Köln – „An ihm werden wir alle noch Spaß haben, er hat ein enormes Potenzial.“ Wenn Stefan Ruthenbeck über Justin Diehl spricht, dann hört man schnell heraus, dass der U19-Trainer des 1. FC Köln große Stücke auf sein Offensivtalent hält. Der Angreifer, der an diesem Freitag sein 16. Lebensjahr vollendet, steht vor einer großen Zukunft als Fußballer.
Der Vergleich mit Youssoufa Moukoko, dem Juwel von Borussia Dortmund, drängt sich geradezu auf. Rein theoretisch wäre am Samstag (15.30 Uhr, Sky) sogar ein Aufeinandertreffen der hochbegabten Teenager in der Bundesliga möglich, wenn der FC beim BVB antritt. Diehl wäre dann, wie Moukoko vor Wochenfrist, ebenfalls mit 16 Jahren und einem Tag, der jüngste Bundesliga-Spieler der Geschichte.
DFL senkt Altersgrenze
Top-Talente dürfen ab dieser Saison bereits mit 16 Jahren im deutschen Profifußball eingesetzt werden. Einen entsprechenden Antrag von Borussia Dortmund hatte die Deutsche Fußball Liga (DFL) im April bestätigt. Der Kölner Sportchef Horst Heldt wägt bei der gesenkten Altersgrenze ab: „Grundsätzlich sind wir offen dafür. Ich finde aber, wenn solch ein junger Spieler eingesetzt wird, muss man immer den individuellen Entwicklungsfortschritt berücksichtigen. Es gibt 16-Jährige, die schon so weit sind, es gibt aber auch 18-, 19-Jährige, die noch ihre Zeit brauchen. Dabei ist es extrem wichtig, die Spieler und ihre Familie in die Entscheidung miteinzubeziehen.“ (cto)
Zugegeben, dies ist ein völlig hypothetisches Gedankenspiel, von einem Bundesliga-Einsatz ist Justin Diehl – zumindest derzeit – noch weit entfernt. „Es ist aktuell auch schwierig zu sagen, ob er oben ankommt“, urteilt Ruthenbeck. „Wir müssen abwarten, wie er die Anpassung schafft.“ Für den Fußballlehrer sei es im aktuellen Entwicklungsstand „leichter zu sagen, wer es vermutlich nicht schaffen wird“. Und in diese Kategorie stuft er Diehl keineswegs ein. „Er kann Bundesliga spielen“, meint auch Martin Heck, der Diehl bis vor kurzem in der U17 des FC trainierte, ehe der Stürmer in die U19 aufrückte. „Aber natürlich noch nicht jetzt, das wäre viel zu früh.“
In der vergangenen Saison machte Diehl in der U17-Bundesliga auf sich aufmerksam, erzielte in zehn Spielen neun Treffer. In dieser Spielzeit kam er aufgrund kleinerer Verletzungen erst jeweils einmal in der U19- und U17-Bundesliga zum Einsatz und blieb bisher ohne Torerfolg. „Justin ist ein richtig feiner Mensch, der trotz des öffentlichen Interesses auf dem Boden geblieben ist. Dazu ist er immer hilfsbereit und freundlich“, charakterisiert Heck den gebürtigen Kölner. Mit dem Ball sei Diehl schwer zu stoppen, was auch Ruthenbeck bestätigt: „Er ist schnell und vergisst dabei den Ball nicht wie manch anderer.“ Verbesserungspotenzial sieht Heck derweil noch im Anlaufen des Gegners und im Pressing, betont aber: „Wenn Justin verletzungsfrei bleibt, traue ich ihm sehr viel zu.“
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Der 1. FC Köln ist derweil bemüht, sein Ausnahmetalent, das schon fünf Länderspiele für die deutsche U16-Nationalmannschaft bestritten hat, behutsam aufzubauen. „Wir bereiten ihn über die U19 langsam auf die neuen Anforderungen vor“, erklärt Matthias Heidrich, der sportliche Leiter des FC-Nachwuchsleistungszentrums. Diehl selbst wohnt noch im Elternhaus in Köln, er paukt zudem für seinen Schulabschluss. „Justin ist ein bescheidener junger Mann geblieben“, freut sich Heidrich. „Zudem ist er sehr fleißig und ehrgeizig. Von seinen kleineren Verletzungen hat er sich bis jetzt immer gut zurückgearbeitet.“
Von der Öffentlichkeit abgeschirmt
Der Hochgelobte, der bereits einen eigenen Ausrüstervertrag besitzt und auf seinem Instagram-Kanal mehr als 3.600 Abonnenten hat, wird durch den FC weitgehend von der Öffentlichkeit abgeschirmt. Im Zuge seiner Vertragsverlängerung bis 2023 im August gab es das bisher einzige öffentliche Statement: „Seit ich acht Jahre alt bin, spiele ich für den FC – und natürlich will ich am liebsten hier Profi werden. Horst Heldt und Markus Gisdol haben sich mit mir persönlich getroffen. Das hat mir ein gutes Gefühl gegeben und ist eine tolle Motivation für die neue Saison“, wurde Diehl, der vor seinem Wechsel in die U8 des FC im Jahr 2011 in der 1. Jugend-Fußball-Schule Köln trainierte, seinerzeit auf der Vereinshomepage zitiert.
Wenn irgendwann in den kommenden Wochen die U19 wieder ihren Spielbetrieb aufnehmen darf, möchte Justin Diehl schnellstmöglich wieder an die Erfolge aus der vergangenen Saison anknüpfen und seinen Karriereweg nach oben fortsetzen. Die Chancen stehen gut, dass der kölsche Überflieger eines Tages auch den Sprung in den Profifußball schaffen könnte. Horst Heldt ist davon sogar „fest überzeugt“. Der FC-Sportchef zählt Diehl „zu unseren Top-Talenten. Auch wenn er mit 15 Jahren noch ganz jung ist, wollen wir ihm die langfristige Perspektive aufzeigen, bei uns Profi zu werden“.