Köln – Für das ganze Ausmaß eines zweiten Wunders nach dem 2:1 im Hinspiel hat es nicht gereicht. Der 1. FC Köln hat mit einem verdienten 2:2 (1:1) gegen Borussia Dortmund aber nicht nur einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga gesammelt, sondern auch erneut ein Statement für die weitere Zusammenarbeit mit Markus Gisdol gesetzt.
Der öffentlich angezählte Cheftrainer wird seinen Job behalten und die Mannschaft in der 14-tägigen Länderspielpause auf das nächste Spiel beim VfL Wolfsburg vorbereiten. Allein BVB-Tormaschine Erling Haaland war dafür verantwortlich, dass der FC trotz einer starken Leistung mit einem faden Beigeschmack in den Samstagabend gehen musste. Nachdem die Kölner das 1:0 des Norwegers (3.) durch Ondrej Duda (35.) und Ismail Jakobs (65.) drehen konnten, rettete Haaland dem Champions League-Viertelfinalisten mit seinem 21. Saisontor in der 90. Minute einen Zähler.
Marius Wolf in der Offensive
Markus GIsdol blieb in seinem x-ten Endspiel bei der Viererkette. Der FC-Trainer versetzte allerdings Marius Wolf auf die offensivere Position und brachte Kingsley Ehizibue neu als Rechtsverteidiger. Zudem musste Max Meyer für Dominick Drexler weichen, der Zweikampfhärte ins Spiel bringen sollte. Genau diese ging den Kölnern zunächst aber völlig ab. Schon nach 30 Sekunden erinnerte die Kölner Defensive an einen Hühnerhaufen, der angesichts eines nahenden Fuchses auch die letzte Ordnung verlor.
Das frühe 0:1 von Tormaschine Erling Haaland war dann die logische Konsequenz. Der Norweger hatte nach einem langen Ball von Emre Can leichtes Spiel und tunnelte Timo Horn aus vier Metern zu seinem 20. Saisontor. Gegenspieler Jorge Meré, verweigerte die Abwehrarbeit in dieser Szene komplett (3.). Gisdol musste angesichts seiner zaghaften Spieler angst und bange werden. Dabei hatte der Trainer im Vorfeld doch gefordert, dass jeder sein letztes Hemd geben müsse. Es sah eher so aus, als ob die Diskussionen um den Coach nicht spurlos an der Mannschaft vorbei gegangen waren. Die Kölner hatten Glück, dass es bei einem Gegentreffer blieb und Thorgan Hazard aus zehn Metern zu unkonzentriert abschloss (8.).
Das Rätsel der ersten Hälfte
Warum die klar überlegenen Dortmunder dann schon nach 15 Minuten das Fußballspielen einstellten, war das große Rätsel der ersten Hälfte. Der BVB überließ dem FC den Ball, verweigerte die Zweikämpfe und spielte vor allem durch Thorgan Hazard Pässe, deren Risiko nicht nur Trainer Edin Terzic an den Rand der Verzweiflung brachte. Die Kölner benötigten eine Weile, um zu verstehen, dass ihnen die Gäste die Tür zum Spiel öffneten. Jonas Hector hatte die erste Gelegenheit, geriet aber nach Vorarbeit von Ismail Jakobs zu sehr in Rücklage (22.).
Weil Ondrej Duda sich zum absoluten Chef auf dem Platz aufschwang und Haaland nach seinem zweiten Tänzchen mit Meré am langen Eck vorbeizielte (30.), kam der FC zum Ausgleich.Noah Katterbach brachte den Ball in den Strafraum, wo Jude Bellingham den Oberarm zur Hilfe nahm. Schiedsrichter Daniel Siebert brauchte einen Hinweis von Videoassistent Benjamin Brand und schaute sich die Szene noch selber an, um das klare Handspiel zu ahnden. Duda verwandelte den Strafstoß sicher zum 1:1 (35.). So endete diese seltsame erste Hälfte verdient Remis.
Ein offener Schlagabtausch
Terzic reagierte und brachte Jungstar Youssoufa Moukoko für den restlos enttäuschenden Julian Brandt. Die Kölner hatten aber Morgenluft gewittert und lieferten dem BVB nun einen offenen Schlagabtausch. Hector hatte das 2:1 auf dem Fuß (53.) und Wolfs Flankenschuss (57.) stellte Dortmunds Keeper Marwin Hitz vor Probleme. Nachdem Meré gegen Moukoko zeigte, welch guter Verteidiger er sein kann (58.), belohnte sich der FC für sein Engagement.
Hectors Finte brachte Dominick Drexler in Position, dessen Steilpass BVB-Verteidiger Thomas Meunier auf Ismail Jakobs verlängerte. Der U21-Nationalspieler zog aus vollem Tempo ab und knallte den Ball über Hitz Fäuste zum 2:1 unters Tordach (65.). Auf der Tribüne lagen sich die FC-Verantwortlichen um Präsident Dr. Werner Wolf und Geschäftsführer Alexander Wehrle in den Armen und feierten das erste Saisontor von Jakobs wie den Klassenerhalt.
Das Glück blieb Kölnern treu
Danach verteidigten die Kölner ihre verdiente Führung leidenschaftlich. Und das Glück blieb ihnen treu, als Haaland per Kopf den Pfosten traf (80.) und vier Minuten später aus 14 Metern nur ganz knapp vorbei schoss. Auf der anderen Seite hatten Jakobs (86.) und Duda (89.) das 3:1 auf dem Fuß. Dass sich nicht alle Facetten eines Wunders wiederholen lassen, mussten die Kölner dann in der 90. Minute erfahren. Hatte Erling Haaland beim Dortmunder 1:2 im Hinspiel kurz vor Schluss noch das sichere 2:2 liegen lassen, brachte er diesmal nach einer Flanke von Youngster Ansgar Knauff den Ball aus zwei Metern über die Linie (90.).
Ein Tor, das Noah Katerbach, Ellyes Skhiri und Timo Horn in dieser Reihenfolge hätten verhindern können und das richtig bitter schmeckte, weil unter dem Strich drei Punkte drin waren. „Bin sauer auf mich, heute haben wir zwei Punkte verloren“, twitterte Katterbach. „Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht, bis auf die ersten und die letzte Minute. Wenn du kurz vor Schluss führst, musst du gewinnen – erst recht im Abstiegskampf“, ärgerte sich auch Marius Wolf. Zurecht, denn wenn Mainz und Hertha am Sonntag punkten, kann der FC bis auf den Relegationsplatz abrutschen.
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Köln: T. Horn; Ehizibue (82. Schmitz), Meré, Czichos, Katterbach; Skhiri, Hector (82. Rexhbecaj), Wolf (87. Thielmann), Drexler, Jakobs, Duda (90.+3 Özcan). – Dortmund: Hitz; Meunier (80. Knauff), Can, Hummels, Schulz; Dahoud (89. Akanji); Bellingham, Brandt (46. Moukoko); Reyna, Hazard, Haaland. – SR.: Siebert (Berlin). – Tore: 0:1 Haaland (3.), 1:1 Duda (35./Handelfmeter), 2:1 Jakobs (65.), 2:2 Haaland (90.). – Gelbe Karten: Jakobs; Bellingham.