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Stadt Köln zieht EM Bilanz„Fans sollten sich wie zu Hause fühlen - Das ist uns gelungen“

Lesezeit 5 Minuten
No Scotland - no Party: Schottische Fans am Dom.

No Scotland - no Party: Schottische Fans am Dom.

Alle Maßnahmen und das Konzept der zentrumsnahem Fan-Zonen seien aufgegangen, bilanziert die Stadt. Luft nach oben gab es in einigen Punkten trotzdem.

Ein paar Punkte gibt es dann doch, die besser hätten laufen können. Wirklich einen Einfluss hatte die Stadt auf diese aber nicht. Da war zum Beispiel das Wetter, das erst den mit großer Vorfreude erwarteten kölsch-schottischen Mitsingabend im Tanzbrunnen ins Wasser fallen ließ und später das Public Viewing während des deutschen Achtelfinals an den Rand des Abbruchs brachte. Und sonst? „Natürlich hätten wir uns noch mehr Spiele gewünscht“, sagt Sportdezernent Robert Voigtsberger. Fünf waren es insgesamt zwischen dem 15. Juni und dem vergangenen Sonntag: vier Gruppenspiele und das Achtelfinale der Spanier gegen Georgien. In Richtung Uefa und Fifa sagt der Kölner EM-Botschafter Toni Schumacher deshalb: „Köln kann mehr als Achtelfinale.“

Auch die belgischen Fans kamen mit Zehntausenden Fans nach Köln.

Zehntausende belgische Fans kamen nach Köln.

Nach dem letzten Kölner EM-Spiel ist das ganz große Spektakel vorbei in Köln. Im öffentlichen Raum sind viele Hinweise auf das Turnier - LED-Infotafeln, Plakate oder Wegweiser – bereits verschwunden. Auch der Großteil der internationalen Fans ist abgereist. Viele Bilder werden bleiben. Natürlich von den Schotten, die sich in die Herzen der Stadt feierten. Von den Engländern, die auf dem Alter Markt ihre Lieder sangen. Aber auch von den Schweizern, den Belgiern, den Rumänen oder den Slowaken, über die im Vorfeld kaum jemand sprach, und die vor allem bei ihren Fan-Walks und im Stadion zeigten, welche Bereicherung sie für ein Turnier sein können. „Ich danke unseren Gästen, die ausgelassen, aber friedlich in unserer Stadt gefeiert haben“, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker. „Das Verbindende, also das Fußballfest, stand im Vordergrund.“ Sie hoffe, dass dieses Gemeinschaftsgefühl auch in der Zukunft bleibt. „Dass wir trotz unterschiedlichen oder sogar gegensätzlichen Interessen zusammenkommen.“

Konzept um Fan-Zonen ging auf

Vor allem, was das Sicherheitskonzept rund um die Spiele und die Fanzonen anging, hatte es vor dem Turnier Bedenken gegeben. Verständlicherweise, schließlich hatten sich unter anderem 100.000 Engländer angekündigt. Am Ende waren es wohl nur 40.000. Auf der vor allem für die britischen Fans zusätzlich eingerichteten Public-Viewing-Fläche kamen während des englischen Spiels gegen die Slowakei nur rund 1500 Menschen zusammen. Enttäuschend, auch mit Blick auf die hohen Kosten der Fläche.

Die Gäste aus der Schweiz gehörten zu den ersten EM-Gästen.

Die Gäste aus der Schweiz gehörten zu den ersten EM-Besuchern.

Viele andere Dinge funktionierten. „Alle unsere Maßnahmen haben reibungslos ineinandergegriffen“, resümiert Reker deshalb. Und ihr Sportdezernent ergänzt: „Unser zentrumsnahes Konzept ist voll aufgegangen.“ Voll wurde es in der Altstadt neben den Kölner Spieltagen vor allem auch während der deutschen Spiele. Teilweise extrem voll. Viele Fans, die das Spiel in der Fan-Zone auf dem Heumarkt verfolgen wollten, kamen zu spät und mussten sich umorientieren. Aber dann gab es ja noch die Fan-Zone im Tanzbrunnen. Und weil auch diese bereits in der Gruppenphase voll ausgelastet war, reagierte die Stadt und öffnete die Public-Viewing-Fläche am Rheinufer für die deutschen Spiele. Größere Vorfälle blieben aus. Trotz mehrfacher Sperrung der Deutzer Brücke und gesperrter Rheinuferstraße kam es, anders als befürchtet, nicht zum riesigen Verkehrschaos.

EM in Köln: 4200 Menschen nutzten Fähre auf dem Rhein

Ein Erfolg sei auch die Fähre zwischen Altstadt und Deutz gewesen, sagt Voigtsberger. 4200 Menschen beförderte sie und ermöglichte den Fahrgästen noch einmal einen neuen Blick auf die Stadt. 200 kulturelle und sportliche Darbietungen rund um die Fan-Zonen hätten den internationalen Fans zudem ein Stück kölsches Lebensgefühl vermittelt. „Wir wollten, dass die Fans sich bei uns wie zu Hause fühlen“, sagt Voigsberger. „Ich glaube, das ist uns gelungen.“ Dazu lobte Voigtsberger die Arbeit der „Gesichter des Turniers“, der 1600 Volunteers. Köln habe das deutschlandweit inklusivste Team gestellt. Inklusion spielte auch beim sportlichen Rahmenprogramm am Tanzbrunnen eine große Rolle. Auch das sei gut angenommen worden.

Komplett vorbei ist die EM in Köln natürlich auch nach den Achtelfinals noch nicht. Die Fan-Zone am Heumarkt zeigt weiterhin alle Spiele, im Tanzbrunnen und am Konrad-Adenauer-Ufer läuft zudem die Viertelfinal-Partie zwischen Deutschland und Spanien. Die Musiker von Brings heizen den Fans im Tanzbrunnen am Freitag ein. Am Dienstagabend knackten die drei Public-Viewing-Bereiche die Marke von einer halben Million Besucher. Sollte die deutsche Mannschaft das Viertelfinale überstehen, würden die weiteren Spiele ebenfalls im Tanzbrunnen und auf den großen Leinwänden am Konrad-Adenauer-Ufer zu sehen sein.

Die deutschen Spiele sind auch weiterhin im Tanzbrunnen zu sehen.

Die deutschen Spiele sind auch weiterhin im Tanzbrunnen zu sehen.

Beim Tipp der Finalpaarung sind sich sowohl die Oberbürgermeisterin als auch Voigtsberger und Schumacher einig: Deutschland schafft es ins Finale. Und auch beim Gegner herrscht Einigkeit. Das Team von Julian Nagelsmann wird im Endspiel auf Portugal treffen, so der Tipp. In dieser Sache werden die Drei in jedem Fall falsch liegen. Sollten die beiden Teams die nächste Runde überstehen, würden sie bereits im Halbfinale aufeinandertreffen.


Wie geht es im Stadion weiter?

Zu Beginn der Woche wehten die blauen Flaggen der Uefa noch am und vor dem Stadion in Müngersdorf. Für die Fußball-Europameisterschaft hatte der europäische Verband das Rheinenergie-Stadion ins „Cologne Stadium“ verwandelt. „Aktuell läuft der Abbau aller EURO-spezifischen Bauten und Brandings bereits auf Hochtouren, ab Donnerstag wird der Rasen entfernt“, sagt Sportstätten-Sprecher Lukas Wachten. Der Rasen sei laut Messungen der Uefa auch vor dem Achtelfinale zwischen Spanien und Georgien in einem guten Zustand gewesen. Beanstandungen hätte es keine gegeben.

Derzeit läuft der EM-Abbau am Rheinenergie-Stadion.

Derzeit läuft der EM-Abbau am Rheinenergie-Stadion.

Viel Zeit für Ab- und Umbau bleibt nicht. Nach der EM ist schließlich vor den Stadionkonzerten. „Ab Montag beginnt der Konzertaufbau“, sagt Wachten. Bereits am Freitag, 12. Juli, steht der Auftritt von Peter Maffay an. Einen Tag später kommt Roland Kaiser zur großen Schlagerparty nach Müngersdorf, wiederum eine Woche danach tritt Travis Scott im Stadion auf. „Der neue Rasen wird dann zeitnah nach dem Travis Scott Konzert verlegt.“ Denn schon zwei Wochen nach dem letzten Stadion-Konzert steht der erste Spieltag der 2. Fußball-Bundesliga an.