Leverkusen – „It’s all about Stimmungen.“ Der von Xabi Alonso geprägte, neue, deutsch-englische Duktus beschreibt die Lage bei Bayer Leverkusen treffend. Schließlich ist es erst eine Woche her, dass Gerardo Seoane als ehemaliger Gewinnertyp mit dem 0:2 beim FC Porto seinen letzten Kredit verspielte. Der dreifache Meister mit YB Bern und Dritte der Bundesliga-Vorsaison wurde von den lange überzeugten und dann traurig gescheiterten Bossen Simon Rolfes und Fernando Carro vor die Tür gesetzt. Und das obwohl Jonathan Tah nach der zweiten Niederlage im dritten Champions-League-Spiel noch die „Super-Connection“ zwischen Mannschaft und Trainer betont hatte.
Ob die Werkself das folgende Heimspiel gegen ein schwaches Schalke (2 Torschüsse in 90 Minuten) mit dem Schweizer nicht auch gewonnen hätte, ist spekulativ. Klar ist nach dem 4:0 am Samstag und vor der Königsklassen-Revanche zuhause gegen Porto am Mittwoch (21 Uhr, DAZN) aber, dass der unerfahrene Xabi Alonso als Trainer frischen Wind an die Dhünn gebracht hat. Der Baske ist als Lehrling mit Real Sociedads B-Team zwar aus der 2. Liga abgestiegen. Nun versprüht der ehemalige Taktgeber des FC Liverpool, Real Madrids und Bayern Münchens aber eine bemerkenswerte Aura.
Raus aus der schlimmsten Krise seit 40 Jahren
In der BayArena, auf den anliegenden Trainingsplätzen und im Pressegespräch sind seine unzähligen Erfolge förmlich spürbar. Als Welt- und Europameister, zweifacher Champions-League-Sieger und Meister in England, Spanien und Deutschland stellt er quasi den Gegenentwurf zum Bayer Leverkusen der vergangenen Jahrzehnte dar. So könnte der 40-Jährige den Club aus der schlimmsten Krise seit 40 Jahren führen.
Um der strauchelnden Werkself nach zwei Bundesliga-Siegen und erst einem Erfolg in der Champions-League echte Siegermentalität einzuhauchen, hatte Alonso aber nur vier Trainingstage Zeit: Und doch spüren Tah und Co. schon „neue Impulse“: „Wir haben sehr viele Gespräche geführt und Dinge angesprochen, die wir besser machen müssen“, sagt der Vize-Kapitän.
„Wir haben als Mannschaft gemeinsam agiert“
Diese Floskel war zwar auch unter Seoane oft zu hören. Laut Tah hatte der Neue aber den Vorteil „alles von außen beobachten“ zu können. „Das ist immer noch etwas anderes, als wenn man mittendrin ist“, meint der 26-Jährige über den achten Trainer, den er seit 2015 unter dem Bayer Kreuz erlebt.
Die kompaktere Defensive mit Tah als Abwehrchef zwischen Edmond Tapsoba und Piero Hincapie in der Dreierkette plus Charles Aranguiz und Robert Andrich als Sechser, brachte Stabilität. „Wir haben als Mannschaft gemeinsam agiert“, fährt Tah fort und zeigt, dass er Alonsos Leitsätze schon verinnerlicht hat: „Die Basis von allem ist Disziplin, Professionalität und dass jeder Verantwortung übernimmt.“
Hoffnung auf erstes Rückspiel der Champions-League
Zu derartigen Forderungen schenkt der spanische Trainer aber auch Vertrauen: So sprach er mit Torwart-Kapitän Lukas Hradecky nicht über dessen Patzer in den vergangenen Wochen oder mit Patrik Schick über die Ladehemmung des Goalgetters, sondern über ihre Qualitäten. „Das war das Wichtigste“, freut sich Alonso über Hradeckys „Zu Null“ gegen Schalke und glaubt an „Tore“, die bei allem Einsatz von Schick „kommen werden“.
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Vielleicht schon im ersten Rückspiel der Champions-League-Gruppe B: Gegen den punktgleichen Zweiten aus Porto wird rechts Jeremie Frimpong als Doppeltorschütze aus dem Schalke-Spiel ebenso gesperrt fehlen wie Robert Andrich im Zentrum. Umso gespannter dürfen die rund 30.000 Zuschauer am Mittwochabend in der BayArena sein, wie Leverkusen den ersten echten Stresstest unter Alonso managt. „Porto spielt sehr intensiv“, weiß der neue Chefcoach um die Qualitäten des portugiesischen Meisters; auch ohne seinen verletzten, ehemaligen Weggefährten bei Real Madrid, Pepe. „Wir brauchen eine Top-Top-Leistung und drei Punkte“, fährt Alonso fort „das Wichtigste ist aber, dass die Stimmung gut ist.“
Voraussichtliche Aufstellungen: Leverkusen: Hradecky; Tapsoba, Tah, Hincapie; Fosu-Mensah, Demirbay, Aranguiz, Bakker; Diaby, Hudson-Odoi; Schick. – Porto: Diogo Costa; Conceicao, Cardoso, Carmo, Wendell; Otavio, Uribe, Eustaquio, Pepe; Evanilson, Taremi. – SR.: Kovacs (Rumänien).