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Mitglieder-Stammtisch des 1. FC KölnSportchef Keller kündigt Verbleib eines vierten Spielers an

Lesezeit 4 Minuten

Standen Rede und Antwort (v.l.): Die FC-Verantwortlichen Markus Rejek, Philipp Türoff, Christian Keller, Werner Wolf, Carsten Wettich und Eckhard Sauren.

Vor 1200 FC-Fans gaben die Verantwortlichen einen Einblick in die Kaderplanung und räumten Fehler im Fall Potocnik ein.

Werner Wolf begann mit einem Schuldeingeständnis. „Wenn man absteigt, dann sind Fehler gemacht worden“, erklärte der Präsident des 1. FC Köln, als er den Mitglieder-Stammtisch im Coloneum eröffnete. Die rund 1200 Anhänger, die nach Ossendorf gekommen waren, honorierten die offenen Worte des Club-Oberhauptes mit Applaus. Zugleich war Wolf darum bemüht, in der Krise ein wenig Optimismus zu verbreiten: „Ich freue mich, dass es uns in einer schwierigen Zeit gelungen ist, ein paar wichtige Spieler zu halten und einen kompetenten Trainer zu gewinnen“, sagte der 67-Jährige, dessen Team am Mittwochabend darum kämpfte, „ein bisschen Vertrauen zurückzugewinnen“.

Doch ganz so harmonisch ging es im Kölner Nordosten nicht in allen Phasen zu. Als Sportchef Christian Keller darüber sprach, warum die stark in die Kritik geratenen FC-Verantwortlichen ihre Arbeit fortsetzen wollen, hallten erstmals Zwischenrufe durch die Halle. „Es ist richtig, wir sind verantwortlich“, sagte Keller. Die Frage sei jedoch, „wie man Verantwortung auslegt. Verantwortung kann auch heißen, sich in einer schwierigen Situation zu stellen und zu versuchen, die großen Probleme zu bewältigen“. Schließlich gebe es nach dem Abstieg „viel zu tun“.

Ich habe schon vor Wochen gesagt: Wenn es dem FC hilft, dann müsst ihr mich nicht rausschmeißen, dann gehe ich einfach.
Christian Keller, FC-Sportchef

Zuspruch erhielt er von Präsident Wolf: „Ich bin zutiefst überzeugt, dass es besser ist, Kontinuität zu wahren und wieder aufzustehen. Die Schleifspuren aus Zeiten, in denen nach Abstiegen Chaos ausgebrochen ist, sind noch heute im Geißbockheim zu erkennen.“ Keller fügte an: „Ich habe schon vor Wochen gesagt: Wenn es dem FC hilft, dann müsst ihr mich nicht rausschmeißen, dann gehe ich einfach.“ Was für das Präsidium jedoch nicht infrage kam. „Das verantwortliche Aufsichtsgremium hat das abgelehnt, um es so deutlich zu sagen“, betonte Wolf.

Keller appellierte, nunmehr „eine Basis zu schaffen, um nach vorne zu schauen. Am Ende geht es darum, die Situation zu lösen. Denn wir sind uns alle einig: Es muss aufwärtsgehen.“ Ebenso zeigte der Sportchef Verständnis für die Fankritik: „Wir haben eine ganz schwache Saison gespielt. Trotzdem war die Unterstützung immens. Das habe ich mir in dem Maße so nicht vorstellen können. Wenn du am Ende auf diese Weise absteigst und dann noch eine Transfersperre hast, verstehe ich, dass sich Frust breitmacht.“ Zumal „beides vermeidbar“ gewesen wäre.

Interessierter Zuhörer im Publikum: Vorstandskritiker Dieter Prestin (M.).

Der Stammtisch machte vor allem deutlich, wie sehr die Transfersperre noch immer große Teile der FC-Fans beschäftigt. „Wir hätten uns stärker um einen Vergleich bemühen müssen“, räumte Vizepräsident und Jurist Carsten Wettich ein. „Es gab einen Handschlagvergleich, der von Olimpija Ljubljana aber nicht umgesetzt worden ist. Am Ende ist es uns nicht gelungen, einen Vergleich zu schließen.“

Präsident Wolf war es ein Anliegen, Jörg Jakobs, der als Schlüsselfigur im Fall Potocnik seinen Posten als Vorstandsberater räumen musste, nicht als Bauernopfer dastehen zu lassen: „Jörg Jakobs hat erhebliche Verdienste. Wir haben ihm enorm viel zu verdanken. Ich lasse nichts auf ihn kommen. Natürlich hat ihn die Trennung, die auch mir sehr schwergefallen ist, verletzt. Er sieht seinen Ruf beschädigt.“

Kaum noch Hoffnung bei Leihgabe Luca Waldschmidt

Als die Rede auf die Kaderplanung kam, verriet Christian Keller, am Donnerstag den Verbleib eines weiteren Spielers mit Ausstiegsklausel zu verkünden. Vieles spricht dafür, dass es sich um Kapitän Florian Kainz handelt, der mit Linton Maina letzte verbliebene Spieler mit einer Ausstiegsmöglichkeit. Zuvor hatten bereits Timo Hübers (der nach Rundschau-Informationen von Udinese Calcio und Brighton & Hove Albion umworben war), Eric Martel und Jan Thielmann auf eine Aktivierung ihrer Klausel verzichtet. Hierfür sei lediglich ein „sehr überschaubares Bonbon“ erforderlich gewesen, bekräftigte Keller. „Es ging primär nicht ums Geld. Es ging primär um die Zukunftsprognosen des Clubs und des jeweiligen Spielers. Das war der zentrale Antrieb.“

Beim FC hofft man außerdem auf eine Einigung mit Stürmer Davie Selke, dessen Vertrag nur für die Erste Liga gültig war. „Davie weiß, dass wir ihn unbedingt halten wollen. Er hat ein Angebot vorliegen. Mal schauen, wie er sich entscheidet“, sagte Keller. Bei Offensivkollege Luca Waldschmidt gestalten sich die Gespräche nach Ablauf der mit dem VfL Wolfsburg vereinbarten Kaufoption noch deutlich komplizierter. „Die Türe zu Luca Waldschmidt ist noch nicht komplett zu“, schilderte Vizepräsident Eckhard Sauren. Es seien aber „ganz schwere Verhandlungen“.

Keller kündigte zudem die zeitnahe Verpflichtung von vier Talenten an, die in Anbetracht der noch bis Januar 2025 geltenden Transfersperre zunächst alle für ein Jahr verliehen werden sollen. Laut „kicker“ gehören die Angreifer Mansour Ouro-Tagba (19, 1860 München) und Chilohem Onuoha (19, RB Leipzig U19) zu dem Quartett. Zur noch besseren Förderung der besten Nachwuchsspieler ist derweil die Installation eines Toptalente-Managers geplant. Nach Rundschau-Informationen führt eine konkrete Spur zu Ex-FC-Profi Sascha Bigalke (34).