Köln – Die 36 Clubs der Deutschen Fußball-Liga (DFL) stehen vor der nächsten großen Herausforderung. Obwohl noch nicht absehbar ist, ob überhaupt und wenn ja wie viele Zuschauer zu den Spielen der am 18. September beginnenden Bundesliga-Saison ins Stadion dürfen, müssen die Verantwortlichen der Vereine Lösungen für die Vergabe der Tickets finden. Ein schmaler Grat im Hinblick auf das Binnenverhältnis mit den eigenen Fans, denn die Nachfrage wird das Angebot an Karten zweifellos übersteigen und die Frage nach einem fairen Verfahren aufwerfen. Das gilt im Besonderen bei der Regelung für die Dauerkarteninhaber. Der 1. FC Köln hat am Dienstag seinen Plan für eine solche Regelung veröffentlicht und musste dafür harsche Kritik einstecken.
Drei Optionen für die Fans
Der FC hat seinen 22.500 Dauerkartenbesitzern im Public-Bereich drei Optionen vorgeschlagen, um den durch Corona zu erwartenden Einschränkungen zu begegnen. So können die Fans ausnahmsweise ihre Dauerkarte für eine Saison aussetzen, ohne dass der FC das Ticket kündigt. Zudem besteht die Möglichkeit einer anteiligen Erstattung für alle Spiele, bei denen die Anhänger ihr Ticket durch die Corona-bedingten Einschränkungen nicht nutzen können. Dauerkarteninhaber, die auf eine solche Erstattung verzichten erhalten ein Sondertrikot und würden im Falle einer Teilöffnung der Stadien in einem entsprechenden Losverfahren „zuerst berücksichtigt“.
Fans sprechen von Erpressung
Diese Art von Bevorzugung brachte viele FC-Fans auf die Palme. In den sozialen Netzwerken war von Erpressung, Frechheit, einer fragwürdiger Lösung oder dem größten Witz die Rede. Verständlich vor dem Hintergrund, dass die Kölner am letzten Spieltag beim 1:6 in Bremen durch eine indiskutable Leistung knapp fünf Millionen Euro TV-Gelder verspielt hatte und das Thema des künftigen Gehaltsverzichts der Profis ein schwieriges zu werden droht.
„Unter Abwägung zahlreicher Varianten haben sich alle beteiligten Vereinsgremien für diese Lösung entschieden. Falls zu wenige Plätze zur Verfügung stehen und gelost werden muss, wäre es unfair, wenn ein Fan, der seinen Verzicht auf eine Erstattung erklärt und damit ein finanzielles Risiko in Kauf genommen hat, nicht ins Stadion kann, während ein anderer Glück hatte“, verteidigte FC-Mediendirektor Tobias Kaufmann den Plan.
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Nach Informationen dieser Zeitung war der genaue Wortlaut des FC-Schreibens an die Dauerkarteninhaber weder mit dem Vorstand noch mit dem Mitgliederrat schlussendlich abgestimmt worden. So ging etwa unter, dass der Club eine fest eingeplante Erhöhung der Dauerkartenpreise aufgrund der allgemeinen finanziellen Situation durch Corona erst einmal zurückgestellt wurde.
Das Kind kann noch aus dem Brunnen gezogen werden
Ferner brachte das Schreiben nicht zum Ausdruck, dass die Dauerkartenbesitzer, die bevorzugt für ein Spiel ausgelost worden sind, je nach Verfügbarkeit von Plätzen für das nächste erst einmal hinten angestellt werden. Durch eine bessere, interne Abstimmung hätte sich der FC wohl einen Großteil der Kritik ersparen können.
Es besteht jedoch die Möglichkeit, das Kind wieder aus dem Brunnen zu holen. Erst ab Ende Juli tritt der FC per Online-Fragebogen mit seinen Dauerkarten-Inhabern in den Dialog. Die Abbuchungen der Dauerkartenbeträge erfolgt zudem erst Ende August und damit zwei Monate später als gewöhnlich.