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1. FC KölnVorstand will Siebenjahresplan vorstellen

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Kölns Maskottchen, Hennes IX, steht am Spielfeldrand.

Köln – Wenn der 1. FC Köln Mitte August in seine 50. Saison in der Fußball-Bundesliga startet, dann stehen die Chancen gut, dass die Jubiläums-Spielzeit vor einer stattlichen Anzahl an Fans begangen werden kann. Stark fallende Infektionszahlen nähren die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Geisterspiele.

Allerdings müssen sich die FC-Anhänger schon jetzt darauf einstellen, dass auch die künftigen Darbietungen in Müngersdorf vom Kampf gegen den Abstieg geprägt sein werden. „Es wird zwei sehr harte Jahre geben, in denen es einzig und allein darum geht, in der Klasse zu bleiben. Die Etablierung in der Bundesliga genießt oberste Priorität“, erklärt Vizepräsident Eckhard Sauren. „Das ist Teil unserer Strategie.“

Wirtschaftliches Überleben der Proficlubs

Vorgestellt werden soll das auf gleich sieben Jahre angelegte Vorhaben, in dem es unter anderem um das Thema Stadionerlebnis geht, auf der virtuell stattfindenden Mitgliederversammlung am 17. Juni. Ein in der Fußball-Branche unüblich langer Zeitraum, zumal in unsicheren Zeiten der Pandemie, in der die Proficlubs ums wirtschaftliche Überleben kämpfen.

Die FC-Spitze hält ihren Weg trotzdem für den richtigen. „Wir denken als Vorstand sehr langfristig und sind überzeugt, dass man in der Bundesliga auf lange Frist erfolgreich sein kann, wenn man langfristig denkt“, sagt Sauren. Dass dies in einer „aufgeregten Stadt“ wie Köln „nicht einfach zu vermitteln“ sei, darüber ist sich der Vorstand im Klaren. Und dennoch: „Wir werden diesen Weg konsequent weitergehen“, kündigt der hauptberufliche Fondsmanager an.

Morszeck aus Beirat zurückgetreten

Der 1. FC Köln hat einen langjährigen Unterstützer verloren: Dieter Morszeck ist aus dem Beirat des Vereins zurückgetreten. Der frühere Chef des Kölner Kofferherstellers Rimowa hatte mit dem FC-Vorstand in der Vergangenheit Gespräche über den Erwerb von Genussscheinen geführt. Eine Einigung wurde dabei wegen unterschiedlicher Vorstellungen über das Mitspracherecht allerdings nicht erzielt. Rimowa ist seit 2008 Förderer des Bundesligisten. Morszeck hatte 1981 die Geschäftsführung des Traditionsunternehmens übernommen. Im Mai 2018 war er aus der Leitung ausgeschieden. (tca)

Damit der Plan der FC-Spitze aufgehen kann, muss dem Verein laut Sauren auch in den kommenden beiden Spielzeiten der Klassenerhalt gelingen. „Dann werden all die Themen greifen, die wir uns zum Amtsantritt vorgenommen haben.“ Dieser liegt inzwischen fast zwei Jahre zurück. Es ist also viel Zeit vergangen, seitdem Präsident Dr. Werner Wolf, Sauren sowie der rasch wieder zurückgetretene zweite Vizepräsident Jürgen Sieger im September 2019 mit stabiler Mehrheit zur neuen Clubführung gewählt worden waren.

Klar erkennbare Erfolge sind seither rar gesät. Im Gegenteil: Von der angestrebten personellen Kontinuität ist der Club nicht erst seit den jüngsten Entlassungen von Sportchef Horst Heldt und Trainer Markus Gisdol meilenweit entfernt. Zudem gibt der fast ausschließlich im Hintergrund tätige Vorstand mit seiner Arbeitsweise für viele FC-Fans ein gesichtsloses Bild ab.

Sorgfältig erarbeitete Strategie

Eckhard Sauren verteidigt diesen Kurs zum einen mit Verweis auf die „sehr sorgfältig“ ausgearbeitete Strategie, an deren Entstehung neben dem Vorstand auch die Geschäftsführung und die Abteilungsleiter des FC sowie die Unternehmensberatung McKinsey mitgewirkt hätten. „Das hat eine gewisse Zeit gebraucht.“

Der Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 habe für ungeplante Verzögerungen und eine Verschiebung der Prioritäten gesorgt. „Unfassbar viele Herausforderungen“ seien dadurch entstanden, betont Sauren. „Wir haben von Beginn an im Krisenmodus gearbeitet.“

Entschärfung nur bedingt in Sicht

Eine Entschärfung ist nur bedingt in Sicht. Der Rausschmiss von Sportchef Heldt trotz zweimaligem Klassenerhalt hat das ohnehin schwierige Verhältnis von Vorstand und Geschäftsführung weiter belastet. „Ich habe dem Vorstand mitgeteilt, dass ich mit Horst Heldt gerne weiter zusammen gearbeitet hätte und ich die Entscheidung bedauerlich finde. Natürlich hat mich das nachdenklich gestimmt“, sagt Finanzchef Alexander Wehrle, der nun einzig verbliebe Geschäftsführer.

Heldt, dem zum 31. Mai gekündigt worden ist, erhält eine Abfindung von rund einer Million Euro. Geld, das der klamme Club eigentlich nicht hat und etwa bei der Verstärkung seines Kaders sehr gut hätte gebrauchen können. Doch Sauren betont: „Eine solche Entscheidung reift über Wochen. Wir sind der Überzeugung, dass wir sie unter langfristigen Gesichtspunkten so treffen mussten.“

Aufgaben übergangsweise übernehmen

Nun sollen der bisherige Vorstandsberater Jörg Jakobs und der langjährige FC-Torhüter Thomas Kessler als Duo die Aufgaben Heldts für ein Jahr übergangsweise übernehmen. „Eine wirklich gute Lösung“, meint Sauren stellvertretend für den gesamten Vorstand, in den sich Carsten Wettich, bislang interimsweise tätig, Mitte des Monats dann auch offiziell wählen lassen will. Gelingt dabei keine klare Mehrheit, könnte es zu einem Sturz der umstrittenen Clubspitze kommen.

Der nach nur anderthalb Jahren geschasste Sportchef Horst Heldt hat sein Büro im Geißbockheim derweil bereits geräumt. Der gebürtige Königswinterer saß am Dienstag im Möbelwagen Richtung München, der Heimat seiner Familie. Eine gemeinsame Trennungs-Erklärung von Vorstand und Sportchef war nicht mehr zustande gekommen. „Wir haben das versucht“, berichtet Eckhard Sauren. „Leider ist uns das nicht gelungen. Horst war am Ende des Gesprächs enttäuscht.“

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Heldt hatte am Sonntagmittag im Beisein des Vorstands eine zweistündige Saison-Analyse abgeben müssen. Dabei war sein Rausschmiss zu diesem Zeitpunkt intern bereits beschlossene Sache gewesen. Nur mitgeteilt hatte man es dem früheren FC-Profi erst später.