Geschäftsführer Christian Keller hat den Abstieg des 1. FC Köln zu verantworten. Einen Rücktritt schloss der 45-Jährige aus.
Abstieg des 1. FC KölnChristian Keller bleibt und will wieder aufstehen
Christian Keller musste nicht lange warten. Der Geschäftsführer Sport des 1. FC Köln war am Ende seines quälenden Interview-Marathons nach dem 1:4-Debakel beim 1. FC Heidenheim angekommen, als er sich den Fragen nach der Zukunft des Traditionsclubs mit seinen mehr als 130.000 Mitgliedern stellen musste. Der 45-Jährige hat als oberste Instanz des Lizenzspielerbereichs den siebten Bundesliga-Abstieg der Geißböcke zu verantworten und steht nach dem Treuebekenntnis des Vorstands vor zwei Wochen nun vor der Herkulesaufgabe, den freien Fall der Geißböcke aufzuhalten.
„Es schmerzt, ist ein großer Stich ins Herz und macht einen nach dieser Leistung heute auch ein Stück weit sprachlos“, kommentierte Keller zunächst den blockierten Auftritt der Mannschaft, um dann einen ersten Blick auf die neue sportliche Heimat des FC zu werfen: „Die 2. Liga ist eine gute, herausfordernde Liga, in der es per se nicht einfach ist zu spielen. Unsere besondere Herausforderung ist, dass wir runtergehen und aufgrund der Transfersperre im Sommer nichts machen können. Damit müssen wir klarkommen. Wir sind hingefallen und werden wieder aufstehen und probieren, uns besser zu verkaufen, als wir es heute gemacht haben.“
Keller wirkte im Bauch der kleinen Heidenheimer Voith- Arena ziemlich mitgenommen. Kein Wunder nach einem Abstieg und einem Jahr, das den FC-Sportchef vor ein Problem nach dem nächsten gestellt hatte. Unter dem Damoklesschwert der drohenden Transfersperre, die dann im Dezember zur bitteren Realität wurde, musste der Schwabe einen Kader zusammenstellen, dessen Qualität die ganze Spielzeit über infrage gestellt wurde. Irgendwann auch von Erfolgstrainer Steffen Baumgart, der nach zehn Punkten aus 16 Partien von Selbstzweifeln geplagt im Dezember die Trennung vom Club als einzige Lösung sah.
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FC startet am 21. Juni in die Zweitliga-Vorbereitung
Christian Keller hatte lange, wahrscheinlich zu lange, an Baumgart festgehalten und präsentierte im Januar mit dem ruhigen Timo Schultz einen Gegenentwurf zu dem emotionalen Rostocker. Der Sportchef rief die Stunde „null“ für den FC aus und warb um Unterstützung für die herausfordernde Aufgabe „Klassenerhalt“. Am 18. Mai um 17.22 Uhr war die Mission gescheitert und Kellers Entscheidung für Schultz im Rückspiegel nicht die passende gewesen.
„Absteigen ist das Dümmste und Schlimmste, was im Mannschaftssport passieren kann. Wer aber nach 34 Spieltagen auf dem 17. Tabellenplatz steht, ist am Schluss auch zurecht abgestiegen. Wir haben lange gedacht, wir können es in eine andere Richtung drehen. Das ist uns nicht gelungen und die Ursachen dafür müssen wir auch nicht bei jemand anderem als bei uns suchen.“ Einen Rücktritt schloss der Sportchef noch in Heidenheim in aller Kürze aus: „Ich bin da.“
Am Tag nach dem Abstieg hielt Keller im Geißbockheim noch eine 30-minütige Ansprache an die Mannschaft und schickte die Spieler anschließend mit individuellen Trainingsplänen bis zum 20. Juni in den Urlaub. Für die, die dann weiter Spieler des 1. FC Köln sind, stehen ab dem 21. Juni die obligatorischen Leistungstests an, bevor es am 24. Juni erstmals wieder auf den Platz geht. Die Zweitliga-Saison beginnt am ersten August-Wochenende.
Bis dahin haben Christian Keller und sein Team einen Berg an Arbeit und Problemen zu bewältigen. Zunächst wartet die sicher unangenehme Analyse der Abstiegssaison, an deren Ende als Erstes eine Entscheidung über Timo Schultz fallen muss. „Wir haben schon bei Timos Verpflichtung besprochen, dass wir uns am Saisonende zusammensetzen, offen und konstruktiv analysieren und dann entscheiden, wie es weitergeht“, erklärte Keller.
Der 46-jährige Schultz ist am Ende an der Aufgabe gescheitert, den sicher noch möglichen Klassenerhalt zu realisieren. Gerade für die wichtigen Heimspiele gegen Bremen (0:1), Darmstadt (0:2) und Freiburg (0:0) war es dem Ostfriesen nicht gelungen, seinem Team die nötige Überzeugung mit auf den Weg zu geben. Es wäre also eher eine Überraschung, wenn Schultz auch kommende Saison FC-Cheftrainer ist.
Christian Keller muss sich demnach auf die Suche nach einem Nachfolger machen und ihn ähnlich schnell wie Schultz im Winter präsentieren. Zudem wartet auf den Geschäftsführer die Aufgabe, möglichst viele Spieler aus dem aktuellen Kader zum Bleiben zu bewegen. Neuverpflichtung darf der FC erst ab dem 1. Januar 2025 wieder für den Spielbetrieb registrieren.
Auch Martel und Maina sollen Ausstiegsklauseln besitzen
Die Leistungsträger Marvin Schwäbe und Jeff Chabot besitzen ebenso wie Timo Hübers für den Fall des Abstiegs Ausstiegsklauseln in ihren Verträgen. Torwart Schwäbe und Innenverteidiger Chabot, der bereits mit dem VfB Stuttgart in Verbindung gebracht wurde, wird der FC nur schwer halten können. „Der Verein muss sich erstmal im Klaren sein, wer bleiben soll und bleiben darf“, beantwortete Marvin Schwäbe die Frage nach seiner Zukunft eher ausweichend. Nach Berichten des „kickers“ und der „Bild“ sollen zudem U21-Nationalspieler Eric Martel und Linton Maina Ausstiegsklauseln haben. Berichte, die Christian Keller in Heidenheim unkommentiert ließ.
Benno Schmitz und Davie Selke sind aktuell die beiden einzigen Spieler im FC-Kader, die keinen gültigen Vertrag besitzen. Beiden liegen Angebote des FC für die Zweite Liga vor.
Mark Uth hat bereits vergangene Woche ein neues, ligaunabhängiges Arbeitspapier unterschrieben. Der 32-Jährige wollte damit noch vor dem Heidenheim-Spiel wie 2018 Jonas Hector und Timo Horn ein Zeichen nach innen setzten und appellierte dann nach dem feststehenden Abstieg an seine Teamkollegen: „Der Verein bedeutet den Menschen in Köln alles, mir persönlich auch. Deswegen bleibe ich auch in der 2. Liga. Ich hoffe, dass es mir einige nachtun. Wir brauchen jeden Spieler, weil wir eine Transfersperre haben und nächstes Jahr in der 2. Liga bestehen müssen.“
Am Sonntag blieben weitere Treueschwüre ebenso aus wie Verabschiedungen. Davie Selke und der vom VfL Wolfsburg ausgeliehene Luca Waldschmidt arbeiteten sogar im Reha-Bereich. Für Montagabend hat die Geschäftsführung alle Mitarbeiter dann noch zur Saisonabschlussfeier ans Geißbockheim eingeladen. Ruhig wird es danach am Grüngürtel aber sicher nicht werden.