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Frühes Aus in der Champions League?Bayer-Coach Alonso legt den Finger in die Wunde

Lesezeit 3 Minuten

Niederlage zum Trainer-Debüt in der Champions League: Bayer Leverkusens neuer Coach Xabi Alonso.

Leverkusen – Als alle anderen in der BayArena jubelten, holte Xabi Alonso seinen Verbindungsmann vom Rasen an die Seitenlinie. Bayer Leverkusens neuer, starker Mann ist in seinen ersten Tagen als Trainer häufig dabei zu beobachten, wie er das Gespräch zu seiner Belegschaft sucht. So holte er nach dem vermeintlichen 1:1 gegen den FC Porto also Charles Aranguiz zu sich und instruierte ihn neu.

Schon nach dem 4:0 gegen Schalke hatte der Baske verraten, dass es im Spanischen keine Sprachbarriere zwischen ihm und dem chilenischen Sechser gibt. Zudem hat der heute 40-Jährige, zweifache Champions-League-Sieger seine komplette Spielerkarriere im Mittelfeldzentrum bestritten. Alonso sucht also auch deswegen Kontakt zu den Akteuren in der Mitte des Feldes. In der 35. Minute wollte er eine Botschaft senden, die im vermeintlichen Moment des Erfolges sicher besonders gut bei Aranguiz ankommen wäre.

„Dieses Ergebnis ist schwer zu erklären, weil ich glaube, wir haben es nicht verdient“, meinte Alonso später zu dem bitteren 0:3-Debüt als Trainer in der Königsklasse. Und der ehemalige Leader vom FC Liverpool und Real Madrid konnte schon erahnen, wie tiefgreifend die Krise bei seiner ersten Profi-Trainer-Station im Rheinland ist. Beim vermeintlichen Ausgleich hatte Amine Adli den schier unüberwindbaren Diogo Costa im Porto-Tor zwar bezwungen, mit seinem Schuss aber auch Patrik Schicks angelegten, linken Arm gestreift. So nahm der an diesem Mittwochabend häufig eingeschaltete Video-Assistent (VAR) den Treffer zurück.

„Wir haben gesehen, dass man in den wichtigen Momenten keine Fehler machen darf"

In der weiteren Analyse des schwachen zweiten Auftritts unter seiner Ägide, machte der Nachfolger von Gerardo Seoane nicht den Fehler, die Schuld beim Schiedsrichter zu suchen. Natürlich hatte Istvan Kovacs vor dem ersten Elfmeter für die Werkself zunächst auf Gelb wegen Schwalbe für Mitchel Bakker entschieden, ehe er vom VAR korrigiert wurde (16.). Auch die beiden spielentscheidenden Strafstöße für die Porto, erst nach Foul von Adli an Galeno (53.) und dann nach Odilon Kossounous Einsteigen gegen den gleichen Gegner (64.), waren nicht klar, aber eben vertretbar. So legte Alonso eher den Finger in die eigenen Wunden: „Wir haben gesehen, dass man in den wichtigen Momenten keine Fehler machen darf. Auf dem höchsten Niveau werden die hart bestraft“, dachte er an Kossounous kleinen Stellungsfehler vor Galenos toller Einzelaktion zum 0:1 (6.).

Ebenso erwähnte er den „entscheidenden Moment“ bei Kerem Demirbays verschossenem Elfmeter gegen Diogo Costa (16.). Nachdem der mittlerweile komplett verunsichert wirkende Torjäger Schick schon in der Vorwoche beim 0:2 im Hinspiel einen Elfmeter vergeben hatte, stand Demirbays halbhoher Fehlschuss sinnbildlich für die desaströse Chancenverwertung der Werkself. Hinzu kamen die fehlenden Ideen im Angriffsdrittel, wo 541 angekommene Pässe (265 bei Porto) und 73 Vorstöße (22) nicht reichten, um die beiden gegnerischen Viererketten zu sprengen. „Meine Arbeit ist es, die Mannschaft zu überzeugen, dass sie es besser kann“, gab sich der neue Chefcoach nach dem Abrutschen auf Gruppen-Platz vier kämpferisch, „wir fühlen Schmerz, können das aber benutzen, um eine gute Energie für die nächsten Spiele zu haben.“

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In der Champions-League sieht Alonso sein neues Team vor einem „Finale“ am 26. Oktober bei den einen Punkt und einen Rang besser dastehenden Madrilenen von Atlético. Am Samstag steht die unangenehme Bundesliga-Fahrt zu Eintracht Frankfurt an. Um dort den ersten Sieg seit über fünf Jahren zu holen, kehrt mit Robert Andrich ein wichtiger Akteur zurück. Der gesperrte Aggressiv-Leader fehlte gegen Porto an allen Ecken und Enden – als Wellenbrecher, Spielgestalter und verlängerter Arm von Xabi Alonso.