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Bayer 04 LeverkusenSchick kommt, obwohl er immer da war

Lesezeit 4 Minuten
Lässt wieder seine Muskeln spielen: Patrik Schick Bayer Leverkusen freut sich über das Tor zum 4:2 gegen Heidenheim.

Lässt wieder seine Muskeln spielen: Patrik Schick Bayer Leverkusen freut sich über das Tor zum 4:2 gegen Heidenheim.

Patrik Schick hat sich mit einem Hattrick zurückgemeldet und Bayer 04 Leverkusen vor einer Zuspitzung der sportlichen Krise bewahrt.

Xabi Alonso hatte die Lacher mal wieder auf seiner Seite. Auf die Frage, wie wichtig es in einer Phase mit so vielen Verletzten sei, dass Patrik Schick „jetzt wieder kommt“, antwortete der Trainer von Bayer 04 Leverkusen erst einmal trocken: „Oh, Patrik war immer hier.“ Womit der Spanier grundsätzlich recht hatte, denn sein tschechischer Torjäger steht ihm ja schon die gesamte Saison zur Verfügung.

Aber eben nicht so, wie man es von dem 28-Jährigen gewohnt ist und erwartet. Darauf bezog sich wohl auch die Frage, denn beim 5:2 (2:2)-Heimsieg des sportlich kriselnden Doublesiegers gegen den 1. FC Heidenheim bekamen die gut 29 000 Zuschauer in der BayArena endlich wieder den alten Patrik Schick zu sehen. Der Angreifer lieferte eine Tor-Gala ab und war mit drei Treffern maßgeblich daran beteiligt, dass sich die Werkself nach einem 0:2-Rückstand zu einem furiosen Comeback aufschwingen konnte.

Wir haben die Qualität von Patrik gesehen, mit einem perfekten Hattrick.
Xabi Alonso, Trainer Bayer Leverkusen

„Für einen Stürmer ist es wichtig, wieder dieses Gefühl zu bekommen. Wir haben die Qualität von Patrik gesehen, mit einem perfekten Hattrick“, lobte Alonso Schick, der nach den Verletzungen von Victor Boniface (Oberschenkel) und Amine Adli (Wadenbeinbruch) die Last des Toreschießens auf seinen Schultern trägt.

Was sein Trainer nach dem unterhaltsamen Kick den „perfekten Hattrick“ nannte, beschrieb die ganze Bandbreite von Abschlüssen. Beim 2:2 (32.) lupfte Schick den Ball mit links elegant über Gästekeeper Kevin Müller, beim 3:2 (52.) wuchtete er eine Hereingabe von Florian Wirtz am kurzen Pfosten aus vollem Lauf mit rechts unter die Latte. Das 4:2 leitete Schick selber ein und vollendete eine perfekte Flanke des eingewechselten Arthur per Kopf (71.).

„Endlich wieder drei Punkte, das war sehr wichtig, denn die letzten Spiele waren nicht ideal“, lenkte der Matchwinner zunächst von seiner eigenen Leistung ab, um dann doch noch zu zeigen, wie erleichtert er war. „Ich habe auf meine Chance gewartet, bin wieder richtig fit und habe die Chance genutzt. Ich habe wieder Vertrauen in meine Fähigkeiten. Es könnte nicht besser sein.“

Vier Treffern in zwei Spielen

Vergangene Woche hatte er bereits beim 1:1 in Bochum getroffen. Die Entscheidung, in den Länderspielpausen dieser Saison nicht zur tschechischen Nationalmannschaft zu reisen und stattdessen in Leverkusen an seiner Fitness zu arbeiten, hat sich ausgezahlt.

Schick stand sinnbildlich für den Vortrag des Meisters an diesem elften Bundesliga-Spieltag. 25 Minuten gelang der Werkself nichts, dann raffte sie sich zu einem Comeback auf, das in vielerlei Hinsicht an die vergangene Saison erinnerte. „Zuerst war es eine Katastrophe, dann der Fußball, den wir spielen wollen“, sagte der dreifache Torschütze.

Der Gast aus Heidenheim hatte Bayer in der Anfangsphase mit seiner Manndeckung über das ganze Feld gestresst und zwei Fehler von Piero Hincapie und Jonathan Tah im Verbund mit Granit Xhaka durch Niklas Dorsch (10.) und Mathias Honsak (21.) bestraft.

Kind Nummer drei ist unterwegs.
Granit Xhaka, Spieler Bayer Leverkusen

Ein Pfostentreffer von Edmond Tapsoba (27.) und die verletzungsbedingte Auswechslung von FCH-Stürmer Marvin Pieringer (28.) leiteten die Wende ein. Nach dem Ausgleich durch den starken Exequiel Palacios drehte Patrik Schick das Spiel. Granit Xhaka setzte mit einem Schlenzer aus 17 Metern den Schlusspunkt (82.) und feierte seinen Treffer mit einem Babyjubel. „Kind Nummer drei ist unterwegs“, bestätige der Schweizer, der das Geschlecht aber nicht ohne Absprache mit seiner Frau verraten wollte.

„So zurückzukommen, mit Charakter, Präzision und einer guten Laufleistung ist stark gegen einen Gegner, gegen den es Geduld braucht“, lobte Anführer Xhaka sein Team im Ganzen und Schick im Besonderen: „Wenn wir ihn brauchen, ist er da. Das war schon vergangene Saison so. Er ist in der Box eine Macht.“

Terrier bricht sich den Unterarm und fällt bis Jahresende aus

Nach dem ersten überzeugenden Bundesliga-Sieg seit langem sprach also niemand über Victor Boniface. Die aktuelle Verletztenmisere des Doublesiegers war trotzdem Thema. Neben Boniface, Adli, Nordi Mukiele und Jeanuel Belocian fällt auch Jonas Hofmann aus. Eine Oberschenkelverletzung zwingt den Offensivspieler bis Januar zum Zuschauen.

Martin Terrier gehört ebenfalls wieder zum Lazarett. Der gerade von einer Muskelverletzung genesene und nach 77 Minuten eingewechselte Franzose musste noch vor dem Abpfiff wieder raus. Die Befürchtungen bestätigten sich am Sonntag. Terrier hat sich den Unterarm gebrochen und fällt bis Jahresende aus.

Nicht so schlimm scheint es bei Jeremie Frimpong zu sein, der kurz vor dem Halbzeitpfiff angeschlagen ausgewechselt werden musste. Alonso hofft, dass der Niederländer am Dienstag im Champions League-Heimspiel gegen RB Salzburg wieder mit von der Partie ist.