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Update

Exzessive Pyrotechnik
1. FC Köln entgeht einer neuen Rekordstrafe

Lesezeit 4 Minuten
04.12.2024, Nordrhein-Westfalen, Köln: Fußball: DFB-Pokal, 1. FC Köln - Hertha BSC Berlin, Achtelfinale, RheinEnergieStadion, Kölns Fans feuern Pyrotechnik ab.

Am 4. Dezember hatten Fans des 1. FC Köln im Spiel gegen Hertha BSC Pyrotechnik gezündet.

Der 1. FC Köln wurde wegen massiven Pyrotechnik-Einsatzes beim Pokalspiel gegen Hertha BSC mit 316.400 Euro Geldstrafe belegt.

Nach der exzessiven Pyroshow von Fans des 1. FC Köln beim DFB-Pokal-Heimspiel gegen Hertha BSC im Dezember 2024 ist der Verein mit einer stattlichen Geldstrafe belegt worden. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes forderte den FC zu einer Zahlung von 316.400 Euro auf. FC-Beobachter hatten mit einer deutlich höheren Summe gerechnet. Erwartet wurde angesichts des riesigen illegalen Feuerwerkes eine Rekordstrafe. „Die Strafe wäre doppelt so hoch ausgefallen, hätte der 1. FC Köln nicht zwei Täter ermittelt, was nach den geltenden Richtlinien zu einer Strafreduzierung um 50 Prozent führt“, hieß es vom Sportgericht. Der Verein kann bis zu 105.500 Euro der Strafe für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen verwenden.

Auf Bewährung: Ausschluss von FC-Fans möglich

Zudem spielt der FC künftig quasi auf Bewährung. Der DFB kündigte einen möglichen Ausschluss von Fans nicht ausdrücklich an, aber er machte deutlich, dass die Strafe bei erneuten gravierenden Vorfällen über Geldauflagen hinaus gehen könne. „Gegebenenfalls müssten Auflagen in Erwägung gezogen werden“, teilte der Verband mit.

Die Polizei hatte nach dem massiven Vorfall Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung und Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz eingeleitet. „Durch die Verwendung von Pyrotechnik kam es zu einer erheblichen Rauchgasentwicklung“, erklärte damals eine Sprecherin der Polizei. Eine Person wurde verletzt. Darüber hinaus würden Verstöße gegen das Versammlungsgesetz geprüft. Der Stand der Ermittlungen blieb am Montag zunächst unklar.

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Am Geißbockheim hatte man sich nach dem Hertha-Spiel bereits auf eine saftige Strafe eingestellt. Der Anpfiff des Spiels war um eine halbe Stunde verschoben worden – und das vor den Augen eines Millionenpublikums, die Partie wurde live im TV ausgestrahlt. Überrascht war Sportchef Christian Keller nicht wirklich: „Es war erwartbar, dass es bei einem Pokalspiel, das für uns sportlich, wirtschaftlich und atmosphärisch eine gewisse Bedeutsamkeit hat, nicht ohne Pyro-Fackeln geht.“ Am Tag nach dem Spiel hatte Keller das vorgezogene Silvesterfeuerwerk verurteilt.

Am Montag sagte er zu dem Strafmaß: „Der Dialog zwischen Verein, Fanszene und Sicherheitsträgern ist der einzige nachhaltige Weg.“ Der Sicherheitsgedanke gehe immer vor. Keller forderte aber auch Verständnis, „Pyrotechnik kann in einem gewissen, auch wirtschaftlich vertretbaren Rahmen als Teil der Fankultur akzeptiert werden“. Die Grenzen seien beim Spiel gegen Hertha BSC aber massiv überschritten worden. Der 1. FC Köln ist beim Thema Pyrotechnik ein gebranntes Kind. Nach dem Heimderby im Oktober 2023 gegen Borussia Mönchengladbach war der Verein zu einer Rekordstrafe in Höhe von 595 000 Euro verurteilt worden. Der Betrag wurde später auf 420.000 Euro reduziert, weil der FC Täter identifiziert hatte.

FC-Geschäftsführer Türoff: Das tut richtig weh

Wie sehr die zu zahlenden Summen den Verein schmerzen, legte FC-Geschäftsführer Philipp Türoff unlängst im Gespräch mit der Rundschau offen: „Die hohen Geldstrafen treffen uns hart und das müssen wir auch benennen. Das sind relevante Größenordnungen, die richtig weh tun. Ich habe bei dem Versuch, die Finanzen des FC zu ordnen, auch große Schmerzen an anderer Stelle für deutlich kleinere Beträge ausgelöst. Da läuft nicht immer alles so, wie ich es gerne hätte“.

Zahlen muss der Club auch für weitere, kleinere Vorfälle. So zündeten Fans bei der Partie in Kaiserslautern, ebenfalls im Dezember, 23 bengalische Feuer, was der DFB mit 15.600 Euro berechnete. Für Pyro-Delikte beim Spiel gegen Elversberg werden 1800 Euro fällig, für kleiner Feuerwerke bei der Partie gegen Braunschweig 8400 Euro.

Auch die „Messer-Choreografie“ in der Kölner Südkurve bei der Partie gegen Fortuna Düsseldorf hat ein Nachspiel: Der Deutsche Fußball-Bund ermittelt auch in diesem Fall, es gab massive Kritik aus der Politik. Vor dem 1:1 beim Spiel Ende Februar hatten Anhänger des FC einmal quer über die Südkurve eine Choreografie entrollt. Zu sehen war eine große Gestalt mit FC-Krawatte, die ein Messer an den Hals der Glücksgöttin Fortuna hielt, die Namenspatronin von Fortuna Düsseldorf ist.

Sport-Geschäftsführer Christian Keller hatte die große Choreo im Anschluss verteidigt, man habe darin keinen Aufruf zur Gewalt gesehen, sagte er.