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Fortuna-Fanbeauftragter im Interview„Bald bin ich nur noch pünktich zum Anpfiff da“

Lesezeit 5 Minuten
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Zwölf Jahre war Ingolf Stollens  ehrenamtlich Fanbeauftragter bei Fortuna Köln.  

  1. Zwölf Jahre war Ingolf Stollens Fanbeauftragter bei Fortuna Köln.
  2. Im Interview spricht er über sein Engagement, die schönsten Moment und warum die Aufgabe manchmal undankbar war.

Köln – Zwölf Jahre war Ingolf Stollens ehrenamtlich Fanbeauftragter bei Fortuna Köln. Alexander Wolf sprach mit dem 36-jährigen Berliner über sein Engagement.

Wie fing Ihre Geschichte mit dem Traditionsverein aus dem Kölner Süden an?

Stollens: Zum ersten Mal in Kontakt kam ich über meine Tante in Berlin und Fortuna-Zeugwart Matthes Schäfer. Die Kölner haben damals noch in der Regionalliga Nord bei TeBe Berlin gespielt. Als ich 2001 für meine Ausbildung in Bergisch Gladbach nach Mülheim zog, war es wieder Matthes Schäfer, der mich zur Fortuna brachte. Der Verein war einfach so herzlich, dass man sich direkt wohlfühlte. Das Familiäre und das gute Umgehen miteinander hat es leicht gemacht. Mittlerweile kenne ich jeden und will gar nicht mehr weg.

Das heißt, Sie werden der Fortuna auch nach dem Ende ihrer Tätigkeit als Fanbeauftragter erhalten bleiben?

Genau. Es war immer so, dass man samstags im Südstadion seine Jungs und Mädels gesehen hat. Der Harte Kern, der immer da ist und ungefähr 150 Personen umfasst. Für mich fallen diese Begegnungen nicht komplett weg, weil ich weiter zu den Spielen gehe. Aber ich werde nicht mehr drei Stunden vor dem Spiel schon am Stadion sein, sondern pünktlich vor dem Anstoß.

Was waren die Beweggründe, um nach zwölf Jahren zu sagen: Das war es jetzt?

Irgendwann sagt man sich, dass man auch mal Freizeit haben will. Fanbeauftragter ist schließlich ein Ehrenamt, und ich arbeite hauptberuflich als Zerspanungsmechaniker. In unserer Firma wurde vor einem Jahr auf Dreischichtbetrieb umgestellt, und für mich wurden die Ruhephasen ein bisschen knapp.

Wie haben Sie Ihre Anfänge bei Fortuna in Erinnerung?

Der Verein suchte damals auf Anraten des Fußball-Verbands Mittelrhein einen Fanbeauftragten. Bei der Fortuna war in der Mittelrheinliga schon viel los und es war absehbar, dass es mit dem Aufstieg früher oder später klappen wird. Deswegen hatte Klaus Ulonska schon mehrere Fans gefragt, die aber ablehnten und dem Präsidenten einen Wink in meine Richtung gaben. Es war also kein großer Auswahlprozess. Ich war quasi der Einzige, der noch da war.

Sie sind ins kalte Wasser gesprungen und haben in den höheren Ligen mit der Fortuna schwimmen gelernt?

So in etwa. Es ging für den Verein ja tatsächlich im Drei-Jahres-Abstand immer eine Liga rauf. Als Trainer Uwe Koschinat ab 2012 mehr Konstanz brachte, wurden aus 200 oder 500 Fans in der Mittelrheinliga und den 1000 in der Regionalliga, 3000 Zuschauer zu Drittliga-Zeiten. Ich hatte keine Vorerfahrung. Über die Jahre ging es darum, quasi selbstständig dazuzulernen. Mit Kollegen konnte ich mich bei Schulungen des DFB oder bei Regionalliga-Tagungen austauschen. Vor allem was den sozialen Umgang angeht, habe ich viel dazugelernt.

Zwölf Jahre – das lässt darauf schließen, dass Sie als Fanbeauftragter erfolgreich waren. Gibt es dafür ein Geheimnis?

Am Ende sitzt man immer zwischen den Stühlen. Man vertritt den Verein und auch die Fans und ist quasi das Bindeglied zwischen diesen beiden Parteien und den Sicherheitsorganen. Die Fans neigen zur Denkweise, dass Fanbeauftragte mehr für den Verein da seien. Sie fühlen sich bei Vorschriften schnell von oben herunter behandelt und machen dann, was sie wollen. Sie wollen Fan-Kultur pflegen und ausleben. Ich habe immer versucht, Kompromisse zu finden.

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Die Aufgabe war also auch undankbar. Haben Sie sich immer wertgeschätzt gefühlt?

Wertschätzung und Respekt müssen einem ja nicht in monetärer Form entgegengebracht werden. Darstellung und Kommunikation fanden immer auf Augenhöhe mit dem Geschäftsführer und sonstigen Ansprechpartnern statt. Außerdem gab es Freiverzehr im Vereinsheim, Präsentkörbchen, Freikarten für die Arena, und auch die Kosten für Auswärtsreisen wurden erstattet.

Welche Momente bleib in besonders in Erinnerung?

Es fällt schwer, Highlights rauszupicken. Unser Weg in die 3. Liga war schon sehr besonders. Dann gab es ja das DFB-Pokalspiel gegen Mainz 05 mit 6500 Zuschauern. Nach dem Aufstieg war es uns sowieso eine Ehre, als kleine Fortuna im Konzert der Großen mitspielen zu dürfen. Da war jedes Spiel ein Höhepunkt.

Und die negativen Erinnerungen?

Randalierende Fans waren ja bei Fortuna nie das große Problem. Klar ist da mal eine dumme Aktion passiert, aber man kann nicht sagen, dass unsere Fans randalierende Horden wären. Zudem haben sich auch die Auswärtsfans im Südstadion immer einigermaßen ruhig verhalten. Die negativste Erinnerung ist tatsächlich ein Auswärtsspiel in Eschweiler gegen Aachen, als wir von den Alemannia-Fans angegriffen wurden.

Und wie war’s in der Abstiegssaison 2018/19, als eigene Fans Geschäftsführer Michael W. Schwetje beleidigten?

Für mich lag das Problem auf der zwischenmenschlichen Ebene. Wahrscheinlich war Uwe Koschinat da der Ruhepol, der nach seinem Abgang nach Sandhausen die Seiten nicht mehr beruhigen konnte. Am Ende ist das total eskaliert. Das waren unschöne Momente, allerdings ja nur in dem einen Spiel gegen Wehen-Wiesbaden.

Wie sehen Sie denn die Fortuna Eagles?

Mit der ältesten Ultra-Gruppe Deutschlands haben wir schon einen besonderen Stellenwert. Da wird schon drauf geschaut. Leider kommt im Südstadion nicht so viel von dem rüber, was die Jungs machen. Das sind zwar gute Aktionen, sie werden akustisch aber nicht so wahrgenommen, so dass Beobachter manchmal enttäuscht sind. Das liegt aber eher an den baulichen Gegebenheiten im Südstadion.

Wenn Sie für Ihren Nachfolger ein Stellenprofil anfertigen würden. Wie sähe es aus?

Man sollte auf jeden Fall ein guter Diplomat sein. Es geht immer um Fragen, Antworten und einen vernünftigen Dialog.