- Der 1. FC Köln weilt derzeit im Trainingslager in Donaueschingen.
- Unser Redakteur Martin Sauerborn ist vor Ort und hat sich heute besonders die vier Jüngsten ins Auge gefasst.
Donaueschingen – Ismail Jakobs (21), Noah Katterbach (19) und Jan Thielmann (18) haben es vorgemacht. Das Trio des 1. FC Köln hat in der vergangenen Saison den Sprung aus dem eigenen Nachwuchs in die Startelf des Bundesligisten geschafft – sie leben den Traum eines jeden jungen Fußballers. Die drei Youngster haben den FC aber nicht nur mit ihrem unbekümmerten Elan erfrischt, sie haben auch die Tür zur Jugendabteilung ein Stück weit mehr geöffnet. Der nächste Schwung an FC-Talenten steht bereit, am Anfang dieses Traums. Sava Cestic, Tim Lemperle, Robert Voloder und Jens Castrop gehören im Trainingslager der Kölner in Donaueschingen dem Profikader an und verfolgen das eine Ziel: Sie wollen die nächsten Jakobs, Thielmanns und Katterbachs werden.
Sava Cestic (19)
Der gebürtige Offenbacher fällt den Zaungästen beim Training in Donaueschingen sofort auf. Nicht nur wegen seiner 1,91 Meter Körpergröße, sondern vor allem durch seine unglaubliche Abgeklärtheit am Ball. Es fällt überhaupt nicht auf, dass der Innenverteidiger mit den serbischen Wurzeln erst seit kurzem wieder bei den Profis trainiert. Und so reif wie er Fußball spielt, spricht er auch: „Es hat mir extrem geholfen, dass ich schon im Wintertrainingslager in Benidorm dabei gewesen bin. Ich bin dieses Mal deutlich entspannter und lockerer.“ Möglicherweise auch, weil er den schlimmsten Teil als Neuling im Winter in Spanien schon hinter sich gebracht hat. „Jeder der neu dazu kommt, muss vor der Mannschaft singen“, erklärt Cestic. Mit 15 ging er von Frankfurt weg zum FC Schalke, dann kam der FC. Der Real Madrid-Fan, dessen großes Vorbild natürlich Sergio Ramos ist, weiß genau, was er will: „Mein Ziel ist es, Bestandteil der ersten Mannschaft zu sein.“ Den nötigen Ehrgeiz hat er auch mitgebracht: „Man kommt nicht mit einem Freiticket zu den Profis nur weil der FC aktuell vermehrt auf die Jugend setzt. Man muss dafür deutlich Leistung zeigen“, sagt Cestic selbstbewusst und strahlt dabei die Dominanz und Ruhe aus, die ein moderner Innenverteidiger von Format braucht.
Robert Voloder (19)
Der Innenverteidiger stammt wie Cestic aus der Frankfurter Gegend. Die beiden kennen sich aus gemeinsamen U14-Zeiten. „Das hilft uns, weil wir uns schon länger kennen und wissen, wie der andere tickt.“ Auch Voloders Vorbild heißt Ramos, der Prototyp des Innenverteidigers. „Ich strahle eine gewisse Ruhe aus. Mein Passspiel und meine Ballsicherheit zeichnen mich aus“, nennt er seine Stärken, weiß aber auch, wo er noch Defizite besitzt. „Das ist vor allem der körperliche Bereich, wo ich noch zulegen muss. Ich habe schon ein straffes Programm durchgezogen – offenbar noch nicht so viel wie Leon Goretzka, aber da wollen wir noch hinkommen“, scherzt er.
Das könnte Sie auch interessieren:
Wie Sava Cestic möchte auch Voloder die noch vakante vierte Position in der FC-Innenverteidigung besetzen und die nötige Spielpraxis in der U21 sammeln. „Ich bin jetzt im Kader, das ist es natürlich mein Ziel, Bundesliga-Spieler zu werden. Ich bin kurz davor.“ Ein Tor bei den Profis hat er übrigens schon erzielt. Beim 5:0 im Test gegen Deutz traf er mit einem Fernschuss.
Tim Lemperle (18)
Der Außenstürmer hat den drei anderen Talenten etwas voraus. Beim 0:6 am letzten Spieltag der Saison 2019/20 in Bremen sammelte er seine ersten Bundesliga-Minuten und hätte um ein Haar sogar sein erstes Tor erzielt. „Ich habe mich hinterher geärgert, aber es ging alles so schnell. Der Trainer hat meinen Namen gerufen. Da war ich so glücklich, dass ich selbst bei diesem Spielstand gegrinst habe. Dann kam die Ecke und der Ball lag mir vor den Füßen, ging dann aber leider nicht ins Tor.“ Lemperle kommt wie Cestic und Voloder aus Frankfurt und war schon in Benidorm dabei, wo er auch sein erstes Profitor markierte. Zehn Tage der Vorbereitung hat er wegen einer Corona-Infektion verpasst. Er musste im Internat in Quarantäne, das Essen bekam er vor die Tür gestellt. „Mir ging es drei Tage lang schlecht, mit Kopf- und Halsschmerzen. Jetzt ist aber wieder alles gut“, berichtet er. Lemperle liebt das Dribbling, spektakuläre Eins-gegen-Eins-Situationen und bewundert deshalb Spieler wie Serge Gnabry, Mo Salah oder Jaden Sancho. Nur, dass er mit 1,87 Meter mindestens einen Kopf größer als jeder dieser drei Weltstars ist und das sein Spiel anders aussehen lässt. „Mein wichtigstes Ziel ist es, mich weiterzuentwickeln und so viele Minuten wie möglich in der Bundesliga zu sammeln.“
Jens Castrop (17)
Der gebürtige Düsseldorfer mit koreanischen Wurzeln ist das FC-Küken im Trainingslager und das erste Mal bei den Profis. „Die Nervosität ist noch da. Der Druck ist deutlich höher als im Nachwuchs. Die Belastung ist höher, alles ist einen Tick schneller, körperbetonter“, beschreibt der zentrale Mittelfeldakteur, der abgesehen von Torhüter und Innenverteidiger schon auf jeder Position unterwegs war. Der Zimmernachbar von Jan Thielmann hätte übrigens auch Tennis-Profi werden können. In der U12 war er zweitbester Spieler seines Jahrgangs in NRW, musste sich dann aber zwischen Tennis und Fußball entscheiden: „Fußball hat mir einfach mehr Spaß gemacht“, erklärt er. Jetzt steht er auf der Schwelle zum Bundesliga-Profi und möchte sie unbedingt auch überqueren: „Die Hoffnung ist riesig, einmal das Profi-Trikot tragen zu dürfen.“ Und obwohl er sich seinen großen Traum verwirklichen will, kommt die Schule nicht so kurz. In Donaueschingen nimmt er zwischen den intensiven Trainingseinheiten fleißig Online-Unterricht.