Köln – Wenn Timo Hübers an diesem Samstagabend sein Trikot überstreift, wiegt es 200 Gramm mehr als üblich. Grund ist eine Bodycam, befestigt an der Innenseite des Jerseys. Die kleine Kamera filmt durch ein auf Brusthöhe angebrachtes Trikotloch und liefert den Zuschauern des Testspiels zwischen dem 1. FC Köln und dem AC Mailand (19 Uhr, Rhein-Energie-Stadion/ Magenta Sport) Aufnahmen aus einem unbekannten Blickwinkel. Die Aktion, die auch bei Sturm-Youngster Tim Lemperle angewendet wird, ist Teil des sogenannten „Innovation Game“. Es wird dazu genutzt, den Einsatz neuer Technologien im Fußball zu erproben.
Das Gefühl, eine Videokamera am Körper zu tragen, ist dabei nicht gänzlich neu für Timo Hübers. Der Innenverteidiger der Geißböcke hat es im Training schon mal ausprobiert. „Das merkt man schon“, resümiert der Abwehrmann. „Ich glaube aber, dass man es im Spiel ganz gut ausblenden kann.“ Doch ein paar Punkte sind für den 25-Jährigen noch ungeklärt. Zum Beispiel dieser: „Ich weiß nicht, wie es sein wird, wenn ich einen Ball mit der Brust annehmen werde. Mal schauen.“
Gegner mit „Strahlkraft“
Hübers macht keinen Hehl daraus, kein besonderer Freund der Bodycam im Fußball zu sein. „Für so ein Spiel ist es mal ganz lustig“, erklärt er vor dem Testduell gegen den italienischen Meister. Grundsätzlich „müsste aber schon noch was verbessert werden, damit es eine Dauerlösung wird“, meint der Fußballprofi , der in der Trikot-Kamera einen „reinen Unterhaltungszweck“ sieht. „Ich weiß nicht, ob es für uns Spieler mal professionelle Verwendung haben wird.“
Überhaupt zählt sich Timo Hübers im Zeitalter rasant fortschreitender Technik ebenso wie sein Trainer Steffen Baumgart noch zu den Fußball-Traditionalisten. „Ich gehe ins Stadion, um ein Spiel zu gucken. Dann muss ich nicht in jeder Unterbrechung auf mein Handy schauen, um zu wissen, wie die Szene aus der Bodycam aussah.“ Vielmehr verspürt der 25-Jährige „immer noch Riesenspaß“ daran, „ein Spiel ganz normal vom Sitz aus zu verfolgen“. Sein ehrlicher Standpunkt zur Trikot-Kamera: „Ich brauche sie nicht.“
Was die Vorfreude von Timo Hübers auf den Höhepunkt der Saisonvorbereitung allerdings nicht schmälern soll. Kölns Abwehrchef nennt das Kräftemessen mit dem siebenmaligen Champions League-Sieger einen „Testspiel-Kracher. Das hat schon was“. Schließlich verfüge der Name AC Mailand über eine „gewisse Strahlkraft“.
Der Testkick hat das Potenzial, schon vor dem Ernstfall einen Hauch von Europa durch Müngersdorf wehen zu lassen. „Das Spiel könnte die Fans darauf einstimmen, dass wir diese Saison vielleicht ein paar mehr internationale Gegner haben“, sagt Hübers.
Sportgericht bestätigt hohe Geldstrafe
Das DFB-Sportgericht hat die Geldstrafe gegen den 1. FC Köln in Höhe von 231 200 Euro bestätigt. Diese war zuvor im Einzelrichterverfahren verhängt worden. Der FC hatte dagegen Einspruch eingelegt. Geahndet wurde damit der Einsatz von Pyrotechnik der Kölner Anhänger bei den Bundesliga-Spielen der vergangenen Saison beim 1. FC Union Berlin (Foto), gegen den 1. FSV Mainz 05, gegen den VfL Wolfsburg sowie beim VfB Stuttgart. Die höchste Einzelstrafe von 117 200 Euro wurde für die Vorkommnisse beim letzten Saisonspiel in Stuttgart ausgesprochen, wo das Abbrennen von 66 pyrotechnischen Gegenständen den Spielbeginn um eine Minute verzögerte.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Gegen die Entscheidungen des DFB-Sportgerichts kann binnen einer Woche Berufung beim DFB-Bundesgericht eingelegt werden. Der finanziell klamme FC hatte zuletzt bereits angekündigt, falls nötig bis zur letzten möglichen Instanz zu ziehen. Die Kölner wollen mit diesem Vorgehen auch ein Signal für einen noch intensiveren Dialog zwischen allen Beteiligten zu dem komplizierten Thema Pyrotechnik senden. (dpa, tca)
Bekanntlich wollen sich die Kölner über die am 18. und 25. August stattfindenden Playoffs für die Gruppenphase der Conference League qualifizieren. Die Rossoneri sei da „fast eine Nummer zu groß“ im Vergleich zu dem, „was uns in der Conference League erwarten würde“, findet Hübers. Wobei sie beim FC darüber rätseln, in welcher Besetzung der am Spieltag an- und wieder abreisende italienische Champion in Köln vorspielen wird. „Mal schauen, mit welchen Jungs sie rüberkommen“, sagt Hübers. Für die Fans ist das offenbar nebensächlich. Mehr als 45 000 Tickets wurden bereits verkauft. „Wenn man ein nahezu ausverkauftes Testspiel hat, spricht das für den Verein und die Menschen in der Stadt“, staunt Hübers über die Begeisterungsfähigkeit des Kölner Anhangs selbst für ein Spiel mit sportlich überschaubarem Wert.
Auf ein Bodycam-Foto mit Zlatan Ibrahimovic wird Timo Hübers indes verzichten müssen. Mailands Superstar ist am Knie verletzt. Hübers trauert ein wenig um die verpasste Chance: „Es wäre spannend gewesen.“