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„Das hat er gut gemacht“FC-Talent Tim Lemperle überzeugt den FC-Trainer

Lesezeit 4 Minuten

FC-Talent Tim Lemperle setzt sich bei seinem Tor gegen die Leipziger Benjamin Henrichs (l.) und Willi Orban durch.

Köln – Tim Lemperle verfügt über eine besondere Fähigkeit. Er ist in der Lage, aus wenig viel zu machen. Sein Ehrentreffer zur 1:3-Niederlage bei RB Leipzig war das zweite Tor für den am 5. Februar 20 Jahre alt gewordenen Offensivmann des 1. FC Köln im laufenden Betrieb der Fußball-Bundesliga – wohlgemerkt bei gerade mal 70-minütiger Einsatzzeit.

Lemperle solle sich „als junger Spieler entwickeln“, begründete Steffen Baumgart die langsame Heranführung des Talents, das den FC-Coach in der Red Bull Arena in nur wenigen Minuten überzeugt hatte: „Das hat er gut gemacht.“

Lange Wartezeit in Hinrunde

Zugleich ließ Baumgart jedoch durchblicken, zuletzt nicht immer einverstanden gewesen zu sein mit dem U20-Nationalspieler, der vier Monate warten musste auf seinen nächsten Kurzeinsatz im Oberhaus. „Dass Tim das Tor macht, ist das, was er sich erarbeiten soll“, kommentierte der 50-Jährige.

Dabei hatte die Saison für Tim Lemperle vielversprechend begonnen. Beim Zittersieg nach Elfmeterschießen in der ersten DFB-Pokal-Runde in Jena bewies der Youngster Nervenstärke, indem er den ersten Versuch seiner Mannschaft vom Punkt eiskalt verwandelte. Am dritten Bundesliga-Spieltag legte Lemperle nach – mit einem Tor, das für immer einen besonderen Platz in seiner Vita einnehmen wird. 25 000 Zuschauer wurden am 28. August 2021 im Rhein-Energie-Stadion Augenzeuge, wie Joker Lemperle beim 2:1-Sieg gegen den VfL Bochum in der Nachspielzeit zum entscheidenden 2:0 vollstreckte. Es war sein erster Bundesliga-Treffer überhaupt.

Der gute Start konnte sich zunächst nicht fortsetzen

Doch so gut, wie die Spielzeit begonnen hatte, ging sie nicht weiter für Tim Lemperle, der sich am vierten Spieltag in Freiburg (1:1) sowie am achten Spieltag in Hoffenheim (0:5) noch einmal für ein paar Minuten auf der großen Bundesliga-Bühne zeigen durfte. Nach dem Debakel im Kraichgau folgten 13 Bundesligaspiele, in denen Lemperle ohne eine einzige Einsatzminute blieb.

Zum Zug kam der gelernte Außenbahnspieler, der bei den FC-Profis als Mittelstürmer geführt wird, in dieser Phase ausschließlich in der U21-Mannschaft in der Regionalliga West (7 Spiele/2 Tore), wo ihn Steffen Baumgart zum Sammeln von Spielpraxis besser aufgehoben sah. Ein Teenager wie Lemperle müsse „nicht Stammspieler in der Bundesliga und auch nicht jedes Mal im Kader sein. Spiele gegen Fortuna Köln und die zweite Mannschaft von Schalke bringen ihm mehr, als fünf Minuten bei uns reinzukommen oder 90 Minuten auf der Bank zu sitzen“, sagte der FC-Coach über die Verfahrensweise mit dem Talent, das in der Jugend auf der Überholspur unterwegs war.

Tim Lemperle könnte durch das Leipzig-Spiel neuen Auftrieb bekommen

Lemperle, im Sommer 2017 vom FSV Frankfurt ans Geißbockheim gewechselt, wurde vorzeitig in die Kölner U19 hochgezogen. Sich im Profibereich dagegen in Geduld zu üben, fällt ihm offenbar nicht leicht. „Tim (…) macht und tut, arbeitet gut, ist aber trotzdem unzufrieden. Warum? Weil ihm noch nicht klar ist, was für einen großen Schritt er in seiner Entwicklung schon gemacht hat. Du darfst in diesem Moment nicht ungeduldig werden und musst weiterarbeiten“, sagte Baumgart Ende Januar dem „Geißblog“.

Das Erfolgserlebnis in Leipzig dürfte Tim Lemperle (Vertrag bis Sommer 2023) neuen Rückenwind verliehen haben. „Enttäuscht über das Ergebnis, aber glücklich über mein Tor“, ließ der gebürtige Frankfurter via Social Media wissen. Mit seinem wuchtigen Kopfballtreffer hatte der eigentlich vor allem für seine Schnelligkeit bekannte Lemperle selbst bei seinen Mitspielern für überraschte Gesichter gesorgt. „Ich wusste nicht, dass er auch mit dem Kopf so gefährlich ist“, sagte Rechtsverteidiger Benno Schmitz.

Lemperle kann auf erneuten Einsatz hoffen

Womöglich erhält Tim Lemperle schon am Samstag (18.30 Uhr) im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt die nächste Möglichkeit, erneut auf sich aufmerksam zu machen. Denn während sich erst im Laufe der Woche klären wird, ob Torjäger Anthony Modeste (Corona-Infektion) wieder zur Verfügung steht, blieb der in Leipzig anstelle des Franzosen in die Startelf gerückte Sebastian Andersson abermals vieles schuldig.

Der Druck auf den schwedischen Routinier nimmt damit weiter zu. Ob Andersson (Vertrag bis 2023) über diese Saison hinaus eine Zukunft am Geißbockheim hat, dürfte unsicher sein. Medienberichten zufolge beschäftigt sich der FC mit Ex-Nationalspieler Nils Petersen (33) als Alternative für den Sturm. Der Vertrag des 257-fachen Bundesliga-Spielers, der beim SC Freiburg nur noch Ersatz ist, läuft im Sommer aus.

Tim Lemperle machte dagegen Boden gut. „Den Kopfball setzt er sensationell aufs Tor“, lobte Baumgart und stellte dem Jungspund in Aussicht, „noch öfter auf dem Platz zu stehen“.