Köln – Sebastiaan Bornauw hat seinen Platz in jedem Saisonrückblick des 1. FC Köln sicher. Das späte Kopfballtor des Innenverteidigers zum 1:0-Heimsieg über den FC Schalke 04 verhalf den Geißböcken am letzten Spieltag der Saison 2020/21 noch zum Sprung in die Relegation. Der Ausgang ist bekannt: Die Mannschaft von Retter-Trainer Friedhelm Funkel wendete den drohenden Abstieg ab, weil sie mit einem 5:1-Sieg im Rückspiel bei Holstein Kiel die 0:1-Niederlage gegen den Zweitliga-Dritten aus dem ersten Duell eindrucksvoll wettmachte. Trotz aller Schwierigkeiten auf und abseits des Platzes darf sich das Gründungsmitglied somit auf seine 50. Spielzeit in der Fußball-Bundesliga freuen.
Ob der 22-jährige Belgier dann noch dem FC angehören wird, ist dagegen ungewiss. Das Interesse des VfL Wolfsburg, über das die Rundschau bereits berichtet hatte, ist inzwischen in schriftlicher Form am Geißbockheim eingetroffen. „Wir werden das Kaufangebot nun intern bewerten“, erklärte Alexander Wehrle am Dienstag im Gespräch mit dieser Zeitung. Der nach dem Aus von Horst Heldt vorerst einzige Kölner Geschäftsführer will sich bei den Verhandlungen nicht in die Karten schauen lassen. „Wir werden jetzt nicht jeden Tag Wasserstandsmeldungen abgeben.“
Jörg Schmadtke gibt sich bedeckt
Auch beim künftigen Champions League-Teilnehmer hält man sich bedeckt. „Ich kann nicht sagen, was da passiert“, vermochte der frühere Kölner und aktuelle VfL-Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke gegenüber der „Wolfsburger Allgemeinen“ keine Prognose abzugeben. Nur so viel: „Es hängt davon ab, wie die Kölner sich da aufstellen und was sie machen wollen oder auch nicht.“ Was sicher ist: es geht um viel Geld. Entschließt sich der belgische Nationalspieler für den Karrieresprung in die Königsklasse, wird ihn der FC nur gegen Erhalt einer stattlichen Entschädigung ziehen lassen.
Die Verhandlungsposition der Kölner könnte schlechter sein. Zwar steht der Verein nach einem Corona-bedingten Umsatzverlust in Höhe von mehr als 60 Millionen Euro unter Druck, auf dem Sommer-Transfermarkt einen hohen Einnahme-Überschuss zu erwirtschaften. Zuletzt war sogar von 30 Millionen Euro die Rede. Andererseits ist die Ablöse im Fall von Sebastiaan Bornauw frei verhandelbar – die gesicherte Erstliga-Zugehörigkeit macht es möglich. „Wir haben unsere Vorstellungen“, betont deshalb Alexander Wehrle. Auch der Vorstand des FC will „keinen Spieler unter Wert gehen lassen“. Das hatte Vizepräsident Eckhard Sauren am Montagabend auf dem virtuellen Mitglieder-Stammtisch unterstrichen. „Wir werden das aus einer Position der Stärke heraus angehen.“
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Das Wolfsburger Angebot in Höhe von kolportierten acht Millionen Euro wird daher deutlich unter der Idee des FC liegen. Die Kölner hatten ihren Abwehrchef vor zwei Jahren für nur zwei Millionen Euro weniger vom RSC Anderlecht abgeworben. Seither hat sich Sebastiaan Bornauw zu einer festen Säule in der Kölner Abwehrzentrale entwickelt, deren Abgang die Qualität des Kaders erheblich schwächen würde. Auch deshalb gelte es, „die richtige Balance zu finden zwischen Transfereinnahmen und sportlicher Substanz“, meint Wehrle. „Wenn wir einen Spieler verkaufen, dann muss es sportlich und finanziell für uns passen. Wir werden niemanden ins Schaufenster stellen.“
Im Gegenteil: Die Kölner bemühen sich sogar um eine Ausweitung der aktuell bis 2024 befristeten Zusammenarbeit. „Unser Wunsch ist es, den Vertrag mit Sebastiaan zu verlängern“, sagt der neue Kaderplaner Jörg Jakobs. Der Poker ist eröffnet.