FC-Sportchef Christian Keller widerspricht auf dem Mitglieder-Stammtisch den Andeutungen der ehemaligen Nummer eins Marvin Schwäbe eines fehlenden Leistungsprinzips.
Ex-Stammtorwart des 1. FC KölnDiese Clubs fragten bei Marvin Schwäbe an
Marvin Schwäbe stand auch am Mittwoch beim 1. FC Köln auf dem Trainingsplatz. Was allerdings nicht unbedingt bedeuten muss, dass dies auch in den nächsten Tagen noch der Fall sein wird. Nach Schwäbes kurzfristiger Trennung vom früheren Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger sondiert sein alter und neuer Berater Jörg Neblung die Ligen der letzten offenen Transferfenster, um doch noch einen passenden Abnehmer für den ehemaligen Stammtorwart des Fußball-Zweitligisten herauszupicken. Die Wahrscheinlichkeit einer Lösung auf den letzten Drücker scheint allerdings gering. Ein Wechsel innerhalb der europäischen Topligen ist seit dem vergangenen Freitag für vertraglich gebundene Spieler nicht mehr möglich; die Transferfenster in Deutschland, England, Spanien, Frankreich und Italien haben allesamt geschlossen. Auch Dänemark, wo Schwäbe vor drei Jahren mit Bröndby Kopenhagen seinen ersten Meistertitel feierte, sowie die Niederlande kommen aus dem gleichen Grund nicht mehr infrage.
Geht Marvin Schwäbe, dann in eine kleinere Liga
Entscheidet sich Marvin Schwäbe doch noch für einen Absprung in diesem Sommer, müsste er sich mit einer vergleichsweise kleineren Liga anfreunden. Zu den Ländern, in denen Transfers weiterhin möglich sind, zählen unter anderem Österreich (Schließung des Transferfensters am 5. September), Belgien, Polen (beide 6. September), die Schweiz (9. September) und die Türkei (13. September). Fraglich ist allerdings, ob diese Länder den sportlichen und finanziellen Ansprüchen Schwäbes genügen würden. Als Belohnung für seine Leistungen in der Bundesliga war der 29-Jährige erst vor einem Jahr von den Geißböcken mit einem gutdotierten, bis 2027 gültigen neuen Vertrag ausgestattet worden. Eingeengt wird der Spielraum auch dadurch, dass Schwäbe den FC wohl nur dann verlassen würde, wenn er an anderer Stelle einen Posten als Nummer eins offeriert bekäme.
An Anfragen soll es grundsätzlich nicht gemangelt haben. Neben dem VfL Bochum und den Blackburn Rovers soll die Schwäbe-Seite nach Rundschau-Informationen auch mit Benfica Lissabon und dem RSC Anderlecht in Gesprächen gestanden haben. Bei beiden Clubs wäre der ehemalige U21-Nationaltorwart allerdings nur als zweiter Mann eingeplant gewesen. Benfica befand sich auf der Suche nach einem Stellvertreter für den ukrainischen Nationaltorwart Anatoliy Trubin. Die rund um den „Deadline Day“ in Portugal erfolgte Entlassung des deutschen Trainers Roger Schmidt soll eine Last-Minute-Lösung in Lissabon zusätzlich erschwert haben. In Anderlecht hat unterdessen der frühere belgische Junioren-Nationaltorwart Colin Coosemans die Nachfolge des dänischen Nationalkeepers Kasper Schmeichel (Wechsel zu Celtic Glasgow) angetreten.
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1. FC Köln: Große Nachfrage nach Marvin Schwäbe
„Wäre eine gangbare Option gekommen, die für Marvin und uns total interessant gewesen wäre, wären wir sicherlich zu einer Einigung gekommen. Das war aber nicht der Fall. Es gab keine Option, die dem Spieler komplett zugesagt hat“, bestätigte FC-Sportchef Christian Keller am Dienstag auf dem Mitglieder-Stammtisch im Rhein-Energie-Stadion und machte aus seiner Überraschung über diesen Umstand keinen Hehl: „Auch wenn das verwunderlich ist, weil er ein sehr guter Torwart ist.“
Keller konterte zudem den Vorwurf Schwäbes, der in einem zu Wochenbeginn veröffentlichten „kicker“-Interview das Leistungsprinzip im FC-Tor infrage gestellt hatte. „Es gilt immer das Leistungsprinzip. Immer, auf jeder Position“, erklärte der Sportchef und fügte an: „Auch jetzt auf der Torhüterposition.“ Keller betonte: „Es steht der Torhüter im Tor, der aufgrund der Leistung die Nase vorne hat.“ Und das sei Leihrückkehrer und U21-Nationaltorwart Jonas Urbig. „Das hat nichts mit Kellers Gnaden oder Trainers Gnaden zu tun.“
Zuvor hatte Marvin Schwäbe der vom FC immer wieder erwähnten Darstellung widersprochen, dass er den Club nach dem Bundesliga-Abstieg definitiv verlassen wollte. „Vor dieser Saison habe ich von verschiedenen Seiten erfahren, dass ich ins zweite Glied rücken soll und Jonas Urbig die Nummer eins wird. Das war für mich natürlich extrem bitter, gerade wenn man ans Leistungsprinzip glaubt“, sagte Schwäbe, der sein Verhältnis zu Urbig mit einem einzigen Wort – „professionell“ – umschreibt. Und weiter: „Nachdem klar war, wie die Situation ist, habe ich verständlicherweise Alternativen eruiert. Ich will ja spielen. Ich weiß natürlich auch, was ich am 1. FC Köln habe und dass ich hier zum Bundesligaspieler gereift bin. Dementsprechend war klar für mich, dass ich nicht einfach sage: Ich gehe definitiv. So wie es jetzt ist, ist es natürlich nicht zufriedenstellend.“
Als Konsequenz daraus trennte sich Marvin Schwäbe Ende der vergangenen Woche von seinem Berater Christian Nerlinger und kehrte zurück zu Jörg Neblung (57). Der Torwart-Experte aus Köln hatte bereits von 2014 bis 2018 mit Schwäbe zusammengearbeitet. „Jörg Neblung hat mich bereits auf meinem Weg in den Profifußball begleitet und ich hoffe, mit neuen Impulsen und seiner Erfahrung mit Torhütern die richtigen nächsten Schritte machen zu können“, erklärte Schwäbe seinen Wechsel. Abseits des Platzes