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Kein BefreiungsschlagLeverkusen und Wolfsburg trennen sich mit einem 2:2

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Leverkusens Moussa Diaby (l.) und Wolfsburgs Micky van de Ven kämpfen um den Ball.

Leverkusen – „Jeder spielt nur für sein Ego“ und „Leiharbeitermentalität“: Der Brandbrief des Fandachverbandes „Nordkurve12“ vor Bayer 04 Leverkusens Bundesliga-Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg hätte deutlicher nicht sein können. Nach dem 1:5-Debakel bei Eintracht Frankfurt und dem Absturz des Champions League-Teilnehmers auf Platz 16 könnte die Lage des hochambitionierten Werksclubs auch kaum nicht besorgniserregender sein. Die Fans empfingen den Mannschaftsbus dann am Samstag auf dem Weg zur Arbeit in die BayArena und machten vor, was es bedeutet, gemeinsam alles für den Verein zu geben.

Der Werkself war im Spiel das Bemühen durchaus anzusehen, die Forderung der Fans umzusetzen. Zu einem Befreiungsschlag reichte es aber bei weitem nicht. Jeremie Frimpongs Tor rettete Bayer beim 2:2 (1:1) zumindest einen Punkt, der etwas Hoffnung auf Besserung gab. So gab es nach 95 Minuten durchschnittlichen Bundesliga-Fußballs in all der Enttäuschung der bisherigen Saison immerhin freundlichen Applaus aus dem Leverkusener Block für die Spieler.

Bayer fand gut ins Spiel, ging energisch zur Sache

Die Werkself hatte sich vor dem Anpfiff geschlossen bei ihrem Anhang bedankt und einen Zwischenstopp vor der Kurve eingelegt Ein Akt des Zusammenstehens, den die Leverkusener Fans unter den 29.294 Zuschauern anschließend von ihrer Elf auch auf dem Feld sehen wollten. Nicht dabei war Patrik Schick. Der Torjäger außer Dienst hatte sich mit Adduktorenproblemen abgemeldet, hätte nach seinen jüngsten Nicht-Leistungen wohl aber auch gesund auf der Bank Platz nehmen müssen.

Bayer-Coach Xavi Alonso, der auf den gesperrten Piero Hincapie und Charles Aranguiz (Wadenprobleme) verzichten musste, schickte Schicks tschechischen Landsmann Adam Hlozek in die Sturmspitze, der von Amin Adli und Moussa Diaby flankiert wurde. Bayer fand gut ins Spiel, ging energisch zur Sache und hätte früh in Führung gehen müssen. Nachdem Diaby Wolfsburgs dem fallenden Micky van de Ven das Spielgerät an den stützenden rechten Arm geschossen hatte, pfiff Schiedsrichter Felix Brych Strafstoß und blieb auch nach Ansicht der Videobilder bei seiner diskussionswürdigen Entscheidung.

Dritter vergebener Elfmeter der Leverkusener in Folge

Diaby schoss aber einen Meter rechts am Tor vorbei (11.). Es war der dritte vergebene Elfmeter der Leverkusener in Folge, was Böses erahnen ließ. Die Gastgeber zeigten sich aber zunächst unbeeindruckt und belohnte sich nach einem perfekten Doppelpass zwischen Diaby und Hlozek mit dem 1:0 durch den flinken Franzosen (17.). Wolfsburg spielte bis dahin ohne Auftrag, kam dank Bayer aber ins Spiel zurück. Michel Bakker verlor hinten links aus den Augen. Die Flanke des Wolfsburger spitzelte Yannick Gerhardt auf den Fuß von Robert Andrich, der seinen Torwart Lukas Hradecky mit eine herrlichen Heber zum 1:1 überwand (28.).

Der Leverkusener Sechser quittierte sein Unglück mit einem verzweifelten Lachen, nach dem Motto „kann doch alles nicht wahr sein“. Der Ausgleich offenbarte eines der grundlegenden Probleme der Alonso-Elf in dieser Saison. Bayer übt bei gegnerische Ballbesitz einfach zu wenig Druck auf den Gegner aus, der zu viel Zeit für sein Passspiel bekommt.

Wolfsburger Führung offenbarte Leverkusener Verunsicherung

Das 1:1 zur Pause war trotzdem glücklich für den VfL, der kaum zwingend nach vorne kam. Aber Bayer 04 findet in dieser Saison immer einen Weg, einen eigentlich unterlegenen Gegner ins Spiel zu lassen. Verschossener Elfmeter, Eigentor und schließlich noch einen Elfmeter verursacht. Als der bis dahin verbesserte Innenverteidiger Edmond Tapsoba im Strafraum gegen Felix Nmecha zu spät kam, durfte Maximilian Arnold vormachen, wie man vom Punkt erfolgreich ist (54.). So glücklich die Wolfsburger 2:1-Führung auch war, sie offenbarte sofort die ganze Leverkusener Verunsicherung.

Alonso wechselte zweimal, wobei die Herausnahme des bis dahin agilen Hlozek schon etwas verwunderte (60.). Der Werkself fiel zunächst ziemlich wenig ein. Es brauchte irgendwo her und es kam mit den nächsten Wechseln. Der ins Spiel gekommene Daley Sinkgraven traute sich im Wolfsburger Strafraum ein Solo.

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Der Abschluss des Niederländers missriet zwar, am langen Pfosten war aber Jeremie Frimpong zur Stelle und schob den trudelnden Ball zum 2:2 über die Linie (76.). Der Leverkusener Anhang jubelte, gab alles und forderte mehr. Doch so weit ist Bayer 04 Leverkusen noch lange nicht. Man darf nicht vergessen, dass es das Duell des Tabellen 16. gegen den 13. war – und danach sah es auch über weite Strecken aus.

Leverkusen: Hradecky; Kossounou (69. Fosu-Mensah), Tah, Tapsoba; Frimpong, Andrich, Demirbay (60. Amiri) , Bakker (69. Sinkgraven); Diaby, Adli (82. Paulinho), Hlozek (60. Hudson-Odoi). – Wolfsburg: Casteels; Baku, Bornauw (90. Laxroix), van de Ven, Paulo Otavio; Paredes (73. Svanberg), Arnold, Gerhardt (73. Guilavogui); Kaminiski, F. Nmecha, Marmoush (73. Wind). – SR.: Brych (München). – Zuschauer: 26.294. – Tore: 1:0 Diaby (17.), 1:1 Andrich (28./Eigentor, 1:2 Arnold (54./Foulelfmeter), 2:2 Frimpong (76.). – Besondere Vorkommnisse: Diaby schießt Handelfmeter neben das Tor (11.). - Gelbe Karten: Tah, Andrich, Fosu-Mensah; F. Nmecha.