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Nach dem desaströsen 1:5 in FrankfurtLeverkusen ist Kandidat für den Abstiegskampf

Lesezeit 3 Minuten

Bayers Torhüter Lukas Hradecky musste beim Spiel gegen Frankfurt fünf Mal hinter sich greifen.

Frankfurt – Geahnt haben sie es schon vor elf Tagen, bei der Ankunft des spanischen Weltmeisters Xabi Alonso unter dem Bayer-Kreuz – spätestens seit Samstag wissen es die Leverkusener nun auch: Ein Trainerwechsel kann im Fußball ein probates Mittel für gewisse Kurskorrekturen sein, das große Ganze ändern sie allerdings nur in den seltensten Fällen. Und schon gar nicht im Fall der Werkself, Ausgabe Herbst 2022. Wer bislang noch Hoffnung hatte, allein Alonsos Aura würde die Bayer-Kicker wieder ans Laufen bringen, wurde im Frankfurter Stadtwald schlagartig eines Besseren belehrt.

Im Duell der Champions-League-Teilnehmer nahm die Eintracht den Besuch aus dem Rheinland nach allen Regeln der Kunst auseinander. Von der ersten Sekunde an chancenlos, traten die Leverkusener letztlich mit einer 1:5-Packung die Heimreise an. „Wir sind“, skizzierte Kerem Demirbay zuvor mit sehr einfachen Worten das aktuelle Stimmungsbild, „ganz tief in der Scheiße.“

Alonso: „Die Situation ist schlecht“

Spitzenwerte erreichten die Bayer-Profis in der Bankenmetropole nur in der Kategorie Selbstkritik – und dabei wanderten ihre Gedanken zurück zum 5. Oktober, als der Übungsleitertausch von Gerardo Seoane zu Xabi Alonso vollzogen wurde. „Mit dem Trainer gehen ja nicht die Probleme. Es sind ja immer noch die Leute auf dem Platz, die dafür verantwortlich sind“, fauchte Demirbays Mittelfeldkollege Robert Andrich nun.

Leverkusens bislang so katastrophalem Saisonverlauf hat es der in der Arbeit mit Erstligaklubs unerfahrene Coach Alonso immerhin zu verdanken, dass bis zum Heimspiel gegen Wolfsburg am nächsten Samstag eine Woche ungestörter Trainingsarbeit vor ihm liegt. In diesen Genuss wird der 40-Jährige bis zum WM-Beginn nicht mehr kommen. „Die Situation ist schlecht. Wir müssen realistisch sein, wo wir sind“, sagte Alonso in Frankfurt. Während Demirbay mit aufrüttelnden Worten die Großbaustelle Bayer 04 beschrieb: „Wir müssen in allen Bereichen – in allen Bereichen – extrem zulegen, sonst wird es sehr schwer.“

Ein ebenso gravierendes wie unerwartetes Problem plagt die auf den Relegationsplatz zurückgefallenen Rheinländer in der Offensive. Die schoss den Werksklub in der Vorsaison mit der Rekordmarke von 80 Treffern noch auf Rang drei. Jetzt ist sie im Grunde nicht mehr existent – und speziell der Tscheche Patrik Schick seit Wochen nur noch ein Schatten seiner selbst.

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„Natürlich habe ich mit Patrik gesprochen. Er hat die Qualität, und wir vertrauen ihm“, beschwichtigte Übungsleiter Alonso vor der Dienstreise nach Frankfurt. Als der Trip zum Europa-League-Sieger aus Hessen dann im nächsten Desaster geendet hatte, kommentierte Demirbay: „Wir verteidigen schlecht, aber das fängt ganz vorne an. Wenn ich ein Stürmer mit super Technik bin, muss ich zuerst ackern und rackern.“

Diese Grundsatzlektion ihrer Disziplin liegt inzwischen seit Monaten offen aufgeschlagen vor Leverkusens Fußballern, wirklich verinnerlicht haben sie viele von ihnen trotzdem noch nicht. „Wir brauchen wahrscheinlich Zeit“, mutmaßte Xabi Alonso daher nun. Von allein wird der Erfolg auf jeden Fall nicht zu den normalerweise auf das obere Tabellendrittel ausgerichteten Leverkusenern zurückkehren. Ganz im Gegenteil gilt vielmehr die sportliche Unwetterwarnung von Robert Andrich, der prophezeit: „Jedes Spiel wird brutal schwer. Das müssen wir ganz, ganz klar in der Mannschaft ansprechen. Sonst sehe ich schwarz für uns.“