Köln – Wenn am Sonntag in Weidenpesch zum 60. Mal der Preis von Europa vergeben wird, handelt es sich nicht nur etatmäßig um den Jahreshöhepunkt auf der Kölner Galopprennbahn. Das 2400 Meter lange Rennen ist eines von nur sieben Rennen der Europa-Gruppe 1 in Deutschland. Gewiss, die beiden besten Galopper des Landes, Torquator Tasso und Mendocino, kommen nicht, sondern treten nächste Woche in Paris an. Ansonsten startet jedoch das Beste, was da ist, und dazu bringt Godolphin, das weltumspannende Galopp-Imperium des Herrschers von Dubai, einen Herausforderer der höchsten Klasse.
Starjockeys Olivier Peslier und William Buick mit dabei
Von den vier prominentesten Jockeys in Europa kommen zwei, nämlich Olivier Peslier und William Buick, nach Weidenpesch. Alle sechs deutschen Teilnehmer sind in Köln zu Hause, der bisher höchstrangige ist Sammarco aus dem Stall von Peter Schiergen. Der „Braune“, der noch nie unplatziert war, ist einer der wenigen jüngeren Sieger im Deutschen Derby, die unmittelbar nach dem Erfolg in Hamburger ihre Form in höchster Klasse bestätigt haben. Sammarco gilt als ein Pferd, das immer nur das Nötigste zeigt und sich nicht stärker verausgabt als nötig. Somit ist die Leistungsgrenze des Dreijährigen bisher nur schwer einzuschätzen.
Zehn Rennen
Die Galopprennbahn in Weidenpesch ist am Sonntag Austragungsort von zehn Rennen. Der erste Start erfolgt um 14 Uhr. Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Eckhard Sauren (Präsident des Kölner Renn-Vereins) nehmen die offizielle Eröffnung des Renntages vor. Die Tageskassen öffnen um 11.30 Uhr. Livestream unter www.deutscher-galopp.de
Interessant ist, dass auch Sisfahan, der überragende Derbysieger des vergangenen Jahres, in Köln mit von der Partie ist. Der Schützling von Henk Grewe kommt jedoch aus einer zehnmonatigen Verletzungspause und könnte konditionell im Nachteil sein.
Das Gegenteil gilt für Alaskasonne (Gestüt Röttgen) um Jockey Andrasch Starke. Die Stute hat kürzlich in einem taktischen Rennen in Baden-Baden ihre bisher stärkste Leistung gezeigt, doch ist sie in dieser hohen Klasse nun Außenseiterin. Diese Rolle teilt sie mit Eckhard Saurens Assistent (Jack Mitchell).
Zwei Pferde sattelt Waldemar Hickst, wobei es dem großen Steher Alter Adler (Adrie de Vries) nicht an Klasse, aber vermutlich an Spritzigkeit fehlt. Dagegen ist Amazing Grace eine Stute, die gar nicht weiß, was schlechtes Laufen bedeutet.
Jockey-Legende Olivier Peslier kommt nach Köln
Für den Ritt auf der frischen Siegerin von Baden-Baden holt ihr Besitzer Christoph Berglar erneut den legendären Jockey Olivier Peslier nach Köln. Der geniale Taktiker und starke Endkampfreiter steht in Frankreich derzeit nur auf Platz 18 der Statistik – weil er sich längst nicht mehr für jedes kleine Rennen in den Sattel schwingt.
Der vielfache Champion lebt abseits in der Provinz und fokussiert sich auf die namhaften Rennen. Davon konnte er rund um den Globus so viele erringen wie außer ihm nur Superstar Frankie Dettori. Mit 49 Jahren reitet Peslier so gut wie eh und je. Zu seinen Eigenschaften gehört, dass er Instruktionen von Trainern oft ignoriert. Er verlässt sich im Rennen lieber auf seinen Instinkt und seine Erfahrung.
Ein Weltstar der Galoppszene ist auch William Buick. Der 34-Jährige ist Jockey Nummer eins für die Godolphin-Pferde und steuert den von Charlie Appleby in England trainierten Rebel’s Romance. Der Vierjährige hat von seinen zehn Rennen sieben gewonnen, zuletzt vor fünf Wochen den Großen Preis von Berlin. Die Godolphin-Galopper eilen derzeit wieder einmal weltweit von Sieg zu Sieg. Einer der Gründe dafür ist, dass Appleby seine Anlage auch im Sommer bewässern konnte und so über bessere Trainingsbedingungen verfügte als fast alle seine Kollegen in Europa.