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FC-Trainer vor schwerem SpielJetzt wird sich zeigen, was der Treueschwur wert ist

Lesezeit 4 Minuten
Gisdol kritischer Blick

FC-Trainer Markus Gisdol

Köln – Markus Gisdol ist ein Mann mit Erfahrung und Weitblick. Lange bevor der erste Spieltag der neuen Saison in der Fußball-Bundesliga angepfiffen wurde, hatte sich der Trainer des 1. FC Köln versichert gegen die Gefahr, dass es für ihn auf der schwierigen Mission Klassenerhalt schon im Herbst eng werden könnte. Gisdol ging in die Offensive und teilte seine Bedenken der versammelten Clubspitze mit. Das Ziel: Verständnis und Rückendeckung, falls seine Befürchtungen Wirklichkeit werden sollten. Denn jeder weiß: In 99 Prozent der Fälle muss der Trainer seinen Kopf hinhalten, wenn der Erfolg ausbleibt.

Vor dem schweren Gang des 1. FC Köln am Samstag zu Borussia Dortmund (15.30 Uhr/Sky) erlebt Gisdol das Phänomen der selbst erfüllenden Prophezeiung. Drei Punkte aus acht Spielen, Tabellenplatz 17 und die Aussicht auf 19 sieglose Spiele in Folge. Das wäre ein neuer Negativrekord in der FC-Historie. Der Augenblick ist gekommen, an dem sich zeigen wird, wie belastbar der von Vorstand und Geschäftsführung gegebenen Treueschwur für Gisdol im Falle einer zu erwartenden Niederlage beim Tabellenzweiten ist.

Figur auf dem FC-Schachbrett

Der Fußballlehrer, um den sich alles dreht und der doch nicht viel mehr ist als eine Figur auf dem FC-Schachbrett, begegnet der Partie in Dortmund mit gebotenem Pragmatismus. Was über ihn gesagt und geschrieben wird, nimmt er wahr und hält es für normal: „Das muss man als Bundesliga-Trainer aushalten. Ich bewerte keine Aussagen anderer Menschen, sondern konzentriere mich auf meine Arbeit. Spielt Dortmund mit Dreier- oder Viererkette, das sind die entscheidenden Fragen für mich“, gab Gisdol am Donnerstag nüchtern zu Protokoll.

Der Trainer glaubt an sein Team und erinnerte an den guten Auftritt beim 1:2 gegen Triple-Sieger Bayern München vor vier Wochen: „Der Mensch neigt dazu, mit Misserfolgen im Rücken den Rucksack noch schwerer zu beladen und Dinge mit sich rumzutragen, die nicht leistungsfördernd sind. Wir haben uns gegen Bayern mutig präsentiert. Warum soll es uns gegen Dortmund nicht gelingen, ein vernünftiges Spiel abzuliefern?“

Im Kreuzfeuer der Kritik

Die Antwort auf des Trainers Frage liegt nahe. Weil die Mannschaft verlernt hat zu gewinnen, weil das enttäuschende 1:2 gegen Union Berlin das aufkeimende Selbstbewusstsein zerstört hat und es Gisdol bislang nicht gelungen ist, aus dem vorhandenen Spielermaterial eine schlagkräftige Truppe zu formen. Deshalb steht er im Kreuzfeuer der Kritik und deshalb rückte auch Dr. Werner Wolf in dieser Woche trotz des Schulterschlusses vor der Saison von ihm ab: „Auch wenn aktuell im Spiel keine Verbesserungen zu sehen waren, ist Horst Heldt davon überzeugt, dass das Trainerteam die Probleme auf die richtige Weise angeht“, erklärte der FC-Präsident und ergänzte: „Es gibt keine Jobgarantien – für niemanden.“

Wer sich im Geschäft auskennt, ahnt, dass solche Worte bedeuten, dass Verantwortungsträger auch bereits intensiv über Alternativen nachdenken, obwohl sie ihren aktuellen Trainer erst im August mit einem neuen Vertrag bis 2023 ausgestattet haben. Gut möglich, dass anstelle von gepredigter Kontinuität nach dem Dortmund-Spiel die Finanzierung der Abfindung für Gisdol die Diskussionen bestimmt.

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Das weiß auch Horst Heldt. Der Geschäftsführer Sport gab Gisdol erneut Rückendeckung: „Markus stellt sich der Situation und geht vorneweg. Deswegen bin ich überzeugt, dass wir den Turnaround schaffen.“ Der 50-Jährige hinterließ aber auch den Eindruck, dass er über die Zusammenhänge anders denkt, als er sie öffentlich ausspricht: „Geschäftsführung und Vorstand tauschen sich intensiv aus. Wir haben alle dieselbe Meinung und sind davon überzeugt, dass wir es gedreht bekommen.“

Es darf aber vermutet werden, dass die Personalie Gisdol und der bisher ausbleibende Erfolg als Brandbeschleuniger den 1. FC Köln vor die nächste Zerreißprobe stellen. Der längst noch nicht zugeschüttete Graben zwischen Vorstand und Geschäftsführung könnte in Breite und Tiefe weit aufreißen und mitverantwortlich für den nächsten Gang in die 2. Liga sein.