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Gesamtpaket reichte nichtDirk Lottner wird nicht Trainer von Fortuna Köln

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Dirk Lottner

Köln – Der Kopf hat gesiegt und das Fußball-Herz verloren. Dirk Lottner wird doch nicht Trainer beim SC Fortuna Köln. Darüber informierte der 48-jährige Kölner die Verantwortlichen des Fußball-Regionalligisten schon am Montagabend. „Auf der emotionalen Schiene hätte ich es machen können und vielleicht auch machen müssen“, sagte der Fußballlehrer. Mitte der 90er Jahre war er beim Zweitligisten in der Südstadt vom Jugend- zum Bundesliga-Spieler gereift und aktuell wohnt er mit seiner Familie in Rondorf. „Ich musste aber eine Entscheidung für das Gesamte treffen und da hat es nicht gereicht.“

In zwei Gesprächsrunden hatten Fortuna-Präsident Hanns-Jörg Westendorf und Geschäftsführer Benjamin Bruns nicht nur Emotionen und Nostalgie in die Waagschale geworfen, um ihren Wunschtrainer und den Liebling der Fans zurück ins Südstadion zu locken. Sie gingen auch an die finanzielle Schmerzgrenze. Und doch reichte Lottner das Gesamtpaket und die Perspektive nicht. „Die Fortuna hat sich wirklich bemüht und wir hatten sehr gute Gespräche auf einer Wellenlänge“, betont der Coach, „trotzdem war es am Ende nicht komplett und nicht perfekt.“

Ist es am Geld gescheitert?

Auch wenn er betont, dass ihm die Entscheidung gegen seinen Heimatverein extrem schwergefallen und eine Vertragsunterschrift nicht ausschließlich am Geld gescheitert sei, liegt dieser Verdacht nahe. Fortunas verlorener Hoffnungsträger erklärt: „Es ging nicht nur um das Gehalt des Trainers, sondern auch um Bereiche wie das Mannschaftsgefüge oder das Team um das Team herum.“ All diese Parameter hätten für ihn passen müssen, um in der Regionalliga West 2020/21 oben mitspielen zu können. „Nach meiner Zeit in Saarbrücken möchte ich den nächsten Schritt gehen“, kündigt im Dezember im Saarland entlassene Trainer an. Sein Arbeitspapier beim Spitzenreiter der Regionalliga-Südwest und DFB-Pokal-Halbfinalisten läuft noch bis zum 30. Juni 2020.

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„Wenn ich auf Nummer sicher hätte gehen wollen, hätte ich bei der Fortuna zusagen müssen“, meint der Fußballlehrer. Rechnen kann er noch mit Prämien aus dem DFB-Pokal und einer etwaigen Saarbrücker Aufstiegsprämie. „Der Fußball ist aber so schnelllebig, dass man nie weiß, wie es in die eine oder andere Richtung weitergehen kann.“ Das Kapitel Fortuna Köln hat Lottner abgehakt. Das komplette Buch möchte er aber nicht zuschlagen: „Ich werde diesem Verein immer verbunden sein und wer weiß, was die Zukunft noch bringen wird.“

Neuer Chefcoach soll bis Ende Mai stehen

Diesen Nackenschlag mussten Westendorf und Bruns erstmal wegstecken. Präsident und Geschäftsführer bleiben ihrem Plan, den neuen Chefcoach bis Ende Mai zu präsentieren, treu. Dass der Nachfolger des noch nicht abgefundenen Thomas Stratos dann wegen Fortunas Lottner-Flirts mit einer Hypothek beginnen muss, diskutiert Westendorf geschickt weg: „Das ist ein ganz normaler Geschäftsvorgang. Alles halb so wild und überhaupt nicht bitter“, meint der Präsident. Auch wenn sich vieles, wenn nicht alles auf die Lottner-Rückkehr konzentriert hatte, stellt Westendorf klar: „Uns war klar, dass es schwierig wird Dirk Lottner zu verpflichten. Jetzt verfolgen wir eben einen anderen Plan. Er war nicht unser einziger Kandidat.“

Auch für die enttäuschten Fans in Zollstock hat Fortunas Vorsitzender ein offenes Ohr und Trost parat: „Am Ende werden wir unsere Fans nicht mit Personalien glücklich machen, sondern mit Siegen. Emotionen und Nostalgie wirken vielleicht kurzfristig. Wir brauchen aber vor allem eine Trainer-Persönlichkeit, die das Südstadion wieder zur Festung macht. Nur je drei Heimsiege in den letzten beiden Spielzeiten ist entschieden zu wenig.“