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Stockende Transfers des 1. FC KölnDie Gründe für das Wüthrich-Aus - Drängen auf Entscheidung bei Prtajin

Lesezeit 4 Minuten

Auf der Suche nach weiteren Verstärkungen: FC-Geschäftsführer Christian Keller.

Die Verpflichtung von Gregory Wüthrich ist geplatzt, der Transfer von Ivan Prtajin zieht sich in die Länge: Der 1. FC Köln tut sich bei der Verpflichtung weiterer Winterzugänge wohl schwerer als gedacht.

Zweieinhalb Wochen ist es her, dass der 1. FC Köln mit Rechtsverteidiger Jusuf Gazibegovic (24/Sturm Graz) seinen ersten Winterzugang vermeldet hat. Bis zum Jahreswechsel, so die Wunschvorstellung am Geißbockheim, sollten weitere Vollzugsmeldungen folgen, um das am 3. Januar beginnende Trainingslager in Estepona (Spanien) zur Integration der neuen Spieler nutzen zu können. Die Winterpause ist schließlich kurz, schon am 18. Januar geht es mit dem Topspiel beim Hamburger SV weiter. Doch dieser Zeitplan ist inzwischen kaum noch zu realisieren.

Der Herbstmeister der 2. Fußball-Bundesliga tut sich weiterhin schwer damit, seine bevorzugten Kandidaten für die Innenverteidigung und den Sturm an Land zu ziehen. Das ließ Sportchef Christian Keller in einem am Sonntag auf der Internetseite des FC veröffentlichten Interview durchblicken. „Der Winter ist auch ein kurzfristiger Markt. Du kannst die Transferperiode lange vorbereiten, aber am Ende hängt alles auch daran, welcher Club bereit ist, einen Spieler abzugeben. Wir hatten lange Zeit und sind gut vorbereitet – die Entscheidung über einen Transfer liegt aber nicht nur bei uns, sondern immer auch beim abgebenden Club“, sagte Keller, dessen Verein nach einjähriger Sperre sein Comeback auf dem Transfermarkt feiert.

Die Erwartungshaltung an diese Winterperiode ist natürlich sehr hoch. Andererseits ist es genau so, dass der Winter immer von Herausforderungen geprägt ist.
Christian Keller, FC-Sportchef

Weiter gibt der Geschäftsführer zu bedenken: „Die Erwartungshaltung an diese Winterperiode ist natürlich sehr hoch. Andererseits ist es genau so, dass der Winter immer von Herausforderungen geprägt ist. Welcher Club gibt im Winter schon gerne seine besten Spieler ab? Da gibt es im Sommer mehr Bereitschaft. Ein weiterer Faktor ist, dass wir aktuell in der 2. Bundesliga und nicht in der Bundesliga spielen – auch das schränkt den Markt ein. Und viele denken, die Kassen beim FC müssten nun prall gefüllt sein, weil wir lange nichts mehr auf dem Transfermarkt gemacht haben. Aber das stimmt natürlich nicht. Denn auch wenn wir in den vergangenen beiden Jahren im Zuge der FC-Sanierung gute Jahresergebnisse erzielt haben, ist das Geld eben auch in die Sanierung, konkret den Abbau unserer Verbindlichkeiten, geflossen.“

Der Fall des Grazer Abwehrchefs Gregory Wüthrich ist noch einmal anders gelagert. Obwohl die Gespräche mit dem 30-jährigen Routinier über einen Winterwechsel weit fortgeschritten waren, haben die Kölner Abstand von einer Zusammenarbeit genommen. Offenbar gaben medizinische Untersuchungen Anlass zur Skepsis bezüglich der Stabilität von Wüthrichs Knie, das dem Schweizer Nationalspieler in der Vergangenheit immer mal wieder Probleme bereitet hat. Erst im Herbst war Wüthrich wegen einer Kapselverletzung im Knie zwei Monate ausgefallen. Die Saison 2016/17 verpasste er wegen eines Eingriffs am Knie nahezu komplett. Im Sommer 2023 verzichtete der FC Augsburg im letzten Moment auf eine Verpflichtung des Innenverteidigers, da dieser den Medizincheck nicht bestanden haben soll. Den Kölnern, die beim dauerverletzten Mittelstürmer Sebastian Andersson schlechte Erfahrungen mit der Verpflichtung eines am Knie lädierten Spielers gemacht haben, war das Risiko zu groß. Sie prüfen nun alternative Lösungen, die die Kriterien Qualität, Erfahrung, Stabilität und Führungsstärke erfüllen sollen.

Natürlich hätte ich mir mehr erhofft, weil der eine oder andere auch einfach viel mehr kann.
Christian Keller, FC-Sportchef, über Abgänge im Winter

Wunschkandidat für den Angriff ist nach wie vor Ivan Prtajin (28). Die Gespräche mit dem Reservisten von Bundesligist 1. FC Union Berlin laufen seit Wochen, doch ein Durchbruch ließ auch am Wochenende auf sich warten. Prtajin favorisiert nach Angaben seines Beraters einen Wechsel zum 1. FC Köln; Unions Sportchef Horst Heldt will über eine mögliche Freigabe des unzufriedenen Kroaten allerdings erst entscheiden, wenn er die Trainerfrage geklärt hat. Am Freitag hatten sich die Köpenicker von Bo Svensson getrennt, unter dem Prtajin nicht zum Zug gekommen war. Svenssons Freistellung dürfte den Kölnern daher eher nicht in die Karten spielen. Klar ist, dass der FC der Gegenseite nicht mehr viel Zeit einräumen kann und will, um Klarheit zu erhalten.

Christian Keller kündigte an, dem Kader wohl doch nur punktuelle Verstärkungen zufügen zu wollen. Der FC verfüge bereits über eine „gute Mannschaft“, die „auch ohne Verstärkung in der Lage wäre, zum Ziel zu kommen. Nicht umsonst hat es die aktuelle Mannschaft nach der Vorrunde auf den ersten Tabellenplatz geschafft“, erklärte der Sportchef. Die Devise in Richtung Mannschaft laute daher: „Ihr seid gut und jetzt fügen wir dem Team noch ein paar Zutaten hinzu, die uns noch einmal ein Stück weiterbringen und dann packen wir es alle gemeinsam an.“

Aktuell keine Anzeichen für einen Abgang von Jonas Urbig

Die Zahl der Abgänge wird im Vergleich wohl größer ausfallen. Es werde „sicher die eine oder andere Leihe angestrebt – bei erfahreneren Spielern mit einer unbefriedigenden Situation oder bei jungen Spielern, die wir über mehr Spielpraxis gezielt fördern möchten“, erklärte Christian Keller, der einräumte: „Natürlich hätte ich mir mehr erhofft, weil der eine oder andere auch einfach viel mehr kann. Wenn ein Spieler das über einen längeren Zeitraum aber nicht zeigen kann, dann braucht es eine temporäre oder vielleicht auch eine dauerhafte Luftveränderung.“

Kandidaten sind die Stürmer Sargis Adamyan (Zweitliga-Schlusslicht Jahn Regensburg soll Interesse an einer Rückholaktion haben), Florian Dietz und Jaka Cuber Potocnik, Rechtsverteidiger Rasmus Carstensen sowie der junge Innenverteidiger Elias Bakatukanda. Dagegen zeichnet sich bei Jonas Urbig nach seinem Aus als Nummer eins vorerst kein Abgang im Winter ab.