Köln – Es liegt in der Natur einer Niederlage, dass sie einem Trainer nicht wirklich schmecken kann. Das Ziel einer Fußballmannschaft heißt nun mal jedes Spiel zu gewinnen, auch wenn es noch so aussichtslos erscheint. Steffen Baumgart machte deshalb nach dem 1:3 bei RB Leipzig auch keinen Hehl aus seiner Enttäuschung über das Resultat. Deutlich mehr Zeit widmete der Chefcoach des 1. FC Köln in seiner Analyse aber den Dingen, die ihm gefallen hatten – und er hatte einiges Gutes gesehen.
15.000 Zuschauer vor Ort
Etwa den Freistoß von Leipzigs Ausnahmespieler Christopher Nkunku, der Baumgart höchsten Respekt abverlangte obwohl das 0:1 (25.) ergebnistechnisch der Anfang vom Ende für sein Team gewesen war. „Die Schusstechnik ist überragend. Ich habe noch nicht so viele Freistöße gesehen, die so über die Mauer gehen und reinfallen. Vor so einer guten Aktion ziehe ich auch gerne mal meinen Hut“, schwärmte der 50-Jährige. Nachdem Timo Hübers den Franzosen an der Strafraumgrenze foulen musste, zirkelte Nkunku den Ball über den Kopf des 1,90 Meter großen und rechtzeitig hochspringenden Kölner Innenverteidigers hinweg ins linke Eck. „Für solche Freistöße kommen Fans ins Stadion und zahlen Eintritt“, adelte Thomas Kessler als Sportlicher Leiter des FC das Kunstwerk. Am Freitag waren es immerhin schon wieder 15.000 Zuschauer, die in der Red Bull Arena ihr Geld für ein Fußballspiel ausgeben durften.
Lob gab es von den Kölner Verantwortlichen auch für Tim Lemperle. Der am 5. Februar 20 Jahre alt gewordene Stürmer nutzte die sechs Minuten Spielzeit nach seiner Einwechslung für sein zweites Bundesligator, als er einen Eckball von Mark Uth aus fünf Metern gekonnt per Kopf ins Netz wuchtete. „Das ist das, was wir von ihm sehen wollen. Dass er arbeitet, dass er macht. Dann wird er auch die Chance bekommen, das ein oder andere Mal öfter auf dem Platz zu stehen“, sagte Steffen Baumgart. Eine Chance, die Lemperle sich rein statistisch gesehen verdient hätte. Bei seinen fünf Bundesliga-Einsätzen in dieser Saison hat er in 70 Minuten zweimal getroffen. Keine so schwache Quote im Vergleich zu Sebastian Andersson, der in Leipzig den erkrankten Torjäger Anthony Modeste mehr schlecht als recht ersetzte. Der Schwede kommt bislang auf 20 Einsätze und hat in 921 Spielminuten auch nur zweimal getroffen. „Tim hat keine schwere Zeit, sondern er soll sich als junger Spieler entwickeln“, erklärte Baumgart die bis lang doch recht mageren Spielzeiten für den Youngster aus dem eigenen Nachwuchs.
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Lemperles Tor stand aber vor allem für jene Entwicklung der Geißböcke in dieser Saison, die der FC-Coach initiiert hat und mit deren Verlauf er sehr zufrieden ist. Er machte seinem Team ein Kompliment für das Spiel gegen den Ball und lobte die Einstellung sowie Glauben an die eigene Idee trotz Leipzigs Doppelschlag durch Dani Olmo (54.) und Angelino (57.). „Unsere Leistung hat gepasst, wir, es war ein gutes Spiel. Wir sind drangeblieben. Man hat unseren Weg gesehen, denn ich möchte dass die Jungs bis zum Schluss alles raushauen. Das haben sie gemacht.“
Seine Spieler sahen es ähnlich, hatten aber wie Benno Schmitz mehr Probleme ihre Leistung einzuordnen: „Wir hatten zwar noch Möglichkeiten, leider war aber nicht mehr drin“, stellte der Ex-Leipziger fest. Der Rechtsverteidiger drückte damit eine gewisse Ambivalenz aus, die Bestandteil der Kölner Gefühlswelt war und die Florian Kainz am besten zusammenfasste: „Wir sind schon enttäuscht, dass wir unser Spiel nicht auf den Platz bringen konnten. Trotzdem war es nicht schlecht.“
Recht hatte der Österreicher, denn es war immer noch das Duell eines Champions League-Teilnehmers gegen ein Team, das aus der erst in der Relegation bestandenen Prüfung „Abstiegskampf“ kommt. Am Ende gaben nur die brutale Effizienz und die individuell höhere Qualität den Ausschlag zugunsten der Leipziger, deren Kaderwert um ein vielfaches höher liegt, als der des FC und die seit der Amtsübernahme von Trainer Domenico Tedesco 16 Punkte aus acht Spielen geholt haben .
Es gab also nichts, wofür sich die Kölner am 22. Spieltag schämen mussten. Vielmehr konnten sie stolz sein. Nicht nur, weil die Roten Bullen den FC in Person von Torwart Peter Gulasci als „direkten Konkurrenten um die europäischen Plätze“ einstuften. Es gibt eben auch Gründe, warum der FC vor dem Spiel einen Platz besser in der Tabelle platziert war als Leipzig. „Wir stehen da, wo wir stehen, weil wir die dafür nötige Leistung gebracht haben“, erklärte es Steffen Baumgart zufrieden.