Köln – Das Kaderpuzzle des 1. FC Köln ist in diesem Jahr eine besonders komplexe Angelegenheit. Der jüngste 3:2-Sieg beim FC Augsburg hat die Chancen auf den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga zwar wieder deutlich erhöht, doch drei Spieltage vor Saisonende schwebt der siebte Abstieg der Vereinsgeschichte nach wie vor wie ein Damoklesschwert über dem Geißbockheim.
Zu den sportlichen Sorgen mit all ihren planerischen Unwägbarkeiten gesellen sich in Zeiten der Corona-Pandemie noch gravierende Probleme finanzieller Natur. Insofern sorgte der Relegationsplatz-Inhaber am Montag zweifelsfrei für eine Coup-ähnliche Überraschung, als er mit der Verpflichtung des defensiven Mittelfeldspielers Dejan Ljubicic (23) um die Ecke kam. Der Kapitän des österreichischen Topclubs Rapid Wien wechselt im Sommer an den Rhein – wohlgemerkt ablösefrei und ligaunabhängig.
Beim FC zeigt man sich durchaus stolz über die bis 2025 gültige Unterschrift des ehemaligen österreichischen Junioren-Nationalspielers, der von der U17 bis zur U21 sämtliche Auswahlklassen des Alpenstaates durchlief. „Es freut uns sehr, dass wir Dejan davon überzeugen konnten, zum FC zu wechseln“, betont Sportchef Horst Heldt, der Ljubicic „unglaublich starke“ Leistungen in der laufenden Saison sowie „herausragende Qualitäten im defensiven Mittelfeld“ bescheinigt. „Das weckt natürlich Interesse.“Aus der Bundesliga waren gleich mehrere Clubs hinter dem 1,87 Meter messenden Rechtsfuß her, der auch in der Innenverteidigung eingesetzt werden kann. Der FC stand bei seinen Bemühungen in nationaler Konkurrenz zu Eintracht Frankfurt und Schalke 04. Das persönlich überzeugendste Konzept aber legten die Kölner vor, weshalb sich Ljubicic „bewusst früh“ für einen Wechsel zu den Geißböcken entschied. „Das ist ein großer Traditionsclub, und unabhängig davon, in welcher Liga der FC spielen wird, hat mir Horst Heldt eine sehr gute Perspektive aufgezeigt. Das ist der nächste richtige Schritt für mich, um mich fußballerisch und menschlich weiterzuentwickeln.“
Im Gegensatz zur Frankfurter Eintracht, die Ljubicic im Schatten des unverzichtbaren Altmeisters Makoto Hasebe (37) eher gemächlich heranführen wollte, ist dem gebürtigen Wiener in Köln nämlich auf Anhieb eine prägende Rolle zugedacht. Das wiederum hängt eng mit dem Umbruch zusammen, vor dem die Mittelfeldzentrale des FC im Zuge mehrerer endender Arbeitspapiere steht. Als sicher gilt der Abschied von Marco Höger (31), der sportlich längst keine Rolle mehr spielt. Zudem verlaufen die Gespräche über eine Vertragsverlängerung mit U21-Nationalspieler Salih Özcan (23) derart schleppend, dass eine Trennung inzwischen nicht mehr verwunderlich wäre.
Internationale Erfahrung
Bei der Wolfsburger Leihgabe Elvis Rexhbecaj (23) dürfte das Geld fehlen für ein Ziehen der sieben Millionen Euro schweren Kaufoption. Völlig unklar erscheint, wie es mit Winter-Zugang Max Meyer (25) weiter geht. Der auf der Doppelsechs neben Jonas Hector (30) gesetzte Dauerläufer Ellyes Skhiri (25/beide Vertrag bis 2023) wird wiederum als heißer Verkaufskandidat gehandelt, wenn es darum geht, Millionen-Einnahmen im zweistelligen Bereich zu generieren, um die Löcher zu stopfen, die Corona gerissen hat. Obendrein ist Eigengewächs Georg Strauch (20) ab Sommer fest bei den Profis eingeplant.
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Dejan Ljubicic wird derweil mit reichlich Rückenwind nach Köln stoßen. Nach einer Leihe zum SC Wiener Neustadt zu Beginn der Saison 2017/18 hat sich der Defensivspieler bei seinem Jugendverein Rapid Wien zum unumstrittenen Stammspieler entwickelt. Bislang kam er in 126 Pflichtspielen (acht Tore, zehn Vorlagen) für die Grün-Weißen zum Einsatz. In der laufenden Runde absolvierte Ljubicic bis dato 19 Ligaspiele (fünf Vorlagen) für den Tabellenzweiten der Bundesliga-Meisterrunde und sammelte in der Qualifikation zur Champions League (zwei Einsätze, eine Vorlage) sowie in der Gruppenphase der Europa League (drei Spiele, ein Tor) zusätzlich Erfahrung auf internationalem Niveau.
