- Nach dem Aus für den Trainer des SC Fortuna Köln brodelt die Gerühteküche.
- Ein heißer Kandidat ist Dirk Lottner, der in seiner eigenen Jugend für die Fortuna Köln spielte.
Köln – Die Nachricht vom Aus für Thomas Stratos als Chefcoach des Fußball-Regionalligisten SC Fortuna Köln war keinen Tag alt, da spuckte die brodelnde Gerüchteküche schon den ersten, heißen Kandidaten für dessen Nachfolge aus. Nach Rundschau-Informationen soll Dirk Lottner das Amt des 53-jährigen Griechen übernehmen und bereits Mitte oder spätestens Ende Mai als neuer Fortuna-Trainer präsentiert werden.
Auch wenn Kölns Präsident Hanns-Jörg Westendorf prinzipiell die Namen der Kandidaten nicht kommentiert und lediglich ein Anforderungsprofil für den zukünftigen Chefcoach nennt, macht die Personalie Lottner aus mehreren Gründen Sinn. Der 48-Jährige ist ein echter, kölscher Jung aus der Südstadt, der schon in der Jugend für Fortuna Köln spielte, zwischen 1990 und 1997 insgesamt 231 Spiele (und 41 Tore) für den damaligen Zweitligisten machte und nicht nur deswegen bis heute großes Ansehen genießt. In Leverkusen bei Bayer 04 und dem 1. FC Köln machte „Lotte“, wie der schussstarke und technisch versierte Mittelfeldspieler genannt wird, später Karriere und ist seit über zehn Jahren Fußballlehrer.
Als Zuschauer zuletzt mehrfach zu Gast
Heimat und Sehnsuchtsstätte scheint für ihn das Südstadion zu sein. Nachdem er im Dezember vergangenen Jahres trotz der Tabellenführung in der Regionalliga Südwest und dem 3:2-DFB-Pokal-Triumph über den 1. FC Köln nach drei Jahren beim 1. FC Saarbrücken entlassen wurde, konnte er als Zuschauer mehrfach an der Vorgebirgsstraße gesichtet werden. Auf Anfrage bestätigt Lottner, dass er im Frühjahr vor der Corona-Pause die Fortuna-Heimspiele gegen Lippstadt (1:0) und RW Oberhausen (0:3) gesehen habe. „Da konnte ich mir schon einen Überblick verschaffen.“
Prinzipiell stehe Fortuna Köln immer in seinem Fokus. „Ich bin Kölner, wohne in der Südstadt, sodass die Wege kurz wären“, heizt Lottner die Spekulationen an. „Nach dem Ende in Saarbrücken dürfte meine Situation jedem klar sein. Ich habe keine geheime Handynummer und bin bei Bedarf immer erreichbar.“ Auch die Kontakte zu Fortuna-Caterer „Blacky“ Schwarz und einigen Sponsoren bringen Lottner bei der Stratos-Nachfolge in eine komfortable Position.
Zu Hanns-Jörg Westendorf pflegt das Urgestein in der Südstadt ebenfalls regelmäßigen Kontakt. Fortunas Präsident wiederum erklärt, dass der neue Chefcoach „eine besondere Persönlichkeit“ haben müsse. „Wir suchen einen Trainer, der nicht zu alt ist und für den Fortuna eine Herausforderung darstellt. Er sollte großen Spaß an dieser Aufgabe haben. Tendenziell bevorzugen wir natürlich offensiven Fußball und einen Mann, der die Regionalliga kennt.“
Jetzt muss es schnell gehen
Damit sich der zukünftige Trainer von Fortuna Köln schon bei den Kaderplanungen für die Saison 2020/21 einbringen kann, sollte der Deal bald festgezurrt werden. Schließlich entschieden sich Geschäftsführer Benjamin Bruns und Präsident Westendorf gegen Stratos, weil dessen zwölfter Platz in der verzerrten Regionalliga-Tabelle nicht genügend Perspektive für den geplanten Angriff auf die Ligaspitze zeigte. „Wir wollen die Mannschaft an vier bis fünf Stellen substanziell verändern und zudem in den nächsten Wochen einige bestehende Spielerverträge verlängern“, verrät Westendorf.
Nach dem Drittliga-Abstieg waren die Fortuna-Bosse froh, dass sie mit dem 53-jährigen Stratos einen unaufgeregten Chefcoach mit großem Netzwerk gefunden hatten. Der mit heißer Nadel gestrickte Kader 2019/20 wies für Westendorf aber auch Fehlbesetzungen auf. Nach den Korrekturen im Winter mit sechs Ab- und vier Zugängen wurde die Entwicklung nicht besser, sodass Stratos nach vier Punkten aus den einzigen vier Punktspielen 2020 gehen musste. Seine alten Weggefährten Zlatko Muhovic (Co-Trainer) und Georg Koch (Torwarttrainer) betreuen aktuell das Kleingruppen-Training der Fortuna-Profis und warten auf den wohl bevorstehenden Saisonabbruch.
Ob und wie es dann mit Dirk Lottner weitergeht, bleibt abzuwarten. Der voraussichtlich neue Chefcoach berichtet zumindest schonmal von seiner gemeinsamen Vergangenheit mit Georg Koch. „Wir haben gemeinsam beim MSV Duisburg gespielt und auch schon die arbeitslosen Fußballprofis der VdV trainiert.“
Stratos zeigt sich nicht überrascht
Aus dem Wechselbad der Gefühle stieg Thomas Stratos erstmal in seinen schwarzen BMW-Sportwagen und düste nach Lemgo zu seinen Zweitwohnsitz. „Ich wollte nicht bis zum Ende der Sitzung in der Kabine bleiben und habe der Geschäftsführung und dem Präsidium das Feld überlassen“, erklärt der Fußballlehrer nach seinem Aus beim SC Fortuna Köln.Montags hatte der ehemalige Bundesliga-Profi noch zusammen mit seinen Spielern „im Kreis“ gekickt. Am gleichen Tag erfuhr er von der Entscheidung des Vereins, ihn trotz eines bis Sommer 2021 laufenden Vertrages nicht weiter zu beschäftigen. Dienstags verabschiedete sich der gebürtige Grieche von seiner Mannschaft und berichtet von emotionalen Szenen. Von seiner Entlassung überrascht sei er nicht gewesen. „Dafür kenne ich das Geschäft zu gut und habe schon Informationen aus meinem Umfeld bekommen.“
Nach dem Drittliga-Abstieg hatte der Neue im Sommer 2019 innerhalb weniger Wochen einen neuen Kader aus dem Boden gestampft und diesen nach anfänglichen Schwierigkeiten zu 29 Punkten aus 22 Spielen geführt. Nun entschieden sich die Verantwortlichen gegen den 53-Jährigen. Sowohl Stratos als auch der Verein betonen, dass sie trotz unterschiedlicher Denkweisen über die zukünftige Ausrichtung der Fortuna im Guten auseinandergehen und das Positive aus den letzten zehn Monaten mitnehmen. Für die anstehenden Gespräche, in denen eine Abfindung für Stratos„ laufendes Arbeitspapier auszuhandeln ist, könnten das wichtige Vorzeichen sein. (alw)
Seine Spielerkarriere
Dirk Lottner hat für Bayer Leverkusen, den 1. FC Köln und den MSV Duisburg 119 Bundesligaspiele (25 Tore) bestritten. In der 2. Liga streifte der am 4. März 1972 in Köln geborene Lottner 231 Mal das Trikot des SC Fortuna über. Für den FC spielte er 78 Mal und für Duisburg 22 Mal. „Lotte“ beendete seine Spielerkarriere im Mai 2006. (alw)