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Auf dem Weg der Selbstfindung1. FC Köln spielt 2:2 gegen VfL Wolfsburg

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Fußball: Bundesliga, 1. FC Köln - VfL Wolfsburg, 10. Spieltag im RheinEnergie-Stadion. Kölns Spieler feiern das 1:0 von Jan Thielmann. (Nr. 29)

Köln – Es ist gerade einmal zehn Tage her, da stand die sportliche Leitung des 1. FC Köln noch im Range eines Propheten. Sportchef Horst Heldt und Trainer Markus Gisdol hatten die historische Negativserie von 18 sieglosen Spielen zu verantworten und zu erklären. Das Duo brachte also Woche für Woche die unbequeme Botschaft unters Volk, dass es schon werden würde. Die Mannschaft brauche Vertrauen und Zeit, die Öffentlichkeit solle doch bitte Geduld und den nötigen Glauben aufbringen. Nichts, was Fans auf Dauer gerne hören. Also stand der Vorwurf von Durchhalteparolen im Raum und die sportliche Führung in der Kritik.

Nicht einmal das sensationelle und erleichternde 2:1 am letzten November-Wochenende in Dortmund konnte die Nörgler restlos überzeugen. Es brauchte eine Bestätigung, einen Beweis, dass das Wunder beim BVB nicht nur einer Schwäche des Favoriten geschuldet war, sondern vor allem auf der positiven Entwicklung der Kölner fußte. Es ist davon auszugehen, dass sich das Lager der Zweifler nach dem 2:2 des FC am Samstag gegen den Europapokalaspiranten VfL Wolfsburg weiter ausgedünnt hat. Der FC hat auf dem Weg zum angestrebten Klassenerhalt nicht nur seinen siebten Punkt gesammelt, er hat sich im Dezember 2020 auch ein Stück weit gefunden und stabilisiert.

Gute Leistung gegen starken Gegner

„Wenn uns vor den beiden Spielen jemand gesagt hätte, dass wir vier Punkte holen, hätte ich das unterschrieben und ein festes Siegel drauf gemacht. Wir haben wieder eine sehr gute Leistung gegen einen starken Gegner gezeigt“, ordnete Horst Heldt die Partie ein. Der Sportchef hätte seine Gefühle auch anders ausdrücken können. Immerhin hatten die Geißböcke nach den beiden herrlich herausgespielten Treffern von Jan Thielmann (18.) und Geburtstagskind Ondrej Duda (43.) zweimal eine Führung hergeschenkt.

„Wir hatten in Hälfte eins das Gefühl, wir können gewinnen. Da haben wir ein richtig starkes Spiel gemacht“, lobte Gisdol. Nur der Freistoßtreffer von Maximilian Arnold (29.) und das verletzungsbedingte Ausscheiden des bis dahin überragenden Salih Özcan (39.) konnte die Freude der Gastgeber in den ersten 45 Minuten trüben. Ein Dreier wäre des Guten aber zu viel gewesen. Nicht nur, dass die Wolfsburger mit nun zehn ungeschlagenen Spielen seit Saisonstart einen neuen Vereinsrekord aufgestellt haben, das Team von Manager Jörg Schmadtke und Coach Oliver Glasner zeigte in Besetzung und Struktur auch, warum diese Serie zustande gekommen ist.

Die Spielweise des Teams

Nach dem 2:2 durch den unwiderstehlichen Torjäger Wout Werghorst (47.) schnürte der VfL die Kölner fast eine halbe Stunde lang in der eigenen Hälfte ein und hätte allein deshalb den Platz auch als Sieger verlassen können. „Wolfsburg hat aufgedreht und seine Klasse gezeigt. Deswegen können wir mit dem Unentschieden leben“, räumte Gisdol ein.

Dem FC-Trainer war am Ende ohnehin wichtiger, die Spielweise seines Teams in den Fokus zu rücken: „Der Weg, den wir gehen, zahlt sich jetzt in Punkten aus.“ Gisdol, der mit einem Durchschnittsalter von 23,25 Jahren die jüngste Startelf der Bundesliga-Saison und die jüngste des FC seit 53 Jahren aufs Feld geschickt hatte, setzte wie in Dortmund auf ein 3:4:2:1-System, in dem Duda die falsche Neun als laufstärkster Kölner (12,18 km) interpretierte. „Diese Formation passt aktuell für uns. Vier Punkte gegen zwei starke Gegner sind sehr gut für unser Selbstbewusstsein“, sagte Abwehrchef Sebastiaan Bornauw. Dauersprinter Ismail Jakobs äußerste gar die Hoffnung, dass die Geißböcke wie vor Jahresfrist zu einer Erfolgsserie ansetzen könnten: „Wir haben uns gefunden und besitzen mehr Selbstvertrauen. Deswegen ist es ein bisschen einfacher.“

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Die nächste Gelegenheit die eigene Entwicklung voranzutreiben, besitzen die Kölner kommenden Samstag im Kellerduell beim 1. FSV Mainz 05. Ein Duell mit gänzlich anderen Vorzeichen, denn bei den Rheinhessen ist der FC nicht wie gegen Dortmund und Wolfsburg krasser Außenseiter. „Ein wichtiges Spiel“, erklärte Bornauw. Der junge Belgier geht aufgrund der Bedeutung davon aus, dass Markus Gisdol ganz im Sinne von Konstanz und Vertrauen nichts an der taktischen Formation ändern wird, zumal es am Sonntag bei Salih Özcan Entwarnung gab.