FC-Trainer Gerhard Struber will den Kader verkleinern und kündigt Entscheidungen an. Für wen es nun eng wird.
1. FC KölnStrubers Achse bildet sich - Sechs Spieler hinten dran
In Gerhard Strubers Worten schwang die Hoffnung auf bessere Zeiten mit. „Beim dritten Tor“, schilderte der Trainer des 1. FC Köln, „sieht man einfach, dass er ein Näschen hat, um Tore zu machen. Und das ist für uns wichtig.“ Adressat des Lobes war Sargis Adamyan, der mit einem Doppelpack die Hauptverantwortung trug für den 3:1 (1:1)-Sieg im Testspiel gegen den Regionalligisten Kickers Offenbach.
Erfolgserlebnisse wie diese waren rar gesät in den ersten beiden Jahren von Sargis Adamyan am Geißbockheim. Als vermeintlicher Königstransfer verpflichtet, glich die bisherige Zusammenarbeit einem großen Missverständnis. „Sargis hat keine so leichte Zeit hinter sich. Die Leistungen waren nicht immer das Gelbe vom Ei“, weiß Struber um die Krise des Stürmers, der auch seinen Platz in der armenischen Nationalmannschaft verlor.
Doch Vergangenes, das betonte der neue Trainer des Fußball-Zweitligisten im gleichen Atemzug, „interessiert mich nicht“. Gerhard Struber möchte sich ein eigenes Bild von seiner Mannschaft machen und dabei nicht allzu sehr in der Geschichte wühlen. „Wir schauen jetzt nach vorne“, erklärte der 47-Jährige, „und ich muss sagen, im Training gibt Sargis Gas. Er stellt immer wieder diese Torgefahr unter Beweis.“
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Am Samstag ließ Sargis Adamyan seine Qualitäten gleich zweimal aufblitzen. Erst veredelte der 31-Jährige einen Steckpass des spielfreudigen Luca Waldschmidt per Lupfer zur ersten Kölner Führung (54.), ehe er eine Hereingabe seines ebenfalls zur zweiten Halbzeit eingewechselten Sturmpartners Steffen Tigges mit einer Direktabnahme zum Endstand verwertete (77.). „Für jeden offensiven Spieler ist es immer cool, wenn man ins Toreschießen kommt“, freute sich Struber für den viel gescholtenen ehemaligen Hoffenheimer, der nun mit in der Verantwortung steht, den Abgang von Davie Selke aufzufangen.
Der dritte Sieg im dritten Testspiel ging als Punktsieg ein für Sargis Adamyan im Kampf um die beiden Plätze in der von Gerhard Struber favorisierten Doppelspitze. Insgesamt war der Erfolg gegen den Viertligisten jedoch recht zäh zustande gekommen. „Es hat Momente gegeben, in denen man gesehen hat, dass wir in der dritten Vorbereitungswoche sind und die Mannschaft eine gewisse Ermüdung in den Knochen hat. Dann ist es nicht immer möglich, so zu pressen, um in viele Erfolgserlebnisse zu kommen“, befand Struber, der zur Halbzeit der Saisonvorbereitung „die Spitze der Intensität“ erreicht sieht.
Unzufrieden mit dem Vortrag war der Österreicher aber nicht. „Wir haben versucht, wieder ins Toreschießen zu kommen. Das ist uns gelungen. Wir haben kaum bis gar nichts zugelassen. Nur dann, wenn wir nicht ganz so konzentriert waren, ist der Gegner ein Stück weit aufgekommen“, resümierte Gerhard Struber. Wie in der neunten Minute, als Valdrin Mustafa eine verunglückte Kopfball-Rückgabe von Max Finkgräfe mit dem ersten Kölner Gegentor in diesem Sommer bestrafte.
Die Reaktion, die der FC vor 4100 Zuschauern im Südstadion zeigte, nahm Struber als wichtige Erkenntnis mit. Noch vor der Pause gelang Timo Hübers nach einer Waldschmidt-Ecke aus dem Gewühl der überfällige Ausgleich (36.). Nach dem Seitenwechsel übten die auf sechs Positionen veränderten Kölner dann wieder deutlich mehr Druck aus. „Es war ein guter Test, der uns gezeigt hat, wie es ist, ein Spiel nach Rückstand zu drehen“, meinte der FC-Trainer, der seine Mannschaft auch dafür lobte, „dass sie mit müdem Körper und Geist drangeblieben ist“.
Derweil zeichnen sich klare personelle Tendenzen ab. Innenverteidiger Timo Hübers spielte gegen Offenbach als einziger Feldspieler durch; zudem kamen vier Akteure mehr als eine Halbzeit zum Einsatz: Abräumer Eric Martel sowie Dejan Ljubicic, Luca Waldschmidt und Denis Huseinbasic, die das offensive Mittelfeld bildeten. „Ich wollte aus der Raute heraus den einen oder anderen Ablauf sehen“, begründete Struber, der seine beiden Formationen in einem 4:1:3:2-System agieren ließ. Auffällig war auch, dass der gelernte offensive Außenbahnspieler Jan Thielmann erneut als Rechtsverteidiger aufgeboten wurde und dabei den Vorzug vor Rasmus Carstensen erhielt.
Für andere Spieler stellte die Partie einen deutlichen Fingerzeig dar, wenn es vor dem Trainingslager in Bad Waltersdorf (21. bis 28. Juli) darum geht, den übergroßen Kader zu verkleinern. Jacob Christensen, Nikola Soldo und Maximilian Schmid saßen nur auf der Bank, Florian Dietz kam erst kurz vor Schluss rein. Das Quartett dürfte für eine Leihe oder einen festen Wechsel infrage kommen. Unberücksichtigt blieben auch Jaka Cuber Potocnik und Fayssal Harchaoui, die wohl zurück in die U21-Mannschaft gehen werden.
Ohne einzelne Namen zu kommentieren, kündigte Gerhard Struber baldige Kader-Entscheidungen an: „In den nächsten Tagen wollen wir mit den Jungs noch mal in Gespräche gehen. Wir werden uns in der Managementrunde abstimmen, was für den einzelnen Spieler jetzt das Beste ist. Dann werden wir gemeinsam entscheiden und die Jungs informieren, in welche Richtung es geht.“