Während ein Youngster in die U21-Mannschaft eingegliedert wird, soll ein Innenverteidiger den 1. FC Köln verlassen.
FC-KaderErste Entscheidungen gefallen - Tendenz bei Dietz
Begonnen hatte alles mit einer Nacht- und Nebelaktion. Am letzten Augusttag des Jahres 2022 war Lizenzspielerleiter Thomas Kessler im Flieger Richtung Kroatien gehastet, um wenige Stunden vor Schließung des Sommer-Transferfensters eine wichtige Personalie für den 1. FC Köln zu erledigen. Durch die schwere Verletzung, die sich Innenverteidiger Jeff Chabot wenige Tage zuvor im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart zugezogen hatte, war der damalige Fußball-Bundesligist kurzfristig unter personellen Handlungsdruck geraten. Als Ergebnis einer etwas überstürzt wirkenden Suche wurde Nikola Soldo (23) präsentiert, den die Kölner für kleines Geld vom kroatischen Erstligisten Lokomotiva Zagreb verpflichteten.
Fast zwei Jahre später stand Thomas Kessler am Dienstag in einer Medienrunde am Geißbockheim und musste die Idee für gescheitert erklären. Soldo, der bei den Geißböcken über elf Einsätze nicht hinausgekommen ist, soll den Erstliga-Absteiger ein Jahr vor Vertragsende verlassen. „Nikola hatte jetzt die Zeit, sich beim neuen Trainerteam zu präsentieren“, erklärte Kessler und ließ mit der Formulierung seiner Worte durchblicken, dass der Leihrückkehrer auch diese Chance nicht hatte nutzen können.
Eine Überraschung stellt die Trennung nicht dar. Nachdem Nikola Soldo beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern zuletzt kaum noch Berücksichtigung gefunden hatte, waren Zweifel angebracht gewesen, ob sich der Sohn des früheren FC-Trainers Zvonimir Soldo im zweiten Anlauf am Geißbockheim durchsetzen würde. Als für Soldo in den bisherigen drei Testspielen unter dem neuen FC-Trainer Gerhard Struber ebenfalls nur die Reservistenrolle hinter den Routiniers Timo Hübers und Dominique Heintz sowie den Youngsters Elias Bakatukanda und Julian Pauli übrig geblieben war, herrschte frühzeitig Klarheit. „Wir sind sehr transparent und offen auf Nikola und seinen Interessensvertreter zugegangen. Er wird versuchen, den Verein zu verlassen. Für die Suche nach einem neuen Club wurde er freigestellt“, skizzierte Thomas Kessler das weitere Vorgehen. Zuletzt hatte es Gerüchte über Interessenten aus Polen gegeben.
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Anders gestaltet sich die Situation bei Fayssal Harchaoui, der seit Dienstag ebenfalls nicht mehr dem Profikader angehört. „Fayssal hat einen sehr, sehr guten Eindruck hinterlassen in den ersten Wochen der Vorbereitung“, lobte Thomas Kessler den deutschen U17-Weltmeister und verriet: „Es war von vornherein so abgesprochen, dass er die erste Duftmarke im Lizenzbereich setzen darf und jetzt wieder in die U21 geht.“ Das Regionalligateam startet bereits Ende Juli in die Saison. „Da ist es für so einen jungen Kerl, der die Mannschaft noch nicht im Detail kennt und gerade aus dem U19-Jahr kommt, sinnvoll, alle kennenzulernen und ein bisschen länger im Training zu sein“, meint Kessler.
Vor der Abreise ins Trainingslager nach Bad Waltersdorf am Sonntag soll es zu weiteren Trennungen kommen. Selbst ohne Soldo und Harchaoui zählt der Kader noch stattliche 32 Mann. Was zu viel ist, um zwei Wochen vor dem Zweitliga-Start am 2. August gegen den Hamburger SV an den Feinschliff zu gehen. „Dadurch, dass wir mit dem Trainingslager auf die Zielgerade der Vorbereitung gehen, gibt es im Trainerteam den klaren Wunsch, dass die Truppe noch ein bisschen verkleinert wird, um noch mal individueller arbeiten zu können“, sagte Thomas Kessler, der eine Kadergröße von vier Torhütern und 22 bis 25 Feldspielern als ideal betrachtet.
Zu den potenziellen Streichkandidaten zählt Jacob Christensen (23), der im Sommer 2023 eigentlich als perspektivischer Nachfolger für Ellyes Skhiri geholt worden war. „Jacob hat hohe Erwartungen an sich selbst nach einer sehr durchwachsenen ersten Saison“, erklärte Kessler, der aber einschränkte: „Gerade im Mittelfeld haben wir ein großes Angebot. Da wird sich am Ende Leistung durchsetzen.“ Zumindest am Dienstag war der junge Däne noch Teil von Strubers Trainingsgruppe; ebenso wie die weiteren Wackelkandidaten Maximilian Schmid, Jaka Cuber Potocnik und Julian Pauli. Florian Dietz soll nach Rundschau-Informationen dagegen wohl Teil des Profi-Aufgebots bleiben. Insbesondere, weil die Kölner nach dem Abgang von Davie Selke (Hamburger SV) mit Steffen Tigges und Dietz nur noch über zwei wuchtige Mittelstürmer verfügen und Dietz bereit ist, die sich abzeichnende Backup-Rolle anzunehmen.
Vereinssuche von Marvin Schwäbe gestaltet sich schwierig
Für eine Verkleinerung des Kaders könnten auch die abwanderungswilligen Marvin Schwäbe und Dejan Ljubicic noch sorgen. Allerdings gestaltet sich die Suche Schwäbes auf dem komplizierten Torwartmarkt holprig. „Da gibt es keinen neuen Stand“, sagte Thomas Kessler, der dem bisherigen Stammkeeper trotz vertrackter Situation keine Frustration anmerkt: „Marvin macht in meinen Augen einen sehr, sehr guten Eindruck im Training.“
Während ein Verkauf Schwäbes nach der Ernennung von Jonas Urbig zur neuen Nummer eins auch im Interesse des FC wäre, sind die Kölner im Fall Ljubicic deutlich weniger gesprächsbereit. „Der Vertrag läuft erst im kommenden Sommer aus, deswegen planen wir voll mit Dejo“, betonte Kessler, der einen „sehr aufgeräumten Eindruck“ vom letztjährigen Sorgenkind gewonnen hat. „Ich glaube, er hat auch Spaß, sich mit seinen österreichischen Landsleuten auszutauschen.“ Gleichwohl will Kessler nicht verneinen, dass Ljubicic doch noch gehen könnte: „Im Fußball kann man nie irgendetwas definitiv ausschließen.“