siegen und sieben Niederlagen auch nur exakt 17 Zähler eingefahren.

Defensive Stellschrauben angezogen

„Trotzdem hat sich etwas verändert“, sagte Maximilian Kammerer nach seinem 400. DEL-Spiel am Sonntag. Der Jubilar konnte wegen des perfekten Wochenendes mit zwei dreifachen Punktgewinnen beim 2:0 in Bremerhaven und dem 2:1 zu Hause gegen Wolfsburg die Zahlenwelt ignorieren und auf eine spieltaktische Ebene kommen. „Wir mussten irgendetwas ändern und haben das auch getan“, dachte Kammerer an den schwachen Saisonstart und die Flut von 40 Gegentoren in den ersten elf Spielen.

Dass Chefcoach Jalonen und seine Profis die defensiven Stellschrauben anzogen und auf eine stabile Struktur fokussiert waren, zahlte sich beim Vizemeister an der Nordseeküste genauso aus wie gegen das viertbeste Offensivteam der Liga aus Niedersachsen. „Jetzt sind wir in der Defensive wirklich extrem konstant und extrem organisiert“, spielte Stürmer Kammerer auf die 31 meist ungefährlichen Bremerhavener Schüsse am Freitag und die 24 von Wolfsburg am Sonntag an. „So geben wir uns in jedem Spiel eine Chance, es auch zu gewinnen“, lobte der 28-Jährige.

Neben den mittlerweile wenigen Fehlern spielt Julius Hudacek die tragende Rolle im Defensivkonzept der Haie. Kommt mal eine Scheibe des Gegners durch, ist der viel Ruhe ausstrahlende Slowake zur Stelle. In allen sieben Spielen, in denen der 36-Jährige das Tor hütete, punkteten die Kölner auch. Hudacek ließ sich nach dem Sieg gegen Wolfsburg zu Recht von den Haie-Fans feiern und tanzte mit Maskottchen Sharky um die Wette.

Wenn ein Eishockeyspiel 2:1 endet, dann hat es alle Elemente, die ich sehen will.
Kari Jalonen, Cheftrainer Kölner Haie

Diese Spielweise des KEC mag nicht mehr so spektakulär wie noch zu Saisonbeginn sein, dafür ist sie aber seriös und zielführend. „Ich finde, wir waren über 60 Minuten geduldig“, beschrieb Kammerer als Schütze des 1:0 gegen Wolfsburg nach 86 Sekunden den weiteren Spielverlauf am Sonntag. Der Stürmer freute sich, dass viele „tiefgebrachte Scheiben“, aggressives „Hinterhergehen“ und etliche gewonnene Zweikämpfe den dritten Heimsieg der Saison und den ersten Erfolg gegen Wolfsburg nach zuvor drei Grizzly-Siegen begünstigt hatten. Dieses „relativ einfache Spiel“ mache die Kölner gerade so erfolgreich, hielt der Zehn-Punkte-Angreifer nach dem Sprung auf Platz vier der DEL-Tabelle fest.

Zahlen und Spieltaktik interessierten auch Kari Jalonen. Allerdings fand der neue finnische Chefcoach einen weiteren Ansatz in der Psychologie. „Wenn ein Eishockeyspiel 2:1 endet, dann hatte es alle Elemente, die ich sehen will“, meinte der 64-Jährige. Über die vielen Zweikämpfe, hohe Geschwindigkeit, gutes Schlittschuhlaufen und eine gute Struktur hinaus, brauche es für Siege in solchen Duellen eben „mentale Stärke“.

Vor der Pause noch in München und Iserlohn

Dass seine Mannschaft diese nach dem schwächeren Mitteldrittel und dem Wolfsburger Ausgleich durch Darren Archibald (40.) gefunden hatte, machte Jalonen stolz. „Als wir das zweite Tor im letzten Drittel gemacht haben, finde ich, dass wir sehr schlau gespielt haben“, attestierte er nicht nur Siegtorschütze Louis-Marc Aubry (50.), sondern dem gesamten Team eine reife Leistung. „Meine Mannschaft wird mehr und mehr erwachsen“, hielt Jalonen nach dem sechsten Sieg im 13. Spiel fest. Nicht wissend, dass die Kölner Haie 2024 jetzt auch deutlich über den Vorjahreswerten liegen. 2022 war an den Spieltagen zwölf und 13 nämlich kein Punkt dazu gekommen und 2023 „nur“ vier Zähler.

Vor der Deutschland-Cup-Pause gehen die Haie noch zweimal auf Reisen und wollen ihre Bilanz weiter aufpolieren. Am Freitag (14 Uhr) geht es schon zum zweiten Mal in dieser Saison zum EHC RB München in die neue SAP-Arena. Am Sonntag (19.15 Uhr/beide Magenta Sport) spielen die Haie in Iserlohn.