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Jonas Urbig ersetzt Marvin SchwäbeDie Hintergründe zum Torwartwechsel beim 1. FC Köln

Lesezeit 4 Minuten

Eigengewächs Jonas Urbig (r.) nimmt den Platz von Marvin Schwäbe (l.) zwischen den Pfosten des 1. FC Köln ein.

Marvin Schwäbe will seine Ausstiegsklausel ziehen und den FC verlassen. Die neue Nummer eins wird Jonas Urbig - auch für den Fall, dass Schwäbes Vereinssuche erfolglos bleibt.

Die Geschichte erinnert ein wenig an damals. Als der 1. FC Köln 2012 zum fünften Mal in der Vereinsgeschichte den Gang in die Zweite Liga antreten musste, war die Zeit gekommen für einen Generationswechsel zwischen den Pfosten. Routinier Michael Rensing wurde trotz ansprechender Leistungen aussortiert, um dem seinerzeit 19-jährigen Eigengewächs Timo Horn den Weg in die Profiwelt zu ebnen. Zwölf Jahre später steht dem FC im Zuge des siebten Abstieges erneut eine markante Änderung auf der Torhüterposition bevor.

Die bisherige Nummer eins Marvin Schwäbe hat dem Verein nach Rundschau-Informationen bereits vor Besiegelung des Abstieges mitgeteilt, für einen Neuaufbau im Unterhaus nicht zur Verfügung zu stehen. Nach dem Abgang von Abwehrchef Jeff Chabot zu Vizemeister VfB Stuttgart ist Schwäbe einer von noch sechs verbliebenen FC-Profis, die dank einer mit dem Abstieg wirksam gewordenen Ausstiegsklausel über die Möglichkeit verfügen, den FC verlassen zu können. Ebenso wie bei Chabot soll in Schwäbes noch bis 2027 gültigem Arbeitspapier eine festgeschriebene Ablöse von vier Millionen Euro verankert sein.

Mit der Wechselabsicht von Marvin Schwäbe löst sich für den 1. FC Köln das Luxusproblem im Tor wie von allein. Wäre der 29-Jährige dazu bereit gewesen, dem Absteiger die Treue zu halten, hätte Sportchef Christian Keller die Qual der Wahl gehabt. Dann nämlich hätten mit Schwäbe und Leihrückkehrer Jonas Urbig (20) zwei Torhüter dem Kölner Kader angehört, die eigentlich über zu große Qualitäten verfügen, um bei einem Zweitligisten auf der Bank Platz zu nehmen. Wäre die Entscheidung gegen den am Geißbockheim einst zum „Kronprinzen“ ausgerufenen Urbig ausgefallen, hätte der FC als selbsterklärter Ausbildungsclub ein ernsthaftes Glaubwürdigkeitsproblem bekommen.

Jonas Urbig ist einer der notenbesten Zweitliga-Torhüter

So aber ist der Weg frei für Jonas Urbig, um die nächste Nummer eins des FC zu werden, die das Ballfangen in der traditionsreichen Kölner Torwartschule erlernt hat. Der gebürtige Euskirchener kehrt mit der Empfehlung von zwei hervorragenden Zweitligajahren bei Jahn Regensburg und zuletzt Greuther Fürth zurück ans Geißbockheim, wo er im Januar 2023 noch davon überzeugt werden musste, Spielpraxis in der Ferne zu sammeln. Die vorübergehende Luftveränderung erwies sich für beide Seiten als Gold wert.

Das 1,89 Meter große und über eine enorme Dynamik verfügende Mitglied der U21-Nationalmannschaft parierte in seinen ersten beiden Profijahren auf konstant hohem Niveau. Folgerichtig zählte Urbig zu den notenbesten Schlussmännern der Zweiten Liga. Ebenso beeindruckend sind seine Fortschritte im körperlichen Bereich und sein Mut mit Ball am Fuß. Sogar der FC Bayern soll den Werdegang Urbigs, der in Köln noch bis 2026 unter Vertrag steht, mit Interesse verfolgen. Eine Anfrage des deutschen Rekordmeisters ist allerdings noch nicht am Geißbockheim hinterlegt worden.

Mit der Ankündigung, von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch machen zu wollen, hat für Marvin Schwäbe ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen. Der Umstand, dass der gebürtige Hesse auch mehrere Wochen nach Hinterlegung seines Wechselwunsches offenbar noch über keine konkrete Alternative verfügt, bestätigt die Komplexität des Torwartmarktes. Womöglich orientiert sich Schwäbe daher erneut in Richtung Ausland. Von 2018 bis 2021 hütete der Familienvater das Gehäuse des Kopenhagener Traditionsclubs Bröndby IF, ehe mit dem ablösefreien Wechsel zum FC die Rückkehr nach Deutschland erfolgte. In Köln begann Schwäbe als Herausforderer, der den schwächelnden Timo Horn aber nach nur wenigen Monaten aus dem Tor verdrängte.

Leistungen von Marvin Schwäbe ließen zuletzt nach

Der 29-Jährige hatte maßgeblichen Anteil am Einzug in die Conference League und parierte auch im zweiten Vertragsjahr stark. In der Abstiegssaison sorgte Schwäbe, der im Spielaufbau zu oft das Tempo verschleppte, aber kaum mehr für den Unterschied. Als Vizekapitän war er zudem Teil einer nicht funktionierenden Führungsstruktur, die es nun neu aufzubauen gilt. Seine nachlassenden Leistungen könnten allerdings auch eine Folge der zuletzt nicht mehr optimalen Situation auf der Torwarttrainerposition sein.

Mit Uwe Gospodarek, von dem sich der FC im Winter getrennt hatte, sowie Eberhard Trautner und Kersten Kuhl waren in kurzer Zeit drei verschiedene Übungsleiter für die Kölner Torleute zuständig. Gelingt es Marvin Schwäbe nicht, bis zum Ablauf seiner nicht mehr allzu lang wirksamen Ausstiegsklausel einen neuen Club zu präsentieren, wäre die Ablöse frei verhandelbar – verbunden mit der Chance für den FC, eine noch höhere Entschädigung einzustreichen. Bleibt Schwäbes Suche dagegen erfolglos, müsste er sich hinter Jonas Urbig als Nummer zwei einreihen. Darauf hat man sich am Geißbockheim inzwischen festgelegt.