Der 1. FC Köln hat den Vertrag mit Sportchef Christian Keller um ein Jahr bis 2026 verlängert. Eine Analyse.
1. FC Köln verlängert mit SportchefChristian Keller bekommt eine nächste Chance
Die Nachricht, die der 1. FC Köln am Dienstagnachmittag um Punkt 15.15 Uhr verbreitete, war am Ende keine Überraschung mehr. Drei Tage, nachdem Christian Keller am Rande des Heimspiels gegen Hannover 96 eine Einigung per Handschlag hatte verlauten lassen, vermeldete der Fußball-Zweitligist die inzwischen auch schriftlich festgehaltene Einigung mit seinem Geschäftsführer Sport über eine Fortsetzung der Zusammenarbeit. Kellers Arbeitspapier, das Ende Februar 2025 ausgelaufen wäre, wurde um ein Jahr bis 2026 verlängert.
Nach Rundschau-Informationen fiel die dafür erforderliche Zustimmung im Gemeinsamen Ausschuss einstimmig aus. Diesem gehören neben dem Vorstand um Präsident Werner Wolf und seinen Stellvertretern Eckhard Sauren und Carsten Wettich auch Lionel Souque als Aufsichtsratschef, Klaus Behrenbeck als Vorsitzender des Beirats sowie Stacy Krott und Fabian Schwab als Vorsitzende des neu aufgestellten Mitgliederrats an.
Zuletzt hatte sich der 1. FC Köln bei Vertragslaufzeiten seiner Angestellten in Schweigen gehüllt. Mit der Angabe der Gültigkeitsdauer von Christian Kellers neuem Vertrag will der mitgliedergeführte Verein wieder für mehr Transparenz sorgen. Damit reagiert der FC auf den Wirbel der letzten Wochen, in denen Spekulationen um die Zukunft des Sportchefs die Themenlage rund um das Geißbockheim dominiert hatten. Auslöser war eine Indiskretion, durch die Kellers baldiges Vertragsende per Medienbericht öffentlich bekannt geworden war.
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Werner Wolf war es im Zuge der Verlängerung mit seinem Geschäftsführer offenbar ein besonders wichtiges Anliegen, auf das Einhalten der vorgeschriebenen Reihenfolge hinzuweisen. „Wir haben uns als Vorstand satzungsgemäß die Zustimmung des Gemeinsamen Ausschusses eingeholt und am gestrigen Montagabend gemeinsam mit Christian Keller den neuen Vertrag unterzeichnet“, ließ sich das Club-Oberhaupt gleich in seinem ersten Satz zitieren. Weiter sagte Wolf: „Wir sind fest davon überzeugt, dass Christian Keller nach äußerst herausfordernden zweieinhalb Jahren den Weg zurück in sportlich erfolgreichere Zeiten gestalten kann.“
Unter Kellers Verantwortung waren die Geißböcke aus dem internationalen Geschäft in die 2. Liga gestürzt – begleitet von einer einjährigen Transfersperre, die sich der 1. FC Köln als erster deutscher Profifußballclub überhaupt eingehandelt hatte. Dem 46-Jährigen war es bei der Sanierung des finanziell schwer angeschlagenen Vereins nicht gelungen, den strikten Sparkurs in Einklang mit der Aufrechterhaltung der sportlichen Wettbewerbsfähigkeit zu bringen. Grund war eine verfehlte Einkaufspolitik. Die Abgänge der Leistungsträger Ellyes Skhiri und Jonas Hector wurden nicht annähernd adäquat ersetzt. Hinzu kamen Fehlgriffe wie Sargis Adamyan und Steffen Tigges. Auch Trainer Timo Schultz erwies sich im Abstiegskampf als falsche Wahl. Die im vergangenen Sommer erfolgte vorzeitige Vertragsverlängerung mit Florian Dietz, der sportlich keine Rolle mehr spielt, überraschte ebenso.
„Uns allen ist bewusst, dass der Abstieg aus der Bundesliga die sportliche Bilanz enorm trübt“, räumte Werner Wolf ein. „Auf einem nicht einfachen Weg unter erschwerten Rahmenbedingungen überzeugt Christian Keller aber mit seiner ganzheitlichen und strukturierten Arbeit an der Zukunft des Vereins“, machte der Präsident ebenso deutlich, vom grundsätzlichen Wirken Kellers weiterhin überzeugt zu sein. So setzte sich der Sportchef für eine Neustrukturierung der Geschäftsstelle, die Einführung einer einheitlichen Spielidee sowie für eine Verbesserung der maroden Rahmenbedingungen am Geißbockheim ein. Zudem verhinderte er nach dem Abstieg einen Ausverkauf des Kaders.
Christian Keller war die Anspannung zuletzt deutlich anzumerken gewesen. Als der Aufstiegsanwärter Ende Oktober erneut in eine Krise gerutscht war, hatten nicht wenige FC-Fans einmal mehr die Ablösung des Sportchefs gefordert. Dieser zeigte sich am Dienstag voller Tatendrang, seine Fehler wiedergutmachen und die Geißböcke zurück in die Bundesliga führen zu wollen: „Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit. Nach finanzwirtschaftlich sehr herausfordernden Zeiten kann die FC-Zukunft nun wieder proaktiver gestaltet werden. Dafür ist viel zu tun. Packen wir es gemeinsam an.“