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Verdienter PunktFC trotzt Wolfsburg ein 2:2 ab – Premiere für Jan Thielmann

Lesezeit 5 Minuten
thielmann fc

Jan Thielmann beim Jubel nach seinem Treffer gegen Wolfsburg.

Köln – Der Weg zum Klassenerhalt ist für den 1. FC Köln um den nächsten Punkt stabiler geworden. Das Team von Trainer Markus Gisdol erkämpfte sich am Samstag im Rheinenergiestadion nach einer ansprechenden Leistung ein verdientes 2:2 (2:1) gegen den favorisierten VfL Wolfsburg und bestätigte eine Woche nach dem 2:1 in Dortmund seine ansteigende Form. Besonders freuen durfte sich Jan Thielmann, der als 18-Jähriger sein erstes Bundesligator erzielte und damit auf den Spuren von FC-Idol Lukas Podolski wandelt. „Es war wieder eine geschlossene Teamleistung gegen ein starkes Team mit überragenden Qualitäten“, ordnete FC-Kapitän Timo Horn das umkämpfte Spiel ein.

Markus Gisdol sah nach dem 2:1 in Dortmund keinen Anlass etwas an seiner taktischen Ausrichtung zu ändern. Sicher auch, weil die nach neun Spieltagen noch ungeschlagenen Wolfsburger wie der BVB aktuell zur Kategorie Bundesliga-Hochkaräter zählen. Der FC-Coach ließ seine Mannschaft also wieder mit Dreierkette, zwei Sechsern und Ondrej Duda als falscher Neun auflaufen. Personell musste Gisdol einmal wechseln. Für den an den Adduktoren verletzten Rafael Czichos gab Jannes Horn das linke Glied der Dreierkette.

Das Spiel entwickelte sich schnell wie die Partie in Dortmund. Die Kölner überließen ihren Gästen den Ball, arbeiteten fleißig als Kollektiv in den defensiven Räumen und versuchten schnell umzuschalten. Und der FC überstand auch diesmal die erste brenzlige Situation, als Jannes Horn an der Strafraumkante den Ball unter dem Fuß durchrutschen ließ. Der durchgebrochene VfL-Torjäger Wout Weghorst scheiterte aber am herausstürzenden Timo Horn (11.).

Salih Özcan geht voran - und muss raus

Insgesamt waren die Geißböcke gut im Spiel und hatten mit Salih Özcan einen Anführer in ihren Reihen, wie ihn sich jeder Trainer wünscht. Nicht von ungefähr war es der 22-Jährige, der das 1:0 vorbereitete. Özcan lief die rechte Flanke runter und fand Jan Thielmann. Der Youngster schien zunächst nicht so richtig zu wissen, was er wollte, verstoppte den Ball leicht, fand ihn aber auf seinem rechten Fuß wieder und drückte ab. Von Maxence Lacroix Hacke abgefälscht, kullerte die Kugel ins lange Eck (18.). Es war im 20. Bundesligaspiel das erste Tor für den 18-Jährigen. Exakt so jung war auch Lukas Podolski, als er 2003 gegen Rostock zum ersten Mal für den FC traf. „Das werde ich mir noch öfter anschauen. Ich bin froh über das Tor und werde es heute Abend alleine mit meiner Freundin feiern.“

Die Wolfsburger zeigten sich vom Rückstand allerdings recht unbeeindruckt. Nach einem Fallrückzieher von Maximilian Philipp (22.), den Timo Horn parierte, ergaunerte sich Maximilian Arnold einen Freistoß gegen Sebastiaan Bornauw. Der Wolfsburger hatte sicher im Hinterkopf, dass die Position äußerst aussichtsreich war. Arnold schnappte sich also den Ball und zirkelte ihn aus 22 Metern mit links unhaltbar zum 1:1 ins rechte Eck (29.). Als sich dann Salih Özcan erst an den hinteren rechten Oberschenkel fasste und anschließend ausgewechselt werden musste (39.), hätte noch mehr Unheil über den FC hereinbrechen können.

Stattdessen gewann Ismail Jakobs einen Zweikampf gegen Weghorst und verlagerte das Geschehen auf rechts zu Elvis Rexhbecaj. Der Leihspieler aus Wolfsburg wartete geschickt, bis Ondrej Duda in Position gelaufen war. Wie der Slowake dann den Ball zum 2:1 hoch ins kurze Eck jagte, entsprach höchster Fußballkunst (43.). Die Führung war verdienter Lohn für eine starke Teamleistung der Kölner. Nach 45 Minuten standen 60,5 gelaufene Kilometer für die Gisdol-Elf zu Buche.

Wolfsburg unbeeindruckt

Die Wölfe hatten allerdings in dieser ersten Hälfte auch in vielen Szenen gezeigt, warum sie noch ungeschlagen und Tabellenfünfter sind. Coach Oliver Glasner hat dem VfL-Spiel eine Struktur verpasst, in der die Rädchen ineinander greifen und vorne Wout Weghorst steht. Der Niederländer, der nie aufhört zu arbeiten und als Stoßstürmer laufstärkster Wolfsburger in dieser Saison ist, hat in den vergangenen sechs Spielen auch noch sechs Tore erzielt. Und Nummer sieben ließ nicht auf sich warten. Als Steffen Ismail Jakob davon lief und Sava Cestic sich zu weit von Weghorst weg positionierte, traf der Torjäger aus kurzer Distanz per Kopf zum 2:2 (47.).

Für die Kölner der denkbar ungünstigste Auftakt in die zweite Halbzeit und für die Gäste das Signal den Druck zu erhöhen. Der FC konnte sich kaum noch befreien, wackelte bedenklich und hatte Glück, dass Steffen aus sechs Metern links vorbeischoss (53.). „Die Wolfsburger haben unheimlich aufgedreht“, lobte Markus Gisdol den Gegner. Seinem Team fehlte vor allem der bis zu seiner Auswechslung extrem präsente Özcan in dieser Phase an allen Ecken und Enden. Es dauerte bis zur 70. Minute, ehe sich die Hausherren wieder aus der Umklammerung lösen konnten. Hätte Marius Wolf sich nach einem Solo über rechts nicht verzettelt sondern Duda angespielt (73.) oder Sebastiaan Bornauw die Kölner Standardstärke per Kopf untermauert (74.), die nächste Überraschung wäre möglich gewesen.

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Weil die Geißböcke hinten nichts mehr zuließen, verdienten sie sich schließlich als Abstiegskandidat einen wichtigen Punkt gegen ein Team mit Europapokal-Ambitionen und bleiben vor dem Kellerduell in Mainz auf Platz 15 und damit über dem Strich. „Die vier Punkte gegen Dortmund und Wolfsburg hätte ich im Vorfeld unterschrieben und ein festes Siegel drauf gemacht. Wir haben zwar zweimal geführt, aber am Ende ist das 2:2 gegen einen starken Gegner ein gerechtes Ergebnis“, sagte FC-Sportchef Horst Heldt.

1. FC Köln: T. Horn; Wolf (88. Schmitz), Cestic, Bournauw, J. Horn, Jakobs; Skhiri, Rexhbecaj (88. Andersson), Özcan (39. Drexler), Thielmann, Duda. – VfL Wolfsburg: Casteels; Baku, Lacroix, Brooks, Roussilion (76. Paulo Otavio); Schlager, Arnold; Steffen (90. Marmoush), Philipp (68. Ginczek), Brekalo; Weghorst. - SR.: Jablonski (Bremen). – Tore: 1:0 Thielmann (18.), 1:1 Arnold (29.), 2:1 Duda (43.), 2:2 Weghorst (47.) . – Gelbe Karten: Paulo Otavio.