Der ehemalige Stammkeeper könnte sich mit seiner frühzeitigen Entscheidung, den 1. FC Köln verlassen zu wollen, verpokert haben. Nun läuft ihm auf dem Transfermarkt die Zeit davon.
Erfolglose VereinssucheFC-Torwart Marvin Schwäbe droht Fehlgriff
Am Dienstag stand Marvin Schwäbe wieder ganz normal auf dem Trainingsplatz. Von den Rückenbeschwerden, die den zur Nummer zwei abgerutschten Schlussmann daran gehindert haben sollen, den 1. FC Köln zum ersten Auswärtsspiel der Zweitliga-Saison bei der SV Elversberg (2:2) zu begleiten, war nichts mehr zu sehen. Schwäbe absolvierte die komplette, rund zweistündige Einheit ohne erkennbare Einschränkungen. Am vergangenen Freitag hatte der 29-Jährige das Abschlusstraining vor der Abreise ins Saarland dagegen vorzeitig beendet, daraufhin nahm erneut Philipp Pentke (39) als Vertreter des neuen Stammtorhüters Jonas Urbig (21) auf der Kölner Bank Platz.
Ein nahezu identischer Vorgang war bereits eine Woche zuvor rund um das Auftaktspiel gegen den Hamburger SV (1:2) zu beobachten gewesen, als sich Marvin Schwäbe am Spieltag selbst abmeldete. Der Torhüter sei kurzfristig erkrankt, hieß es von Seiten des Clubs. In beiden Fällen war Schwäbe, der in zweieinhalb Jahren als Nummer eins der Geißböcke nur eine einzige Partie verpasst hatte, zu Beginn der folgenden Trainingswoche wieder dabei gewesen. Was zurückbleibt, ist ein fader Beigeschmack, der Raum für Spekulationen lässt.
VfL Bochum zeigte Interesse an Marvin Schwäbe
Unstrittig ist, dass Marvin Schwäbe allmählich die Zeit davon läuft. Ende August schließt in den europäischen Topligen das Sommer-Transferfenster seine Pforten. Hat Schwäbe auch bis dahin keinen neuen Verein gefunden, müsste er wohl ohne Aussicht auf Einsatzzeit mindestens noch bis Winter beim 1. FC Köln bleiben. Eine Konstellation, aus der beide Seiten keinen Vorteil ziehen würden. Schwäbe nicht, weil er zu gut ist, um in der Zweiten Liga nur Ersatz zu sein. Und der FC nicht, weil Schwäbe als zweiter Torhüter zu teuer ist. Sein erst vor einem Jahr zu verbesserten Konditionen verlängerter Vertrag läuft zwar noch bis 2027, doch die Kölner Position für Ablöseverhandlungen hat sich deutlich verschlechtert.
Wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass ein ehemaliger Bundesliga-Stammtorwart, der sich vor nicht allzu langer Zeit noch im Blickfeld der Nationalmannschaft bewegte, nur noch Ersatzmann in der Zweiten Liga ist? Vermutlich hat Marvin Schwäbe das Interesse an seinen Diensten überschätzt und die Komplexität des Torhütermarktes unterschätzt. Vier Millionen Euro Ablöse, die in seiner längst abgelaufenen Ausstiegsklausel vermerkt gewesen sein sollen, waren potenziellen Interessenten wohl zu viel Geld für einen Torhüter, der die Kölner im Abstiegsjahr zwar vor höheren Niederlagen bewahrte, aber zu wenige Punkte rettete. In der Sommer-Rangliste der Torhüter fand Schwäbe im Fachmagazin „kicker“ keine Berücksichtigung mehr.
Wird Philipp Pentke zur festen Nummer zwei ernannt?
Die einzige bislang bekannt gewordene Spur führte zum letztjährigen Relegationsteilnehmer VfL Bochum. Zu einer Einigung kam es nicht. Dem Vernehmen nach auch deshalb, weil Marvin Schwäbe nicht erneut eine Saison im Zeichen des Abstiegskampfes vorschwebt. Stattdessen nahm der VfL den Ex-Kölner Timo Horn (31) unter Vertrag, der Ende 2021 von Schwäbe aus dem FC-Tor verdrängt worden war. Das Beispiel Horn wiederum zeigt, wie kompliziert es sein kann, als Torhüter eine neue Anstellung zu finden. Nach seinem Abschied aus Köln im Sommer 2023 war der gebürtige Kölner ein halbes Jahr lang vereinslos geblieben. Daraufhin erklärte sich Horn im Winter bereit, als Nummer zwei zu RB Salzburg zu gehen. Ein weiteres halbes Jahr später ist er ebenso gewillt, in Bochum die Rolle des Herausforderers von Patrick Drewes anzunehmen.
In der Personalie Marvin Schwäbe sind derweil zuletzt mehrere Dinge unglücklich verlaufen – auf beiden Seiten. Womöglich bereut es der letztjährige Vizekapitän im Nachgang, den 1. FC Köln frühzeitig darüber informiert zu haben, in der Zweiten Liga nicht mehr zur Verfügung stehen zu wollen – während sich später nahezu alle übrigen Spieler mit Ausstiegsklausel für einen Verbleib entschieden. Als Konsequenz verlor Schwäbe seinen Stammplatz an den hochtalentierten Leihrückkehrer Jonas Urbig, der von Sportchef Christian Keller noch vor der Verpflichtung des neuen Trainers Gerhard Struber zur Nummer eins ernannt worden war. Was in der Sache grundsätzlich nachvollziehbar war, mutete von der Reihenfolge her jedoch etwas fragwürdig an.
FC-Sportchef Christian Keller spricht am Mittwoch zur Kölner Presse
Die Kölner Verantwortlichen stehen nunmehr vor der Aufgabe, sicherzustellen, dass die unbefriedigende Situation rund um Marvin Schwäbe nicht auf die Mannschaft ausstrahlt, die nach nur einem Punkt aus zwei Spielen und vor der kniffligen Pokalaufgabe beim Drittligisten SV Sandhausen (Sonntag, 15.30 Uhr) andere Themen zu bewältigen hat. Dass beim Abschlussspiel am Dienstag Jonas Urbig und Philipp Pentke zwischen den Pfosten standen, könnte unterdessen ein Hinweis darauf sein, dass Schwäbe womöglich nicht mehr als Nummer zwei eingeplant ist. Dessen Berater, Ex-Bayern-Profi Christian Nerlinger, ließ eine Anfrage der Rundschau unbeantwortet. Dafür tritt am Mittwoch Christian Keller vor die Presse. Die Personalie Marvin Schwäbe wird ganz sicher ein Thema werden.