Fast drei Stunden lang sprachen die FC-Verantwortlichen über die sportliche Situation und das Dauerthema Geißbockheim-Ausbau.
Mitglieder-Stammtisch des 1. FC KölnKeller räumt Absage von Ljubicic ein - Wolf erhöht Druck auf Stadt
Als der 1. FC Köln nach den ersten beiden Spieltagen die Einladungen für den nächsten Mitglieder-Stammtisch versendete, drohte den Verantwortlichen eine unruhige Zusammenkunft mit der Basis. Der Fußball-Zweitligist war zu diesem Zeitpunkt noch sieglos und schien seine Probleme aus der Abstiegssaison in die tiefere Spielklasse mitgenommen zu haben. Drei Pflichtspielsiege später hat sich die Stimmung rund um das Geißbockheim aufgehellt. „Es lebt sich ein Stück weit leichter“, sagte Präsident Werner Wolf am Dienstagabend zur Begrüßung der 400 Mitglieder, die sich auf der Nordtribüne des Rhein-Energie-Stadions eingefunden hatten. Einen Grund, in Euphorie zu verfallen, sieht das Cluboberhaupt trotz des jüngsten Aufwärtstrends aber nicht: „Wir plädieren, mit beiden Füßen auf dem Boden zu bleiben. Es liegt noch ein hartes Stück Arbeit vor uns.“
Auch Christian Keller war weit davon entfernt, Luftsprünge zu vollziehen. „Die sieben Punkte (aus vier Spielen; Anm. d. Red.) sind okay, das Weiterkommen im Pokal auch. Man hat glaube ich erste Ansätze gesehen, in welche Richtung es gehen soll“, bilanzierte der Sportchef den Saisonstart. Doch Keller sagte ebenso: „Man hat aber auch gesehen, dass die ganze Nummer noch nicht so stabil ist, gerade nach Rückschlägen.“ Der Sportchef sieht darin in erster Linie eine Chance: „Es ist gut, dass es noch viel Luft nach oben gibt. Denn das heißt, wir können noch viel besser werden.“ Kellers Empfehlung: „Wir tun insgesamt sehr gut daran, weiter von Spiel zu Spiel zu schauen, auch wenn das eine Floskel sein mag. Wir sollten uns auf Inhalte konzentrieren und keine Luftschlösser bauen, um eine gute Saison zu spielen.“
Bei diesem Vorhaben spielt Dejan Ljubicic, der zuletzt vom englischen Zweitligisten Leeds United umworben worden war, nach seinem Verbleib eine zentrale Rolle. „Dejo ist ein sehr wichtiger Spieler von uns, der – wenn er seine beste Form auf den Platz bringt und mit sich im Reinen ist – den Unterschied ausmachen kann“, erklärte Christian Keller. Nach einer von privaten Problemen überschatteten Saison sieht der Sportchef den österreichischen Mittelfeldspieler inzwischen wieder im Aufwärtstrend: „Bei Dejo freut es mich besonders, dass er jetzt wieder Fahrt aufnimmt. Er ist mit vollem Herzen dabei, und es ist ihm nahe gegangen, dass es beim FC zuletzt nicht gut gelaufen ist.“
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Allerdings musste Keller einräumen, dass sein Vorhaben, den 2025 auslaufenden Vertrag mit Ljubicic vorzeitig zu verlängern, nicht funktioniert hat (die Rundschau berichtete). „Dejo und ich haben das offen thematisiert im Sommer. Dejos Position ist im Moment aber, dass er sich auf die Saison konzentrieren will und sich über Perspektivthemen aktuell keinen Kopf machen will. Das gilt es zu respektieren“, sagte der Sportchef. Bei Marvin Schwäbe zeigte sich Keller derweil überrascht, dass die monatelange Vereinssuche des ehemaligen Kölner Stammtorwarts erfolglos geblieben ist: „Es gab keine Option, die dem Spieler komplett zugesagt hat – auch wenn das verwunderlich ist, weil er sicherlich ein sehr guter Torwart ist.“ Die pikante Konstellation mit der neuen Nummer eins Jonas Urbig und Schwäbe als dessen Vertreter bezeichnete Keller als „Luxussituation mit zwei sehr guten Torhütern“.
Im zweiten Themenblock sprachen die FC-Verantwortlichen über das Dauerthema Geißbockheim-Ausbau, wo sich wie berichtet ein Kompromiss abzeichnet. Demnach wollen die Grünen als stärkste Ratsfraktion dem FC Planungsrecht für den Bau eines Leitungszentrums auf dem Kunstrasenplatz neben dem Franz-Kremer-Stadion erteilen. Im Gegenzug soll der Club seine Pläne für drei neue Fußballplätze auf der umstrittenen Gleueler Wiese vorerst ruhen lassen und sogenannte „Satellitenplätze“ beim BC Efferen in Hürth sowie am Militärring bei Blau-Weiß Köln als Ersatz nutzen. „Es ist ein erster Schritt“, meinte Präsident Werner Wolf, der nach jahrelangem Streit auf eine baldige Lösung pocht: „Wenn uns am Ende des Jahres nichts gelungen ist, dann werden wir laut – denn im nächsten Jahr ist Wahlkampf.“
Dagegen ist ein Ausbau des auch in der Zweiten Liga regelmäßig ausgelasteten Rhein-Energie-Stadions vorerst kein Thema. „Das Stadion zu verändern ist ein richtig dickes Brett, das gebohrt werden müsste, mit Blick auf das Thema Lärmschutz und mehr als 100 Millionen Euro Kosten“, gab Finanzchef Philipp Türoff zu bedenken. „Strategisch darf man das Thema nicht aus den Augen verlieren, aber dieses Brett hat aktuell nicht die höchste Priorität, weil es keine einfache Lösung gibt. Wir können daher keine kurzfristige Perspektive bieten, das Stadion auszubauen.“