1. FC KölnIn welcher Form sich FC-Testspielgegner AC Mailand präsentiert
Mailand – Plötzlich war sie weg, weggeschnappt von irgendeinem Langfinger, geklaut im Taumel der Fans mit ihren Helden nach dem meisterlichen letzten Akt. Dem Vernehmen nach sucht Stefano Pioli seine Meisterschaftsmedaille noch heute, soll von der Liga bald eine neue erhalten – als Erinnerung an eine besondere Saison, die mit dem 19. Scudetto für den AC Mailand endete. Pioli, der mit seiner Mannschaft am Samstag (19 Uhr, Magenta Sport/Magenta TV) vor 45.000 erwarteten Zuschauern in Köln-Müngersdorf zum Testspiel gegen den FC seine Aufwartung macht, wurde plötzlich zum Meistermacher. Sein bisher größter Erfolg, den diesem Fußballlehrer nicht allzu viele Fans zugetraut hatten.
Schulden und der Abrutsch in die Bedeutungslosigkeit
Alles begann mit einem Schwur im Milanello, der Trainingsanlage Milans. Dort hätten er und sein Team einen Pakt geschlossen, erzählte der 56-Jährige unlängst. „Wir sagten uns, dass ein erneuter zweiter Platz nicht reichen würde. Ich sah das Feuer in den Augen und dachte mir: Diese Truppe ist reifer geworden und kann tatsächlich Meister werden.“
Clemens und Kaczmarek in Runde zwei
Ex-FC-Profi Christian Clemens steht mit dem polnischen Traditionsclub Lechia Danzig in der zweiten Qualifikationsrunde zur Gruppenphase der Conference League. Nach einem 4:1-Sieg im eigenen Stadion gegen Akademija Pandev gewann die Mannschaft des früheren Viktoria- und Fortuna-Trainers Tomasz Kaczmarek am Donnerstag auch das Rückspiel beim nordmazedonischen Vizemeister mit … In der nächsten Runde bekommt es Lechia nun mit Rapid Wien zu tun. Ausgetragen werden die Partien am 21. beziehungsweise 28. Juli. Der Playoff-Gegner des 1. FC Köln wird am 2. August ausgelost. (tca)
Dabei drohten die rot-schwarzen Mailänder vor vier Jahren noch in der Bedeutungslosigkeit zu versinken – die Bücher strotzten vor Schulden, sportlich war der einstmals so schillernde Club schon lange Mittelmaß. 2011 gab es mit Granden wie Clarence Seedorf, Andrea Pirlo oder Ronaldinho die letzte Meisterwürde.
Lange her also, und als Milan nach einem krachenden 0:5 gegen Atalanta Bergamo im Dezember 2019 auf Platz elf abrutschte, schien ein solcher Erfolg erst recht lächerlich weit weg. Im Nachgang indes ist er als eine Art Startschuss zu begreifen. Für die Milanista und Pioli, der sich seinerzeit in seiner ersten Spielzeit als AC-Profitrainer befand und trotz der Probleme zu Beginn am Ende noch die Zulassung zur Europa League sicherte. In Saison Nummer zwei wurde es dann schon Platz zwei und in der dritten Spielzeit reichte es für den Scudetto. Juventus Turin sowie Inter Mailand schwächelten, Milan war zur Stelle.„Es war ein großartiges, unaufgeregtes Zusammenspiel mit den Sport-Verantwortlichen sowie der Qualität einer jungen Truppe, die jeden Tag ohne Allüren professionell arbeitet“, lobte Pioli – und rückte jenen Teil des AC in den Mittelpunkt, der diesen Triumph auf dem Rasen errungen hatte.
Der AC Mailand hat eine Sanierungskur hinter sich
Nachdem sich Milan finanziell verhoben hatte und am Rande der Pleite stand, übernahm ein amerikanischer Hedgefonds die Führung bei den Rossoneri. Die neuen Besitzer zwangen dem Klub eine Sanierungskur auf, die Löhne sanken deutlich – und viele junge Spieler wurden nun zu Angestellten. Die Fans murrten, so klappe es nie. Die Rückkehr von Zlatan Ibrahimovic Anfang 2020 versetzte allerdings auch sie in Ekstase. „Ibra“ sollte diese junge Mannschaft nach und nach zu einer Männermannschaft erziehen, ihr immer und überall eine Stütze sein.
Der Plan ging auf, obschon der Schwede im Vorpensionierungsalter selbst oft verletzt war. Im finalen Spiel waren nur noch 20 Minuten im Tank. Danach aber zeigte sich der Chef mit Zigarre im Mund – und macht nun weiter bis 2023. Im Oktober wird Ibrahimovic, der schon 2011 beim 18. Scudetto der Rossoneri dabei war, stolze 41 Jahre alt. Seine Zeit auf dem Platz endet, zweifellos. Kürzlich erst wurde der Angreifer am Knie operiert, fällt bis Januar aus. Am Samstag in Köln wird der große Zlatan also fehlen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Umso mehr sind die jungen Kräfte gefragt – der wunderbare Techniker Rafael Leao zum Beispiel. Vorausgesetzt, der 23-jährige Portugiese bleibt. Denn vieles ist derzeit im Fluss: Der Eigentümer hat gewechselt, Spieler sind begehrt – der Kader soll für die anstehenden Aufgaben aber eigentlich verstärkt werden. Bisher kam unter anderem Ex-Wolfsburg-Profi Divock Origi, weitere Profis sollen folgen. Und Pioli, der will mehr Medaillen gewinnen, den Coup bestätigen – in der Champions League und in der Serie A. Eine Woche nach dem FC startet Milan in die neue Saison. Der Test in Köln ist ein netter Aufgalopp - und wird zum Schaulaufen der Youngster.