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„Ein merkwürdig, schönes Gefühl“So lief Friedhelm Funkels Auftakt beim 1. FC Köln

Lesezeit 4 Minuten

Sofort mittendrin: Friedhelm Funkel leitete am Dienstag seine erste Einheit als Trainer des 1. FC Köln.

Köln – Die Uhr zeigte 11.24, als Friedhelm Funkel zurück war. Nach 17 und mehr als einem halben Jahr ist der mittlerweile 67-Jährige wieder Trainer des 1. FC Köln. Seine Mission ist genauso heikel und kompliziert, wie bei seinem ersten Engagement, das im Februar 2002 begann. Der erfahrene Coach soll den Fußball-Bundesligisten vor dem Abstieg bewahren. Und Funkel soll es diesmal besser machen. Beim ersten Mal scheiterte er und der FC musste in die 2. Liga.

Gisdol und Kaspari verabschieden sich vom Team

„Ruheständler“ Funkel nahm am Dienstag seine Arbeit mit einem Spielersatztraining auf. Die 16 FC-Profis, die beim bitteren 2:3 gegen Mainz am Sonntag nicht mehr als 45 im Einsatz waren, standen auf Platz eins am Geißbockheim. Funkel hatte vor der Einheit, die von seinem Assistenten André Pawlack geleitet wurde, in der Kabine eine erste 20-minütige Ansprache vor der Mannschaft gehalten. „Wichtig ist, das man die Ruhe bewahrt und sehr vertrauensvoll mit der Mannschaft zusammenarbeitet. Ich werde auf die Spieler zugehen und ihnen das eine oder andere mit auf den Weg geben“, hatte der neue FC-Trainer am Montag bei seiner Vorstellung gesagt.

.. wie eine Kuh durchs Dorf getrieben

Steffen Baumgart (49), der im Sommer als Trainer des SC Paderborn aufhört, hat in einem Interview mit Sport1 Gerüchte dementiert, dass Coach des 1. FC Köln werden soll: „Es gibt keine Gespräche bezüglich einer Zusammenarbeit ab Sommer. Für mich ist es gerade schwierig, weil ich ein komisches Gefühl habe. Ich werde wie eine Kuh durchs Dorf getrieben und das will ich vermeiden. Es wird sicher Gespräche mit Klubs geben, aber ich bin mir sicher, dass es mit denen, die in den Medien am lautesten gehandelt werden, am wenigsten etwas wird. Schalke war kein Thema und Köln ist gerade auch keins.“ Grundsätzlich wollte er ein Engagement aber nicht ausschließen: „Ich bin Trainer und Köln ist wie S04 ein Verein mit großer Vergangenheit. Das sind Herausforderungen. Aber es sind keine, mit denen ich mich aktuell beschäftige. Ich beschäftige mich schon auch mit ganz anderen Möglichkeiten. Erst, wenn eine Anfrage kommt, wird es interessant. (sam)

Funkel will in die Köpfe der Spieler schauen, Blockaden lösen, wenn welche vorhanden sind, Begeisterung, Konzentration und Lockerheit erzeugen. Angesichts von nur vier kompletten Trainingseinheiten vor dem Derby am Samstag (18.30 Uhr/Sky)bei Bayer 04 Leverkusen steht die Arbeit auf der mentalen Ebene an erster Stelle. Zumal Vorgänger Markus Gisdol die Mannschaft in einem tadellosen körperlichen Zustand übergeben hat, wie Funkel am Montag mehrfach betonte.

Während der 67-Jährige sich den Medien vorstellte, verabschiedeten sich zeitgleich Gisdol und sein ebenfalls beurlaubter Co-Trainer Frank Kaspari von der Mannschaft, mit der sie 17 schwere Monate zusammen gearbeitet hatten. Am Geißbockheim war zu hören, dass es dabei sehr emotional zugegangen sein soll. Als Funkel am Dienstag seinen Job antrat, war Schwabe Markus Gisdol dann schon wieder bei Frau Sylvia im heimischen Geislingen.

Schrecksekunde auf dem Trainingsplatz

Die sportliche Sorgen und Nöte des Tabellenvorletzten der Fußball-Bundesliga sind jetzt Funkels Sache. Wie etwa die erste Schrecksekunde auf dem Trainingsplatz: Ismail Jakobs war nach einem Zweikampf mit Tim Lemperle umgeknickt. Eine Diagnose steht noch aus. Es sah nicht gut aus, zumal der U21-Nationalspieler erst nach einigen Minuten wieder aufstehen konnte und das Training beenden musste. Friedhelm Funkel war sofort bei Jakobs, um sich zu erkundigen und sprach ihm aufmunterte Worte zu: „Ich hoffe nicht, dass es etwas Schlimmeres ist. Wir brauchen Iso gegen Leverkusen, allein schon wegen seiner Schnelligkeit.“

Jakobs wäre der nächste Spieler, auf den Funkel in Leverkusen verzichten muss. Jan Thielmann (Muskelverletzung) konnte auch am Dienstag nicht trainieren. Und Spielgestalter Ondrej Duda hat das Kunststück fertig gebracht, wie in der Hinrunde das Derby zu verpassen. Im Hinspiel saß der Slowake eine Gelb-Rot-Sperre vom 1:0-Sieg in Mainz, diesmal sah er gegen die 05er seiner fünfte Gelbe Karte.

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Immerhin gab es leichte Entwarnung bei Kingsley Ehizibue. Der Rechtsverteidiger zog sich am Sonntag bei einem Zusammenprall mit Jonathan Burkhardt eine leichte Gehirnerschütterung zu und musste zur Halbzeit ausgewechselt werden. Der Niederländer kann aber womöglich schon am Mittwoch wieder mit auf dem Platz stehen. Ganz sicher dabei ist Jorgé Meré, der gegen Mainz ebenfalls angeschlagen vom Platz musste, sich aber nicht verletzt hat.

Auch Friedhelm Funkel wird wieder da sein und seine Rückkehr auf den Trainerstuhl genießen: „Das war ein merkwürdiges, aber schönes Gefühl, wieder auf dem Platz zu stehen, wo ich vor fast 20 Jahren gearbeitet habe. Rauszukommen, vom Platz auf das Geißbockheim zu gucken. Der Charme von damals ist geblieben. Das ist ein Stück weit Nostalgie“, sagte der FC-Coach nach seiner ersten Einheit, die um 12.37 Uhr endete.